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Wachstumstempo lässt nach China: Exporte sinken – der taumelnde Riese erhöht die globalen Risiken

China: Exporte sinken - der taumelnde Riese erhöht die globalen Risiken

China mutiert immer mehr zum Sorgenkind der Weltwirtschaft. Vor allem der Rückgang der Exporte ist ein Indiz für die Probleme im Reich der Mitte, aber auch für die Abschwächung des globalen Handels. In der Nacht wurden in China die Daten der Handelsbilanz für den August veröffentlicht. Auffällig ist die Verlangsamung des Exportwachstums, dieses ist erneut stärker als erwartet zurückgegangen. Die Gründe dafür sind zahlreich.

Einerseits hat die globale Nachfrage nach Gütern nachgelassen und andererseits leidet die heimische Produktion unter der strengen Covid-Politik. Angesichts einer Zunahme der Covid-Ausbrüche in China befinden sich inzwischen immer mehr Städte im Lockdown. Die harten Maßnahmen führen zu einer nachlassenden Inlandsnachfrage, weshalb die Importe ebenfalls rückläufig sind. Nebenbei belasten auch noch die Immobilienkrise und die zahlreichen Regularien der Regierung gegen die hiesigen Unternehmen die chinesische Wirtschaft.

Rückgang der Exporte und Importe

Die Exporte stiegen im August um 7,1 % gegenüber dem Vorjahr auf 314,9 Mrd. USD, erwartet wurde jedoch ein Wachstum von 12,8 %. Dies war der geringste Anstieg seit April. Die Importe wuchsen indessen nur um 0,3 % (erwartet 1,1 %) und damit deutlich langsamer als noch im Juli (2,3 %). Unter dem Strich lag der Handelsüberschuss bei 79,4 Mrd. USD.

Die Daten spiegeln eine Verlangsamung der weltweiten Wirtschaftsdynamik wider. Sowohl in Europa als auch in China hat die Produktionsaktivität nachgelassen. Die Gründe sind unterschiedlich: In Europa wegen der gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, in China wegen der Covid-Politik und der rückgängigen Binnennachfrage. Zuletzt hat sich die Covid-Situation in China verschlimmert. Wichtige Produktions- und Exportzentren wie zum Beispiel Yiwu in der östlichen Provinz Zhejiang wurden abgeriegelt.

In einem Gespräch mit Bloomberg sagte Lu Ting, Chefökonom für China bei Nomura Holdings Inc,, „Chinas Exportwachstum geht nach zwei Jahren außergewöhnlichen Wachstums auf ein normaleres Niveau zurück. Der Handelsüberschuss ist aufgrund niedriger Importe erhöht, was auf Chinas schwache Binnennachfrage hindeutet.“

Exporte: Chinas Exportwachstum verlangsamt sich

Der Welthandel schwächelt

Die Kosten für Containerschiffe, die zu Jahresbeginn noch auf einem Rekordwert notierten, sind in den vergangenen Monaten eingebrochen. Dies deutet zwar auf eine gewisse Entspannung bei der Überlastung der Häfen hin, aber auch auf eine weltweit schwächere Nachfrage. Chinas Exporte schrumpften zuletzt an allen Fronten. So haben die Exporte in die USA beispielsweise um 3,8 % nachgelassen. Laut Bloomberg gingen auch die Ausfuhren nach Taiwan zum ersten Mal seit Januar 2020 zurück. China hatte Anfang August als Vergeltung für den Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, auf der Insel einen Teil des Handels mit der Insel eingestellt, was sich auf die Lieferungen ausgewirkt haben könnte. Das Wachstum der Ausfuhren in die Europäische Union verlangsamte sich gar von 23,2 % im Juli auf 11,1 % im August.

Die rückläufige weltweite Nachfrage ist ein schlechtes Omen für Chinas Exporte, die seit der Pandemie eine wichtige Triebfeder für die Wirtschaft waren und im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachten. Das Exportwachstum im August ist zudem trügerisch. Laut Bloomberg gibt es Anzeichen dafür, dass die Preisinflation bei den Exporten allmählich eine größere Rolle spielt als das Volumenwachstum – nach einer Schätzung der Macquarie Group Ltd. war etwa die Hälfte des Exportwachstums im Juli auf den Preiseffekt zurückzuführen.

Chinas Exportwachstum: Preis-Effekte der Exporte nehmen zu

Chinas Wachstum geht zurück

Laut Bloomberg hat sich das reale Importwachstum seit Ende des ersten Quartals ins Negative gedreht, was darauf hindeutet, dass die Nachfrageseite immer noch mit Gegenwind zu kämpfen hat, so Zhou Hao, Chefvolkswirt bei Guotai Junan International Holdings Ltd. Aber die Preiseffekte werden weiterhin das Bild der Handelsleistung trüben, sagte er. Eine Verlangsamung der Exporte würde die Wirtschaft weiter belasten, die bereits unter der stockenden Wiedereröffnung der Covid-Industrie und dem seit einem Jahr andauernden Einbruch des Immobilienmarktes leidet.

Die chinesische Regierung muss also an zwei Fronten kämpfen. Zum einen muss sie die Binnennachfrage ankurbeln. Dies hat sie zuletzt auch versucht. Um die Konjunktur zu stützen, senkte Chinas Zentralbank gegen den weltweiten Trend die Zinsen. Angesichts der eingetrübten globalen Aussichten dürfte es jedoch schwer werden das Exportwachstum zu erhöhen, der globale Handel dürfte unter Druck bleiben. Chinas Wachstumsmotor gerät also weiter ins Stottern. Der Blick auf die Entwicklung der Wachstumsraten zeigt einen deutlichen Abwärtstrend.

statista: Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts BIP - China

FMW/Bloomberg/statista



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