Die Handelsbilanz von China im August offenbart erste Schwächen im Exportmodell – trotz stabiler Zahlen zeigen sich tieferliegende Brüche im globalen Geflecht.
China im August: Handelsbilanz zeigt Risse im Exportmodell
Die Handelsbilanz von China im August signalisiert auf den ersten Blick Stabilität, doch zugleich treten Bruchstellen im Exportmodell hervor. Hinter den soliden Zahlen verbergen sich strukturelle Schwächen, die immer deutlicher hervortreten. Während Exporte weiter zulegen, stagniert der Warenfluss in entscheidenden Bereichen, und ausländische Investoren zeigen Zurückhaltung. Diese Entwicklungen weisen darauf hin, dass das Fundament der Wirtschaft von China anfälliger ist, als die Schlagzeilen vermuten lassen.
Handelsstatistik offenbart die Bruchlinien
Die gestern von der chinesischen Zollbehörde veröffentlichte Handelsbilanz liest sich wie ein Roman. Es gibt eine Haupthandlung, die klar im Zentrum steht, doch auch zahlreiche Nebenstränge, die sich mit ihr verweben und dadurch Aufmerksamkeit erzwingen. Hinter diesem Geflecht werden die strukturellen Schwächen der chinesischen Wirtschaft sichtbar. Die Statistik wirkt weniger grob gezimmert als sonst, eher wie der Auftakt zu einem epischen chinesischen Drama, wie im „Pavillon der Familie Zhang“, einem klassischen chinesischen Familienepos wie „Berlin-Alexanderplatz“. Dort hält der Schein der heilen Welt noch eine Zeit lang, doch die Brüche im Fundament treten schon hervor. Am Ende zerbricht die Familie. Ein zwangsläufiges Gleichnis ist das nicht, Warnzeichen gibt es aber genug.
China: Exporte steigen, Importe schwächeln
Zunächst scheint die Welt des chinesischen Außenhandels intakt. Die Exporte legten im August um 4,4 Prozent zu. Das lag zwar unter den Erwartungen von 5,5 Prozent, bedeutete aber keine Katastrophe. Auch die Importe stiegen, wenn auch nur um 1,4 Prozent und damit deutlich schwächer als im Vormonat. Im sogenannten normalen Handel, der keine Veredelungsprozesse in Zollfreilagern umfasst, lagen die Importe sogar 1,6 Prozent unter Vorjahr, während die Exporte 5,9 Prozent höher ausfielen. Damit zeigt sich der erste Bruch. China verliert an Attraktivität als Zwischenstation für die Veredelung von Produkten, die danach in Drittländer ausgeführt werden. Der Trend ist nicht neu, blieb bisher jedoch weitgehend unbeachtet.
Veränderte Warenströme: ASEAN-Handel verliert Dynamik
Die Haupthandlung dieser Handelsbilanz liegt aber in den Warenströmen, die sich verschieben. Seit Trump neue Zölle angekündigt hat, schwächte sich der direkte Handel mit den USA ab. Chinas Exporte erreichten den reichen Onkel dennoch über den Umweg der ASEAN-Staaten. Dorthin stiegen die Ausfuhren, gleichzeitig flossen mehr Waren von Südostasien zurück nach China. Nun hat sich das Verhältnis verändert. Die Exporte in die USA gingen im August um 15,5 Prozent zurück, während die chinesischen Ausfuhren in die ASEAN-Staaten nur um 14,6 Prozent zunahmen. Der Umweg, den die Waren, die für die USA bestimmt sind, nehmen, ist nun größer als der direkte Handel. Auch die Importe aus dem Staatenbund stagnierten bei minus 0,3 Prozent.
Die Ursachen liegen tiefer, als es der bloße Rückgang in den Zahlen vermuten lässt. Zum einen erschweren neue Exportkontrollen die empfindlichsten Ströme: Malaysia verschärft die Regeln für KI-fähige US-Chips, Singapurs Lieferungen schwächeln. Damit stocken die Re-Exporte aus ASEAN nach China gerade bei Elektronikgütern, die im Zentrum der geopolitischen Auseinandersetzung stehen. Zum zweiten verschiebt sich die Geografie der Wertschöpfung: Chinesische Firmen verlagern Teile der Endmontage nach Vietnam, Thailand oder Malaysia. Was früher als Vorleistung nach China zurückfloss, bleibt heute in der Region und geht direkt in die USA. Der Umweg über ASEAN funktioniert, aber in einer Richtung und ersetzt den direkten Export in die Vereinigten Staaten, während die zirkulären Ströme nach China versiegen.
