Aktien

China exportiert seine Blase nach Deutschland

Von Markus Fugmann

Wenn ihr die Welt mit billigen Euros flutet, dann exportieren wir eben unsere Blase nach Deutschland und Europa – so lautet offenkundig das Motto chinesischer Finanzpolitik. Wie heute bekannt wurde, gehen die Deutsche Börse, die Shanghai Stock Exchange und die China Financial Futures Exchange ein Joint Venture ein: ab dem vierten Quartal diesen Jahres können dann in Frankfurt und an anderen europäischen Börsenplätzen ETFs gehandelt werden, die die wichtigsten chinesischen Aktienindizes abbilden. Diese ETFs wiederum werden dann in Yuan gehandelt, unterliegen jedoch deutschem und europäischem Recht. Die Deutsche Börse und die Shanghai Stock Exchange halten jeweils 40% an dem Joint Venture, die China Financial Futures Exchange die restlichen 20%.

Dass nun auch Europäer in den Genuß kommen, in die chinesische Aktienblase zu investieren, ist natürlich eine sehr gute Nachricht! Endlich stehen Märkte wie in Shanghai und Shenzhen offen, die nur ganz leicht gestiegen sind im letzten Jahr: der Shanghai Composite lediglich 140%, in Shenzhen sind die Kurse auch nur um 160% gestiegen, während sich die Konjunktur im Reich der Mitte in diesem Zeitraum deutlich abgekühlt hat. Am Aktienmarkt in Shenzhen liegt das durchschnittliche KGV bei extrem günstigen 71, von den 1700 in Shenzhen gelisteten Aktien sind weniger als 10 nicht gestiegen im Laufe der letzten zwölf Monate. Da werden sich also viele echte Schnäppchen finden, garantiert!

Dass die neuen Produkte in Yuan gehandelt werden, entspricht der Strategie Pekings, der eignen Währung Weltgeltung zu verschaffen. Der Yuan dürfte vom IWF bald als Reservewährung (Sonderziehngsrechte, SDR) anerkannt werden, da hat man dann beim IWF gestern höflicherweise gleich einmal verlauten lassen, dass der Yuan nun nicht mehr unterbewertet sei. Das hat man in Peking gerne gehört.

Fast unbemerkt vom Westen hat die Regierung in China eine finanzpolitische Kehrtwende sondergleichen hingelegt: nix ist mehr mit Stabilsierung, Expansion ist wieder das Thema, um die lahmende Konjunktur durch eine Blase an den chinesischen Fiannzmärkten aufzuhübschen. So erlaubt die Regierung nun die Umschuldung von hochverschuldeten Provinzen, die ihre bisherigen Anleihen mit Unterstützung der Regierung in neue, deutlich niedriger verzinste Strukturen umwandeln dürfen – ein gigantisches Projekt, das Zahlungsversprechen in die weite Zukunft verschiebt und gleichzeitig den bis zur Halskrause verschuldeten Provinzen erlaubt, ruhig noch mehr Schulden aufzunehmen. Auch die Banken sind angewiesen worden, bei der Kreditvergabe für Unternehmen nicht mehr so genau hinzuschauen – Hauptsache, die Kreditversorgung läuft, egal was dann passiert.

All das geschieht, um die magische 7% beim Wachstum irgendwie halten zu können. Faktisch führt das dazu, dass die chinesichen Unternehmen, die so hoch verschuldet sind wie in keinem anderem Land der Welt, sich noch stärker verschulden, ebenso die Provinzen. Früher oder später wird das zu einer Entwicklung führen, wie wir sie in Japan in den 90er-Jahren erlebt haben: irgendwann ist die Blase so groß, dass sie implodiert. Während die Welt aber das Platzen der japanischen Blase verkraften konnte, wird das beim Platzen der Blase in China nicht mehr der Fall sein. Und je mehr China seine Blase exportiert – wie jetzt mit dem Joint Venture zwischen Deutscher Börse, der Shanghai Stock Exchange und der China Financial Futures Exchange – umso härter wird uns auch im Westen das Platzen der Bubble treffen. Die nächste große Finanzkrise wird alles Bisherige bei weitem übertreffen – und ihr Auslöser wird aller Wahrscheinlichkeit China sein!



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3 Kommentare

  1. Weltwährung heißt am Ende auch Welthaftung. Man kann es auch „systemisch“ nennen.

    Dem Vernehmen nach könnte China sofort pleite sein, sollten die (nominell größeren) Forderungen aus den bislang aufgelegten Finanzierungen im Lande der aufgehenden Sonne fällig gestellt werden. Dies geschieht nach allgemeinem Bankenusus dann, wenn sich genügend Gründe finden.

    Betrachtet man die Verhältnisse in der chinesischen Wirtschaft – die zugleich Politik ist – genauer, könnte auffallen, daß manch Überbewertung vor allem börsennotierter Unternehmen einher ginge mit einem überhöhten Finanzrahmen.
    Vulgo: Teile der Wirtschaft scheinen überfinanziert – ähnlich den überbewertete Immobilien hortenden Subprimern vor 2008.

    Dieser Gefahr möchte man begegnen indem das Wachstum möglichst anhält – und so in der Lage wäre, derartige Lücken zu überdecken. Zeitgewinn ist in China offenbar ebenso das Motto wie in USA und Europa. Das kostet Geld der Steuerzahler, die auf längere, manchmal schon kürzere, Sicht mit einer solchen Politik in den Orkus fahren – zwangsläufig.

    Tritt dann – wie etwa in Europa – noch die Problematik einer zur Unzeit sowie auch noch fehlallokierten Gemeinschaftswährung hinzu, scheint jede Politik ganz offensichtlich überfordert.
    Man läßt es einfach laufen und hofft, für die Folgen nicht mehr verantwortlich gemacht zu werden. Drei-Affen-Prinzip wird das auch genannt.

    1. Nachtrag: Der Überschrift nach könnte Deutschland sodann im Falle einer Entleerung – sei es un- oder willkürlich – kläglich ersaufen. Keine schöne Vorstellung.

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