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China: Massives Anleihe-QE möglich um den Aktienmarkt zu pushen

Von Claudio Kummerfeld

Das QE (Quantitative Easing) wie es die großen Notenbanken bisher betrieben (Japan/EZB/Fed), drehte sich um den Aufkauf von staatlichen und halbstaatlichen Anleihen, damit die Banken mit dem frei werdenden Cash die Realwirtschaft ankurbeln sollten. Sie investierten es aber größtenteils lieber in die Kapitalmärkte.

Die Zentrale der Peoples Bank of China
Die Zentrale der People´s Bank of China in Peking.
Foto: Yongxinge/Dr. Meierhofer / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

People´s Bank of China mit realistischerem QE-Ziel?

Jetzt könnte sich die chinesische Notenbank People´s Bank of China (PBOC) genötigt sehen ebenfalls ein richtig offizielles Anleihe-QE durchzuführen, aber offiziell mit dem Ziel, dass die frei werdende Liquidität am Markt nicht in die „langweilige“ Realwirtschaft fließt, sondern direkt in chinesische Aktien. Der Unterschied zur den westlichen Notenbanken wäre also nur, dass das Ziel der Chinesen auch mit dem Endresultat übereinstimmt. Denn in beiden Fällen landet das Geld ja eh an der Börse.

Aber was ist da gerade los? Nach dem gestrigen Absenken der Mindestreserve-Anforderung für chinesische Banken und dem Senken des Leitzinses giert der chinesische Aktienmarkt nach mehr Stimulus. Was der Westen „dem Markt“ gegeben hat, wollen die Chinesen auch haben. Die PBOC soll gefälligst, so rumort es auf diversen Büroetagen von Banken, im großen Stil (da reden wir über hunderte Milliarden Dollar) Anleihen aufkaufen, damit die Marktteilnehmer mit dem Cash die Aktien wieder kräftig raufdrücken können. In China würde es z.B. Sinn machen, wenn die PBOC die Anleihen der überschuldeten Regionalverwaltungen aufkauft.

Aktuelle Lockerung und was noch kommen könnte

Neben den noch leisen Wünschen nach einem richtig großen Anleihe-QE drängen viele „Experten“ aktuell auf eine weitere „monetäre Lockerung“ der PBOC wie gestern geschehen, also eine erneute Zinssenkung in möglichst kurzem Zeitabstand, und vielleicht noch eine Senkung der Mindestreserve bei den Banken – Hauptsache das Geld wird billiger, und die Banken müssen weniger Geld vorhalten. Der Leitzins könnte/sollte, wie einige „Experten“ hoffen, von 4,6 auf 4% in den nächsten Monaten sinken. Der Mindestreservesatz für Banken wurde dieses Jahr schon zwei Mal gesenkt. Aber egal: Das Ziel ist, egal welches Mittel als Nächstes zur Anschluss-Stützung der Märkte gewählt wird, immer das selbe. In den nervösen Markt soll immer Geld frisches Geld gepumpt werden. Mangels Alternative soll das neue Geld letztlich dazu führen, dass Aktien gekauft werden.

Mit einem großen Anleihe-QE würde die PBOC endgültig zu den westlichen Notenbanken aufstoßen. Wie schon geschrieben wäre aber wohl das Ziel die direkte Unterstützung des Aktienmarktes. Da wäre man immerhin deutlich realistischer als seine Kollegen im Westen, die all die Jahre glaubten, die Banken würden das Geld in die Realwirtschaft pumpen. Ein Haken hat ein mögliches Anleihe-QE in China allerdings genau wie im Westen: Fängt die PBOC einmal damit an, kann sie kaum noch damit aufhören, denn noch mehr als im Westen würde sich der Markt an das zusätzliche Geld blitzschnell gewöhnen (wie bei einer Drogensucht). Endet das QE und dem Markt wird diese schöne Extra-Liquidität entzogen, gerät der Junkie ganz schnell auf kalten Entzug und der Crash-Horror beginnt erneut. Also muss schnell ein neues QE her. Die USA sind dafür das beste Beispiel. Drei QE´s gab es seit 2008 – das letzte endete 2014. Und genau da begannen die wirtschaftlichen Daten in den USA nachzulassen.

Vor wenigen Minuten berichtete George Chen von der renommierten Zeitung „South China Morning Post“ über aktuelle Anweisungen der KP in Peking an staatliche Fonds, sie sollen doch bitte mit großen Volumina Aktien börsennotierter Banken kaufen um die Aktienindizes zu stützen. Vor allem solle man bitte die Aktien staatlich kontrollierter Banken kaufen.

Den Kreislauf durchbrechen

Viele Zocker in China spekulieren jetzt darauf, dass der gestrige Schritt der PBOC eine Eintagsfliege war und die Kaufwilligen, die in China derzeit auf Cash sitzen, noch zu ängstlich für eine kräftige Erholung sind. Nach einem kräftigen tagelangen Absturz und dann einer kleinen Erholung folgt oft ein weiterer kräftiger Absturz. Ist die PBOC sich dieses Szenarios bewusst, sollten weitere Schritte demnächst folgen. Wie ein Trader sagte: Die PBOC muss, um sich aus dem seit Wochen anhaltenden Chaos zu befreien, den aktuellen „Kreislauf“ mit einem großen Knall durchbrechen. Ein großes QE von vielleicht 300, 400, 500 Milliarden Dollar könnte so ein großer Knall sein, der die Bären schocken und zum Drehen ihrer Positionen zwingen würde. Allein das würde schon einen kräftigen Aufwärtsschub geben.

Genau in dieser Phase sind wir jetzt. Alle warten… war es das schon von Seiten der PBOC, oder es folgen in Kürze weitere Schritte zur Stützung der chinesischen Aktienmärkte!



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