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Wirtschafts-Wachstum nur noch auf Pump China: Mehr als Hälfte des Wachstums durch Schulden getrieben

China Schulden BIP

Nach den positiven Zahlen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) setzen internationale Finanzinstitute die Wachstumsziele für China herauf, aber es gibt auch ambivalente Zahlen, die zu einer vorsichtigen Einschätzung der Lage führen. Mehr als die Hälfte des BIP-Wachstums wird durch Schulden getrieben. Trotzdem gibt es Hoffnung aufgrund starker Exportzahlen und der Belt and Road Initiative sowie durch den Konsum.

China: Neue Wachstumsprognosen nach guten BIP-Zahlen

Nach den guten Zahlen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) setzen internationale Finanzinstitute die Wachstumsziele für die Volksrepublik China herauf. Die Spanne reicht nun von einem Wachstum der Wirtschaft von 5,7% bei UBS (bisher 5,4%) bis 6,4%, die JP Morgan prognostiziert. Aufgrund des schwachen Ausgangswerts könne davon ausgegangen werden, dass das Wachstum in China im zweiten und dritten Quartal noch deutlich stärker wachsen wird.

Konsum treibt Wachstum – aber auch für westliche Unternehmen?

Das BIP in China ist vor allem aufgrund des relativ starken Konsums von 10,6% auf Jahresbasis um 4,5% gewachsen. Hier sticht besonders heraus, dass die Kategorie „Unterkunft und Catering“, was auch Restaurantbesuche einschließt, um 13,6% höher ausgefallen ist als ein Jahr zuvor. Nach wie bleiben jedoch die Umsätze bei langfristigen Konsumgütern wie Autos schwach.

Besonders stark mit 6,7% fiel auch die Steigerung im Baugewerbe aus. Hier stechen besonders die Infrastrukturmaßnahmen hervor, die 8.8% höher lagen als im vergangenen Jahr. Fixed Asset Investment (Bauinvestitionen) stiegen um 5,1%, wobei Investitionen von privaten Unternehmen nur um 0,6% zulegten. An diesen Zahlen erkennt man, wieweit das Wirtschaftswachstum von Stimuli, ergo von neuen Schulden, getragen ist.

Interessant für deutsche Unternehmen sollte sein, dass der Zuwachs des Konsums nicht mit einem Zuwachs bei den Importen korrespondiert. Das führt zu der Vermutung, dass Chinesen nicht mehr so stark an westlichen importierten Konsumgütern interessiert sind. Das sollte allen Exporteuren eine Warnung sein, die noch immer glauben, China sei das „verheißene Land“ für ihre Produkte. Der Binnenmarkt in China war für ausländische Unternehmen immer schon schwierig – und es scheint, dass es eher noch schwieriger sein wird, importierte Waren zu verkaufen. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für lokalisierte Marken ein profitabler Markt sein kann, wie die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigte.

Besonders negativ sticht hervor, dass die Industrieproduktion nur um 2,9% gestiegen ist. Die Unterkategorie „Manufacturing“ sogar nur um 2,8%, was in einer Steigerung der Exporte von lediglich  0,5% im ersten Quartal resultierte.

China: 51% des BIP-Wachstums durch Schulden getrieben

Auf der anderen Seite sind fast 51% des BIP-Wachstums durch Schulden getrieben. Das Total Social Funding (TSF) umfasste im ersten Quartal 14,52 Billionen Yuan (ca. 2,13 Billionen USD) bei einem BIP von 28,50 Billionen Yuan (etwa 4,19 Billionen US-Dollar). Die Berechnung des TSF umfasst die Summe aller neuen Kredite, Anleihen, Aktienemissionen und anderen Formen der Finanzierung, einschließlich der nicht traditionellen Finanzierungsquellen, die von Unternehmen und Haushalten in Anspruch genommen werden.

Ebenso gibt die weiter gestiegene Jugendarbeitslosigkeit mit 19,6% Anlass zur Sorge. Sie ist nun fast so hoch wie im Juli des vergangenen Jahres und 3,9% über dem Wert von vor einem Jahr. Hoffnung machen die starken Exportzahlen im März.

Chinas Exporteure scheinen einen Weg gefunden zu haben, die schwache Nachfrage aus den USA und Europa zu kompensieren. Dabei kommt der „Belt and Road Initiative“ (BRI) eine besondere Rolle zu. Es scheint, dass die BRI nun langsam ihre Dividende auszahlt.

Ambivalente Zahlen

Alles in allem sind die Zahlen ambivalent. Sie sind zwar mit 4,5% besser als erwartet. Der Konsens der von Reuters befragten Experten lag bei 4% – Peking aber sterbt ein Wachstum von 5% – und so liegt die BIP-Zahl in China mit 4,5% genau zwischen Erwartung der Regierung und Erwartung der Analysten – ein Zufall? Allerdings waren diese Erwartungen aufgrund der relativ schwachen Zahlen im Januar und Februar recht gedämpft. Auf der anderen Seite wäre alles andere als ein starkes Wachstum eine Enttäuschung. Und gemessen daran ist ein Wachstum von 2,2% im Vergleich zum vierten Quartal 2022 relativ gering.

In einem Satz könnte man die Lage mit den Worten von Bill Bishop zusammenfassen: „Die Daten sind nicht gut genug, um zu sagen, dass China einen Aufschwung erlebt, aber auch nicht schlecht genug, um eine Änderung in der Ansicht der Entscheidungsträger bezüglich des Bedarfs an weiteren Konjunkturmaßnahmen zu erwarten.“

Die Frage, die sich allerdings wie immer bei staatlichen chinesischen Statistiken stellt, ist, wie „politisch“ diese sind..



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2 Kommentare

  1. Was die USA kann, können die Chinesen wohl auch.“Ist das nun ein Skandal“???????????

    1. @Wustling:
      a) whataboutism
      b) wer beahauptet, es sei ein Skandal? -> Strohmann.

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