Präsident Trump versucht seit Tagen, den Eindruck zu vermitteln, China würde im gegenwärtigen Zollstreit die Hand nach den USA ausstrecken oder gar Verhandlungen anbahnen. Konkrete Fragen nach Telefonaten oder Verhandlungspartnern wich er jedoch aus. In den sozialen Medien kursierten Fotos einer angeblichen chinesischen Delegation, die in einem Nebengebäude des Weißen Hauses gesichtet worden sein soll. Die chinesische Seite zeigt sich öffentlich unnachgiebig. „Wir werden nicht knien!“, lautete die Botschaft eines Videos auf den Kanälen des chinesischen Außenministeriums. Doch hinter den Kulissen zeichnet sich ein anderes Bild: Offenbar ist es die Trump-Administration, die versucht, Peking zu erreichen.
China: Trump will Kontakt – Peking bereitet Boden für Dialog
Zwei einflussreiche Social-Media-Kanäle, die mit der chinesischen Regierung in Verbindung stehen, berichten, dass die USA über „mehrere Kanäle“ aktiv versucht haben sollen, China zu Verhandlungen über den Zollstreit zu bewegen.
Bei den beiden Kanälen, die darüber berichten, handelt es sich einmal um den Weibo-Account Yu Yuan Tan Tian, der von der China Media Group, auch bekannt als „Voice of China“, betrieben wird, und den WeChat-Blogger Chairman Rabbit, besser bekannt als Ren Yi, Enkel von Ren Zhongyi, einst ein hoher Beamter der Provinz Guangdong und Sohn von Ren Kening, Director der China Aerospace Foundation, also einer bestens vernetzten Familie innerhalb der kommunistischen Partei. Da beide Kanäle ausschließlich auf Chinesisch und auf Plattformen, die im Ausland eher weniger verfolgt werden, ist der Adressat dieser Nachricht an das chinesische Publikum gerichtet. Die Botschaft lautet: „Wir knien nicht, die Amerikaner betteln jetzt um einen ‚Deal‘.“
Tatsächlich lassen die beiden Kanäle aber auch eine subtile Öffnung erkennen. In ihren Beiträgen wird angedeutet, dass China „prinzipiell bereit“ sei, über Lösungen zu sprechen, die für beide Seiten vorteilhaft sind – vorausgesetzt, die USA zeigen „aufrichtige Absichten“. Chairman Rabbit schrieb auf seinem Kanal: „China wird immer eine offene Haltung gegenüber den von den Vereinigten Staaten ausgestreckten ‚Olivenzweigen‘ einnehmen und begrüßt die Lösung von Differenzen durch Dialog und Verhandlungen.“
Hier scheint Peking die eigene Bevölkerung auf Verhandlungen ohne Gesichtsverlust vorzubereiten. Es ist ein typischer chinesischer Move: Nach außen Stärke zeigen, aber hinter den Kulissen Spielraum für Kompromisse lassen.
Der Zollstreit trifft Industrie in China
In China werden die Auswirkungen des Zollstreits sichtbar. Das Politbüro sprach bei seiner Sitzung in der letzten Woche von einem „internationalen Wirtschafts- und Handelskrieg“. Sowohl der offizielle als auch der Caixin Einkaufsmanagerindex rutschten deutlich ab. Besonders gefährlich für die kommunistische Partei waren die Aussagen zu den Subindizes für Beschäftigung. Diese signalisierten, dass im produzierenden Gewerbe Arbeitskräfte freigesetzt werden. Diese treffen auf einen ohnehin schon schwierigen Arbeitsmarkt.
Auch wenn China weniger Eile hat, in Verhandlungen einzutreten, als Präsident Trump: Der Druck im chinesischen Kessel steigt, obwohl die Auswirkungen des Zollkriegs noch relativ gering sind. Aber gerade der offizielle Einkaufsmanagerindex zeigt deutlich, dass die Probleme im Außenhandel schon jetzt auf den ohnehin schon schwachen Binnenmarkt überspringen.
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