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Globale Folgen für Handel und Konsum China: Lieferketten brechen im Handelskrieg mit USA auf

Weihnachtsgeschäft in Gefahr

China Handelskrieg Lieferketten brechen auf
Foto: Bloomberg

Die Anzeichen mehren sich: Der Handelskrieg von Trump gegen China beginnt, Chinas Lieferketten zu zerreißen. Was zunächst unsichtbar schien, wird nun langsam sichtbar. Für Hersteller, Händler und letztlich Verbraucher weltweit.

China: Erste Brüche wegen Handelskrieg in Lieferketten sichtbar

Die Zölle treffen das Land spürbar, doch China besitzt gegenüber den USA den Vorteil, dass die globalen Folgen weniger deutlich sichtbar werden. Aufgrund der Zensur bleibt eine transparente Diskussion ausgeschlossen, und eine umfassende Datenlage, wie sie in den USA existiert, fehlt in China. Behörden erheben viele Daten nicht, zahlreiche Daten bleiben der Öffentlichkeit verborgen, und die Sprache mit ihren Eigenheiten erschwert die gezielte Suche nach entsprechenden Statistiken zusätzlich. Doch unverkennbar leiden die Lieferketten bereits jetzt erheblich. China erweist sich als durchaus kapitalistisches Land und ähnelt in vielerlei Hinsicht den USA, insbesondere darin, dass Selbstständige oder Kleinstunternehmen das Transportgewerbe häufig abwickeln.

In den letzten Wochen sind die Buchungen für Container stark zurückgegangen, was dazu führt, dass Hersteller weniger Container zu den Häfen transportieren. Weniger Transporte bedeuten geringere Einnahmen, und viele kleine sowie kleinste Unternehmen und Selbstständige spüren die finanziellen Einbußen bereits jetzt deutlich.

Diese Auswirkungen werden in den kommenden Wochen noch sichtbarer. Selbstständige Spediteure versammeln sich üblicherweise an bestimmten Treffpunkten, um auf Aufträge zu warten. In Zeiten hoher Nachfrage frequentieren sie diese Orte seltener, doch bei geringer Auslastung sammeln sich dort deutlich mehr Wartende. Zudem wird die Zahl der Tagelöhner, die auf den Straßen auf Arbeit hoffen, in den nächsten Wochen weiter steigen.

Die rückläufige Nachfrage nach Transporten spiegelt jedoch nur einen Teil der Krise wider, denn auch Hersteller aller Arten von Produkten leiden unter den Folgen. Der Großteil der Produzenten in China besteht aus kleinen und kleinsten Betrieben mit 50 bis 500 Mitarbeitenden, die über keine nennenswerten finanziellen Reserven verfügen und von Saison zu Saison wirtschaften. Genau an dieser Stelle setzt das Problem ein.

Handelskrieg: Produktion in China für USA-Markt gerät ins Wanken

Die Weihnachtssaison steht unmittelbar bevor, und die Produktion für Weihnachtsartikel erfordert eine Bestätigung im Mai, damit die Ware im September oder Oktober in den USA eintrifft. Da derzeit niemand die weitere Entwicklung der Zölle abschließend einschätzen vermag, halten sich viele Importeure mit neuen Bestellungen zurück. Eine Bestellung im Mai setzt jedoch voraus, dass das Sourcing und die Bemusterung zwischen chinesischer und ausländischer Seite bis Anfang Mai abgeschlossen sind.

Ein kleiner Einblick in die Situation zeigt sich in Yiwu, etwa drei Stunden von Shanghai entfernt, wo Hersteller zahlreiche Weihnachtsprodukte fertigen. Etwa 70 Prozent der weltweiten Weihnachtsartikel stammen aus Yiwu, ebenso 70 Prozent der künstlichen Blumen der Welt, 60 Prozent des gesamten Modeschmucks und etwa 30 Prozent aller Socken. Die Händler vor Ort geben sich bislang entspannt und behaupten, dass nur etwa 10 bis 20 Prozent ihrer Aufträge aus den USA stammen. Diese Aussage klingt zwar beruhigend, erscheint jedoch eher unwahrscheinlich.

Vietnam als Alternative: Kapazitätsgrenzen erreicht

Im Gegensatz dazu berichten die meisten Hersteller von einer spürbaren Zurückhaltung ihrer Auftraggeber, ein Trend, der nicht nur China, sondern die gesamte asiatische Region erfasst.

