Asien

Die Zerstörung der Konsumlüge China: Konsum-Wunder entpuppt sich als Scheinriese

Wachstum in China funktioniert vorwiegend nur noch auf Pump

China Konsum

Die Überschriften über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in China im ersten Quartal konzentrierten sich auf den offensichtlich gut entwickelten Konsum. Laut der staatlichen Statistik wurde ein jährliches BIP-Wachstum von 4,5% erreicht, wobei der Konsum einer der Haupttreiber war, mit einem Zuwachs von 10,6% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Boomt also der Konsum in China? Nicht wirklich.

China: Sorgenkind Konsum

Dies ist vor allem vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Konsum das Sorgenkind der Wirtschaft in China ist. Das chinesische Wirtschaftswunder entwickelte sich mit der Öffnung gegenüber dem Ausland und dem damit beginnenden Export unter Deng Xiaoping. Xi Jinping fügte diesem „Äußeren Kreislauf“ die Doktrin vom „Inneren Kreislauf“ hinzu – den Binnenkonsum. Aber seit der Immobilienkrise kommt dieser „Innere Kreislauf“ nicht wirklich zum Laufen. Zur Immobilienkrise gesellte sich Corona – und letztendlich ist es diese Konstellation, die nominell nun ein starkes Wachstum vorspiegelt.

Der Substrack „China Chart“ hat nun eine ausführliche Analyse des BIPs vorgestellt. Hier soll es sich aber vornehmlich um den Wachstumstreiber, also den Konsum, handeln.

Ein genauerer Blick auf den Konsum in China im März

Bei der Betrachtung der Einzelhandelsumsätze im ersten Quartal des Jahres 2023 fällt auf, dass die März-Umsätze (roter Balken) unter den des Januars und Februars liegen. Vergleicht man aber die Daten mit dem Jahr 2022, sieht man sofort, dass der März 2022 (schwarzer Pfeil in der Grafik) deutlich (aufgrund der einsetzenden Lockdowns) gegenüber Januar und Februar desselben Jahres gefallen ist. Das Wachstum des ersten Quartals erscheint nur deshalb so stark, weil die Basis der Berechnung – der März 2022 – so schwach war.

China Konsum Einzelhandel

Wachstum nur auf Grund des niedrigen Basiswertes

Die Einzelhandelsumsätze im Jahr 2022 sanken noch einmal erheblich im April 2022 (oranger Pfeil), um dann wieder zu steigen. Daraus ergibt sich: selbst wenn die Umsätze im April 2023 denen des Märzes entsprechen würden, würde kein Wachstum zum Vormonat generiert. Dies würde einem Zuwachs im Jahresvergleich von atemberaubenden 28,2% entsprechen. Der angebliche Anstieg wäre also nur ein Effekt, der auf dem niedrigen Basiswert beruht.

Das Konsum-Wunder in China entpuppt sich also als ein Scheinriese! Wachstum in China funktioniert vorwiegend nur noch auf Pump – während seit Wochen fallende Rohstoffpreise zeigen, wie schwach die Nachfrage im Reich der Mitte wirklich ist.



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14 Kommentare

  1. aber im Vergleich zum März 19 sieht es doch nicht so schlecht aus?

  2. Ich versteh den Zusammenhang zwischen niedrigem Basiswert und Konsum auf Pump nicht. Das ist doch konstruiert.

    Niedriger Basiswert ist halt wie es ist, das ist weder schlecht noch gut sondern Statistik.

  3. Hier ist eine korrigierte Version:

    Es gibt nicht viel zu verstehen. Es gibt einen teilweisen Zusammenhang zwischen Krediten und Konsum, aber das ist nicht das Thema hier. Das Thema hier ist, dass der hohe Zuwachs beim Konsum nur aufgrund des niedrigen Basiswerts zustande kommt.

    Es stimmt jedoch, dass im letzten Jahr fast 51% des BIPs durch Kredite generiert wurden. Diese Kredite wurden einerseits in Form von Investitionen, wie zum Beispiel in die Infrastruktur, ausgegeben. Andererseits wurden auch Konsumentenkredite genutzt, um ältere Kredite mit höheren Zinsen abzulösen. Die eigentliche Absicht war jedoch, den Konsum anzukurbeln. Das Beispiel der Autoverkäufe zeigt jedoch, dass dies nur in geringem Maße zutraf.

  4. Als ob es in Deutschland anders wäre, hier lebt das ganze Land auf Pump, unser BIP ist gleich wieder wie hoch ? 1,8 % ist auch nicht wirklich berauschend,oder?

    1. @Müller
      Was genau wollen Sie mit Ihren Whataboutismen eigentlich bezwecken?

