China rutscht tiefer in die Deflation. Industriegewinne brechen erneut ein. Überkapazitäten, Preiskämpfe und schwache Nachfrage setzen die Wirtschaft unter Druck. Chinas Wirtschaft bleibt in einer hartnäckigen Deflationsspirale gefangen, die die Industriegewinne weiter belastet. Laut den neuesten Daten des Nationalen Statistikamtes sanken die Gewinne der Industrieunternehmen im Juni um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nach einem noch stärkeren Rückgang von 9,1 Prozent im Mai. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Rückgang von insgesamt 1,8 Prozent. Das unterstreicht die anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen im Land.
China: Preisverfall, Nachfrageschwäche und Überkapazität belasten Gewinne
Der Rückgang der Industriegewinne geht auf mehrere Faktoren zurück. Die schwache Inlandsnachfrage bildet zusammen mit der anhaltenden Deflation das Fundament der aktuellen Lage. Hinzu kommen aggressive Preiskämpfe in verschiedenen Sektoren. Sinkende Industriepreise und eine rückläufige Nachfrage haben die Kapazitätsauslastung im zweiten Quartal 2025 auf 74 Prozent gedrückt. Das ist der zweitniedrigste Wert seit 2013. Einige Branchen zeigen jedoch Widerstandskraft. Das verarbeitende Gewerbe, insbesondere exportorientierte Unternehmen, verzeichnete einen Gewinnzuwachs von 4,5 Prozent. Auch Versorgungsunternehmen wie Strom- und Wasserversorger erzielten positive Ergebnisse.
Staatliche Bergbauunternehmen unter starkem Druck
Besonders stark leidet der Bergbausektor unter den aktuellen Marktbedingungen. Sinkende Weltmarktpreise, vor allem bei Kohle, sowie eine rückläufige Nachfrage aus dem Energiesektor und der Stahlindustrie infolge der Immobilienkrise belasten die Gewinne. Die Regierung versucht hier gegenzusteuern, indem sie die Förderquoten reduziert.
Auch bei der Betrachtung nach Unternehmensarten zeigt sich ein klares Bild. Staatliche Unternehmen, stark im Bergbau engagiert, mussten deutliche Verluste hinnehmen. Private Unternehmen kamen auf ein Plus von 1,8 Prozent, ausländisch geführte Unternehmen auf 2,5 Prozent. Diese Unterschiede verweisen auf die strukturelle Spaltung der chinesischen Wirtschaft. Wer exportorientiert ist und über mehr Flexibilität verfügt, bleibt stabiler.
Außenhandel stabilisiert Teile der Industrie in China
Trotz globaler Handelsspannungen, etwa im Zollkonflikt mit den USA, zeigt sich die Exportindustrie weiterhin stabil. Sinkende Inputpreise bei Rohstoffen und Komponenten haben die Margen vieler Fertigungsunternehmen gestützt. Damit bleibt ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten erhalten, auch wenn zusätzliche Belastungen durch Handelsbarrieren drohen. Die Abhängigkeit vom Außenhandel birgt allerdings Risiken, etwa durch geopolitische Spannungen oder eine Eskalation von Zollmaßnahmen.
Politik zögert beim Abbau der Überkapazitäten
Die Zahlen für Juni machen den Handlungsdruck für die Regierung deutlich. In wettbewerbsintensiven Branchen wie der Automobilindustrie oder im Bereich der Lieferdienste spitzen sich die Preiskämpfe zu. Der Kern des Problems liegt aber in den enormen Überkapazitäten, vor allem im Automobilsektor und der Stahlproduktion. Ihr Abbau hätte gravierende soziale Folgen, denn Millionen Arbeitsplätze wären betroffen. Ein Ersatz dafür ist nicht in Sicht.
Die schwache Binnennachfrage bleibt ein weiteres zentrales Problem. Programme wie die Verschrottungsprämie sind nötig, um den Konsum zu stützen und der Deflation entgegenzuwirken. Ohne solche Impulse droht eine weitere wirtschaftliche Stagnation, die auch die Erholung bei den Industriegewinnen verzögert.
Das strukturelle Hauptproblem bleibt ungelöst. Überkapazitäten drücken die Erzeugerpreise und damit auch die Gewinne. Der Staat weigert sich, diese Überkapazitäten konsequent abzubauen, weil damit ein massiver Stellenabbau einherginge. Stattdessen setzt China auf den Export der überschüssigen Produktion, abgesichert durch Subventionen auf allen Ebenen und einen unterbewerteten Yuan.
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