Afrika gewinnt, BRICS verlieren
Auch andere Regionen treten stärker in den Vordergrund. Der Handel mit Afrika stieg im Jahresvergleich um 15,4 Prozent, der mit Lateinamerika um 1,3 Prozent. Beide Regionen zusammen erreichen jedoch nicht das Niveau des Handels mit Europa. Zudem zeigen sich klare Verlierer. In Brasilien schrumpfte der Austausch um 8,6 Prozent, in Südafrika um 4,1 Prozent. Der Handel mit Russland sank ebenfalls um 9,4 Prozent. Einzige Ausnahme war Indien. Starke Exporte ließen den Austausch um 12,8 Prozent steigen und übertrafen damit die Einbußen bei den Importen. Der Adler trieb den Elefanten zum Drachen, der ihn nun verschlingt. Abgesehen vom Stolz, den Indien verlieren würde, wenn es Trump gehorcht und auf russisches Öl verzichtet, bleiben wenige Gründe, warum sich Indien in die Abhängigkeit von Peking begeben sollte.
Drei Erzählstränge kreuzen sich hier. Der Handel zwischen China und den BRICS nimmt ab, am stärksten auf der Seite der Partner. Das hat mit dem geringeren Bedarf an Rohstoffen zu tun. Sojabohnen, Kohlenwasserstoffe, Erze, Mineralien – China nimmt weniger ab. Selbst bei fossilen Energieträgern profitiert Russland nicht, obwohl es als bevorzugter Partner gilt.
Kohle aus Australien ist zwar nicht billiger, liefert aber mehr Energie und verursacht weniger Schadstoffe. Aber nicht nur von den BRICS-Staaten bezieht China weniger Rohstoffe, sondern auch von den ASEAN-Staaten. Im Juli zog die Nachfrage nach Öl für die Industrie an und sorgte hier für ein kleines Plus. Im August brach der Ölbedarf um fast zwölf Prozent ein, während die Kohleeinfuhren kräftig stiegen und den kumulierten Bedarf seit Jahresbeginn (YtD) übertrafen.
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Der heiße Juli trieb den Stromverbrauch in die Höhe und machte Kohle kurzfristig unverzichtbar. Chinesische Käufer reduzierten die Importe von indonesischer Kohle und weichen auf höherwertige Kohle aus Australien aus. Bei LNG gehen die Einfuhren zurück, was auch Malaysias Exporte betrifft. Gleichzeitig deckt sich China massiv in Guinea mit Bauxit ein – Rekordmengen, die den Ausfall Indonesiens kompensieren, wo strengere Regulierung die Exporte drosselt.
Chinas Wirtschaft verliert ausländische Investoren
Das letzte Kapitel endet schließlich im romantischen Moll. Die Investitionen ausländischer Unternehmen in langlebige Ausrüstungen sind eingebrochen. Schon für die Monate Juni und Juli hatte Gerald DiPippo festgestellt, dass die Investitionen ins verarbeitende Gewerbe zurückgingen. Im August scheint sich dieser Trend fortzusetzen. Minus 62 Prozent beim Import von Ausrüstung durch ausländische Investoren sprechen eine klare Sprache.
Der Außenhandel bleibt robust, doch die Risse im Gebälk sind deutlicher geworden. Der Überschuss summierte sich in den ersten acht Monaten auf 785 Milliarden Dollar. Exporte von Elektrofahrzeugen oder Maschinen zeigen weiterhin Stärke. Doch die schwache Binnennachfrage, stagnierende Importe aus den ASEAN-Staaten und wegbrechende Investitionen deuten auf tieferliegende Probleme. Die Anpassungen der Lieferketten schränken nicht nur die Exportindustrie ein, sondern machen die Wirtschaft insgesamt verwundbarer. Über all dem hängt das Damoklesschwert neuer US-Zölle. Weitere Maßnahmen würden nicht nur Chinas exportorientierte Wirtschaft hart treffen, sondern die gesamte Wirtschaft.
Es wirkt wie in jener Szene im „Pavillon der Familie Zhang“, in der die Familie noch einmal gemeinsam im Pavillon tafelt: nach außen ist die Ordnung gewahrt, doch jeder am Tisch weiß, dass das Geflecht aus Abhängigkeiten zerfasert. Neue Verbindungen entstehen, aber sie erscheinen schwächer, als die lang gewachseneren Strukturen. Verlieren werden am Ende alle.
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Staatspräsident Xi Jinping wird dies innerhalb der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) und BRICS, wozu ja auch der Iran gehört, thematisieren.