Aktien

China: in einer Woche so viel verloren wie gesamte Marktapitalisierung Australiens

Von Markus Fugmann

Für Chinas Zocker war die vergangene Woche nicht wirklich erfreulich: der Shanghai Composite verlor mit 13% so viel wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Insgesamt haben sich damit an Chinas Festlands-Börsen (also Shanghai und Shenzhen) 1,3 Billionen US-Dollar in Luft aufgelöst – das entspricht der Marktkapitalisierung des gesamten Aktienmarkts in Australien!

Das trifft die Zocker besonders hart, weil sie 80% des gehandelten Volumens an den Märkten Festland-Chinas beisteuern. Von der Hausfrau zu jungen Städtern – sie alle haben deutliche Wohlstandsverluste erlitten in der letzten Woche. Sie alle hatten die Medienpropaganda der Regierung ernst genommen und in Aktien spekuliert, besonders hoch im Kurs waren Neuemissionen, die teils wochenlang den maximal möglichen Tagesgewinn von 10% erreichten (und dann aufgrund der limit-up-Regel vom handel ausgesetzt werden). Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältniss (KGV) an den Märkten Festlands-Chinas liegt bei 92 (!!) – und das nach dem Crash der letzten Woche. Zum Vergleich: auf dem Höhepunkt der Aktien-Euphorie im Jahr 2007 in China lag das durchschnittliche KGV bei durchaus auch sportlichen 67. Kein Wunder, dass Credit Suisse und Bank of America vor der Blase an Chinas Aktienmärkten warnten in den letzten Wochen.

Aber seit der Euphorie 2007 hat die Wachstumsstory China erhebliche Kratzer bekommen, die Schulden von (staatlichen) Unternehmen und Lokalverwaltungen sind explodiert, die Wirtschaft kühlt ab, einzelne Branchen wie die Stahlbranche stehen vor dem Exitus. Man könnte sagen: je stärker die Wirtschaft abkühlte, umso höher stiegen die Kurse. Das geht eine Zeit lang gut, aber irgendwann ist das Band überdehnt und schnappt scharf zurück.

Einer der Auslöser der einsetzenden Panik ist die Anhebung der für Spekulationen erforderlichen Sicherheitshinterlegung (Margin) durch die wichtigsten Broker des Landes GF Securities Co., Haitong Securities Co. und Changjiang Securities Co. Am 12.Juni hatte die Regulierungsbehörde darüber hinaus Beschränkungen des Margin-Handels angekündigt, ohne bisher jedoch ins Detal zu gehen. Nun hat sich erstmals seit Wochen der Margin Debt, also das gehebelte oder kreditfinanzierte Volumen der an Chinas Börsen bewegten Aktien-Werte wieder verringert: von 1,483 Billionen Yuan (ca. 238 Milliarden Dollar) auf 1,479 Billionen Yuan. Der Margin Debt ist gewissermaßen die Fieberkurve der Euphorie in den China: sinkt er, ist das ein Zeichen von Ernüchterung, steigt er, laufen auch die Märkte heiß. Man darf gespannt sein, wie es in China weiter geht – heute ist erst einmal Feiertag.



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