So fand diese Woche in Vietnam die „Global Sourcing Fair“ statt, bei der viele Importeure nach neuen Zulieferern suchten. Allerdings liegen die Preise in Vietnam deutlich über denen in China, und Vietnam verfügt bei Weitem nicht über die Produktionskapazitäten Chinas. Eine steigende Nachfrage trifft dort auf ein nahezu unverändertes Angebot, da in Vietnam bereits jetzt ein starker Arbeitskräftemangel vorherrscht und schlichtweg das Personal fehlt.

Darüber hinaus weiß niemand genau, wie sich der Handelskrieg im Hinblick auf Vietnam weiterentwickelt. In der Produktionswelt entsprechen zwölf Wochen einem ganzen Zyklus. Die Produktion benötigt etwa 30 Tage, der Transport weitere 30 Tage, und das Be- und Entladen der Ware dauert fünf bis zehn Tage. Diese Zeit-Planung berücksichtigt jedoch keine Puffer, ebenso wenig den Zeitraum für Qualitätssicherung und Abnahme. Vor allem fehlt die Zeit für die Suche nach Zulieferern und die Bemusterung neuer Produkte, was insbesondere bei der Erschließung eines neuen Marktes oder neuer Zulieferer erheblich Zeit in Anspruch nimmt.

Bestellt ein Importeur jetzt Ware aus Vietnam oder sucht er einen neuen Partner, besteht die Gefahr, dass die Ware auf dem Schiff oder im Hafen der USA eintrifft, während ein neuer Zollsatz verkündet wird. Viele Importeure zeigen sich nicht bereit, dieses Risiko einzugehen, weshalb auch in Vietnam derzeit eine „Wait-and-see“-Mentalität vorherrscht.
Sollte sich der Handelskriegt über den Mai hinaus hinziehen, ist bereits jetzt absehbar, dass es im Weihnachtsgeschäft 2025 in den USA zu Lieferschwierigkeiten kommt.
Bleibt eine Einigung zwischen China und den USA aus, schließen zuerst viele der kleinen Unternehmen in China ihre Betriebe, und anschließend arbeitet sich der Handelsschock langsam die Wertschöpfungskette hoch.

Reformdruck steigt: Handelskrieg erzwingt Wandel

Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie die Volksrepublik die Folgen des Handelsstreits bewältigt, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die meisten Ökonomen und Analysten, darunter Robin Xing von Morgan Stanley, Li Xunlei von Zhongtai International Capital Ltd., Zhong Zhengsheng von Ping An Securities Co. Ltd. und Qu Hongbin von der HSBC, setzen auf eine Stärkung der Binnenwirtschaft. Sie empfehlen gezielt, das Haushaltsdefizit zu erhöhen, Sonderstaatsanleihen für soziale Ausgaben auszugeben und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, um den inländischen Konsum anzukurbeln.

Gleichzeitig herrscht unter Analysten Einigkeit, dass China seine globalen Handelsbeziehungen ausbaut, insbesondere durch verstärkte Kooperationen mit der EU und ASEAN sowie die Teilnahme an multilateralen Handelsabkommen wie CPTPP und RCEP, um den wirtschaftlichen Druck durch die Zölle abzumildern. Doch nicht nur Michael Pettis von der Beijing University stellt diese Strategie infrage, da immer mehr Staaten sich gegen die Flut an Produkten aus China wehren. So warnt etwa die CPCA, dass die Autoexporte in diesem Jahr zurückgehen werden.

Der Druck, den Trump mit seinem Handelskrieg ausübt, nimmt täglich spürbar zu und zeigt Auswirkungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Diese Situation birgt jedoch auch die Chance, längst überfällige Reformen, die Xi Jinping bislang ablehnt, endlich durchzusetzen. In Peking galt bislang die offizielle Linie, dass die Wirtschaftskrise lediglich „zyklisch“ und nicht „strukturell“ sei. Zwar bietet der Handelskrieg der Feuerung Chinas die Möglichkeit, die wirtschaftliche Misere nun auf Trump abzuwälzen. Doch der Druck, den der Streit nun ausübt, drängt sie zu Maßnahmen, die bisher als unantastbar galten.



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1 Kommentar

  1. Ich finde es interessant dass China und die USA da wo die eigenen Zölle richtig weh tun, die Zölle senken. Zuletzt hat China das getan, zuvor die USA. Ich bin sicher man wird für den Weihnachtsmüll andere Hersteller finden, ist auch meist nicht technologisch anspruchsvoll. Da wo es das ist, bei Smartphones, Konsolen, etc. hat es von der USA Zollerleichterungen gegeben, da läuft das Geschäft mit China weiter.

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