      Die ständigen Vergleiche, wie sinngemäß: „Und was ist mit Deutschland“ oder „Und wie sieht es denn bei uns aus?“ sind sowas von hirnrissig und irrelevant.
      Es geht doch hier nicht um Schwanzvergleiche oder Rivalitäten, welches Land, welche Volkswirtschaft nun besser ist. Man wird das Gefühl nicht los, Leuten wie Ihnen geht es nur noch um die eigenen Narrative, um einen Kampf der Systeme und Ideologien. Das höchste Ziel scheint dabei die Beweisführung zu sein, dass Deutschland bzw. der Westen im Allgemeinen die Bösen, die Verlierer sind.

      Der Artikel von Doi Ennoson zeigt sachlich und neutral auf, dass der so „sensationell“ gestiegene Konsum auf einen niedrigen Basiswert zurückzuführen ist. Nicht mehr, nicht weniger. Niemand jubelt hier im religiösen Eifer oder versucht aufzuzeigen, wie schlecht es doch China geht.
      Ich persönlich würde ohnehin Jahresvergleiche bevorzugen, zumindest als ergänzende Daten. Berechnet man einmal diese Jahresdaten gerundet aus dem Chart, stellt sich heraus, dass mit Ausnahme des extremen Covid-Jahres 2020 – und hier speziell des ersten Halbjahres – die Einzelhandelsumsätze seit Jahren relativ konstant und alles andere, als von ständigem Wachstum geprägt sind.
      Das 1. Quartal 2023 ist ein vergleichsweise gutes, im Relation zum Vorjahresquartal dürfte ein Anstieg von 4 bis 5% zu verzeichnen sein. Das ist realistisch, nicht Zahlen von um die 30%.

      Da es hier um Einzelhandelsumsätze und Privatkonsum geht, müssen Sie schon auch nur den Privatsektor bei Ihren Schwanzvergleichen betrachten. Und hier zeigt sich, dass die durchschnittliche Verschuldung in DE seit 2006 konstant abgenommen hat und zuletzt etwa 19% tiefer bei rund 30.300 Euro lag. Demgegenüber stehen Nettogeld­vermögen (nach Abzug von Konsumenten- und Ausbildungskreditrestschulden) von gut 55.000 Euro und ein Netto­gesamt­vermögen (nach Abzug der Gesamtschulen) von 163.000 Euro.

      Also wieso sollte das ganze Land auf Pump leben?
      Zumindest die Zahlen und Fakten sprechen eine andere Sprache.

      1. Young Global Leader

        „Was genau wollen Sie mit Ihren Whataboutismen eigentlich bezwecken?“

        Manche Leute interessieren sich halt mehr für Deutschland als für die Feinde der Amis bzw. des „freien Westens“. Die älteren Semester, die das Unglück hatten, im Osten aufzuwachsen, kennen das vermutlich noch: der Klassenfeind wird schlechtgeredet, die eigenen Defizite werden nicht thematisiert, es sei denn von feindlich gesinnten Imperialisten. Dafür Jubelmeldungen über das, was man seinerzeit für das beste Deutschland aller Zeiten hielt. Nicht, dass das im Westteil alles fehlte, die Appatschiks aller Länder nehmen sich nicht viel, aber es gab Konsum und echtes Selbstvertrauen. Eine Wirtschaft, mit der es aufwärts geht und ein dazu passendes Bürgertum, die machen so etwas möglich, trotz der politischen Klasse.

        Whataboutismen können vom eigentlichen Problem ablenken, aber angesehen von Doi und ein paar anderen Ideologen und Rassisten, hat hier niemand hier Probleme mit China.

        1. @Young Global Leader
          Schön, dass Sie auf den ersten Teil meines Kommentars eingehen.
          Schade, dass Sie die folgenden zwei Drittel ignorieren.
          Denn darin könnten Sie Argumente finden, die sich wirklich mit Deutschland befassen und Interesse am Land bekunden. Dort wird aufgezeigt, dass Privathaushalte in DE eben nicht auf Pump leben, dass die Privatverschuldung seit 2006 konstant abgenommen hat, dass demgegenüber wesentlich höhere Nettovermögen zu verzeichnen sind.

          Sie persönlich verwenden zwar nicht direkt sinnlose Whataboutismen, lenken aber mit vielen nutzlosen Worten mindestens ebenso vom Thema ab. Dafür greifen Sie ganz tief in die Trickkiste der Scheinargumentation: Red Herring, Falsches Dilemma, Strohmann-Argumente, Tu quoque und – besonders übel – Argumentum ad hominem.

          Dass Sie schlussendlich nämlich Doi Ennoson und andere als Rassisten und Ideologen bezeichnen, die Probleme mit China haben, ist der Gipfel der Unverschämtheit!

          Denn worum geht es nochmal gleich in dem Artikel?
          Richtig, um den Basiseffekt beim Privatkonsum beim Vergleich zum Vorjahresmonat März. Echt voll rassistisch!

          1. Young Global Leader

            @Jonas Tobsch, Ihr Kommentar war mir Anlass auf den „whataboutism“ Vorwurf einzugehen, der hier sehr beliebt ist.

