Asien

China: jetzt beginnen die Massenentlassungen!

FMW-Redaktion

Es war lange angekündigt, jetzt wird es in die Tat umgesetzt: die Massenentlassungen in China beginnen. Den Anfang macht das 2004 gegründete staatliche Kohle-Unternehmen Heilongjiang Longmay Mining in der nordchinesischen Stadt Harbin – einer Stadt mit gut 3,2 Millionen Einwohnern im Stadtgebiet.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua heute Nacht berichtete, werden zunächst 22.500 Mitarbeiter entlassen – doch sei dies nur der erste Schritt, bevor dann weitere Entlassungen folgen würden. Heilongjiang Longmay Mining beschäftigt derzeit 224.000 Angestellte – und damit fast jeden zehnten Einwohner der Stadt Harbin. Rechnet man die Angehörigen der Entlassenen hinzu, ist das für den Arbeitsmarkt Harbins ein schwerer Schlag.

Heilongjiang Longmay Mining ist dabei ein besonders drastisches Beispiel für Ineffizienz: das Unternehmen hat dreimal so viele Angestellte im Bezug auf seine Produktion als der Branchendurchschnitt, schleppt also einen gigantischen Wasserkopf mit sich. Das ist nun auch den Bürokraten in Peking aufgefallen, zumal das Unternehmen seit Jahren Verluste schreibt. Die jährlichen Lohnkosten liegen bei 10 Milliarden Yuan, bislang konnten diese Löhne aufgrund der horrenden Verluste, die Heilongjiang Longmay Mining einfuhr, nur durch die Aufnahme neuer Kredite und staatlicher Zuschüsse bezahlt werden.

Nun also zieht man die Reißleine – und das hatte sich auf dem Volkskongreß, der am letzten Wochenende stattgefunden hatte, schon angekündigt. So hatte Präsident Xi Jinping explizit die anwesenden Vertreter der Provinz Heilongjiang aufgefordert, neue Wege für Wachstum zu finden – Peking werde alles tun, um die Region dabei zu unerstützen. Heute begründete der Gouverneur der Region, Lu Hao, der auch in Chinas Alibi-Parlament sitzt, die Notwendigkeit der Entlassungen: seine Provinzregierung habe schlicht nicht die finanziellen Mittel für einen Bail-out der Firma Heilongjiang Longmay Mining.

All das ist nur ein Beginn: insgesamt sollen in ganz China nach neuesten Angaben „nur“ 1,8 Millionen Menschen entlassen werden, zuvor lag die Zahl wesentlich höher, die Offiziele genannt hatten. Peking versucht gleichzeitig mit einem ineffektiven Gießkannen-Prinzip Start-ups zu fördern, doch ist dieser Versuch aus vielerlei Gründen wenig aussichtsreich (siehe dazu unseren Artikel „Chinas gigantischer (und wohl erfolgloser) Versuch, Start-ups zu schaffen“).

Zentrales Problem Chinas bleibt die Kombination aus Ineffizienz und Schulden. Laut Angaben von Insidern bereitet die chinesische Notenbank PBOC derzeit eine Art „Taschenspieler-Trick“ vor: demnach sollen Chinas offizielle Banken die Möglichkeit erhalten, faule Kredite auszulagern, indem diese in Anteile der jeweiligen Kredit-nehmenden Firmen getauscht werden. Sprich die Banken werden Anteilseigner jener Firmen, die ihre Kredite nicht zurück zahlen können, mit dem schönen Effekt, dass die „faulen Kredite“ aus den Bilanzen der Banken verschwinden. Faktisch bedeutet das: Schrott wird gegen Schrott getauscht, aber optisch sieht die Sache prima aus. Fragt sich nur, wie lange solche Tricks den Schulden-Tsunami Chinas kaschieren können..



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1 Kommentar

  1. Nur keine Panik!
    1.8 millionen Arbeiter werden Entlassen, das sind gerade mal 0.1% der chinesischen Bevölkerung, also nicht der rede wert. Und das sind vor allem Jobs um unteren Lohnsektor, wo meist beide Ehepartner arbeiten, daher wird auch die Auswirkung auf die Angehörigen recht klein sein.
    Laut CIA factbook sind in China rund 58% der Bevölkerung erwerbstätig. Das heist 1.8 Millionen Entlassungen sind erhöhen die Arbeitslosenquote um knapp 0.2%. Das geht in den saisonalen Schwankungen unter.

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