            Ich halte Doi nicht für einen Rassisten. Ich bedaure die „und“-Konjunktion im Satz, die das zumindest suggeriert, auch wenn sie sich auf „andere“ beziehen sollte. Ich hatte kurz nach Absenden des Kommentars auch Zweifel an der Formulierung, aber da seht sie nun. Dass Doi Spin betreibt besteht für mich ausser Zweifel und ich bin auch nicht der einzige, dem das auffällt, aber es liegt letztlich am Chefredakteur ihn und seine Ansichten auf Durchzug zu stellen.

          2. @Young Global Leader
            Das Problem ist wohl eher das Indefinitpronomen „anderen“, nicht so sehr die „und“-Konjunktion.
            Zudem ändert Ihre schwach revidierende Ausrede nicht das Geringste an der grundsätzlichen Tatsache, dass Sie hier Andere öffentlich als Rassisten beschimpfen.

            Mit solchen Vorwüfen sollte man vorsichtig sein, solange man sie nicht beweisen kann. Denn bis dahin ist das üble Nachrede, Verleumdung oder zumindest Beleidigung. Erstaunlich, dass der Chefredakteur so etwas „auf Durchzug stellt“.

            Nun erläutern Sie doch endlich lieber, warum der Basiseffekt beim Privatkonsum im Vergleich zum Vorjahresmonat März Ihrer Meinung nach Hinweise auf Rassismus oder zumindest auf „Probleme mit China“ liefert.
            Gehen Sie doch endlich auf die eigentlichen Kernaussagen, Zahlen und Fakten meines Kommentars ein, statt sich noch weiter an Ihren seidenen Faden zu klammern und den Whataboutism von @Müller zu rechtfertigen. Erstens dürfte der alt und schlagfertig genug sein, um sich selbst zu verteidigen. Zweitens ist es kein Vorwurf, sondern der eindeutigste Whataboutism, den man formulieren kann. Das ist für jeden gut erkennbar an einleitenden Nebensätzen wie: „Als ob es in Deutschland anders wäre“ oder „Und was ist mit den Amis“ oder „Im Westen ist es auch nicht besser“.

          3. P.S. Wenn sich manche Leute halt mehr für Deutschland als für die Feinde der Amis interessieren, sollten sie vielleicht besser ihre Kommentare auch zu Artikeln posten, die sich mit Deutschland befassen. Die Tatsache, dass zu einem Artikel über China geantwortet wird, zeigt doch gerade im Gegenteil ein eindeutiges Interesse und eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Beitrag sogar gelesen wurde, wenn auch offensichtlich nur sehr oberflächlich.

  5. Das ist ja nichts neues was China treibt.

    Da gibt halt der Saat vor, was gebaut werden soll damit die Bilanzen super aussehen. Am Ende stehen mehrere Tausend Häuser leer und Straßen / Brücken etc die kaum jemand nutzt.

  6. Hallo @Doi Ennoson,
    mir fällt an dem Chart auf, dass in schöner Regelmäßigkeit Jahr für Jahr die Umsätze bis Dezember stark ansteigen, vor allem das 4. Quartal ist immer außergewöhnlich stark. Danach folgt ein deutlicher Rückgang.
    Wie lässt sich das erklären?

  7. Fassen wir uns mal an die eigene Nase. Unsere eigene Wachstumperformance ist doch eine Katastrophe. Aber Selbstkritik ist keine teutsche Tugend, China-Bashing jedoch steht heuer hoch im Kurs. Wohl eher gewünschte Hofberichterstattung.

    1. >neeeeein bitte bloß nicht über Statistiken in anderen Ländern berichten neeeein

      Als global anlegende Person, wie die meisten wahrscheinlich hier, ist es auf jeden Fall relevant auch Einzelhandelsumsätze in China zu betrachten. Man hätte aus dem Substack noch folgende Grafik einfügen sollen:

      https://substackcdn.com/image/fetch/f_auto,q_auto:good,fl_progressive:steep/https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2F1d5287f7-752a-46a7-bbdc-8a420703501b_1650x990.png

      Das zeigt das Retailsales ein richtig schöner Treiber waren, aber es sich aktuell etwas geändert hat. Kannst ja mal im Chart zeigen wie oft es der Fall war, dass in einem Monat die Summe so hoch war wie im Monat 3,5 Jahre davor wie gerade bei Feb 23 – Sept 19. Es eine besondere Situation die es so früher nicht gab. Kann man ignoieren, ganz unwichtig oder uninteressant find ichs aber nicht.

      „Aber Selbstkritik ist keine teutsche Tugend“

      Ist gehört schon eine gehörige Portion Ignoranz ausgerchnet auf finanzmarktwelt.de sowas zu schreiben, einer Plattform auf der konstant kritische Artikel und Kommentare zum deutschen Wirtschaftsleben kommen. Aber ich nehme an du will auch eher nur das sehen was man halt sehen will oder?

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