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Konkurrenz zu WeChat Pay oder Alipay China: Öffentlicher Dienst wird mit e-Yuan bezahlt

China: Öffentlicher Dienst wird mit e-Yuan bezahlt

Mit Beginn dieses Monats sollen Tausende öffentliche Angestellte und Beamte in China mit dem digitalen e-Yuan der chinesischen Regierung bezahlt werden – das gilt zunächst für die ostchinesische Millionenstadt Changshu in der Provinz Jiangsu. Die Gehälter werden dann direkt in die Wallets der Handys überwiesen.

Seit 2019 experimentiert China mit der Ausgabe des e-Yuan in Pilotprojekten in mittlerweile 26 Städten in 17 Provinzen, einschließlich Teilen von Shenzhen, Shanghai oder Xi’an. Die Nutzer können mit den e-Yuan direkt in teilnehmenden Geschäften oder Restaurants bezahlen.

China und der e-Yuan: Konkurrenz für WeChat Pay und Alipay

Damit steht der e-Yuan in direkter Konkurrenz zu WeChat Pay oder Alipay. Allerdings sind die Bezahlmöglichkeiten mit dem e-Yuan stark eingeschränkt. Weder Didi – das chinesische Pendant zu Uber – noch in den großen Online-Shops wie Taobao oder JD.com kann mit dem e-Yuan bezahlt werden. Auch das Teilen der Rechnung, eine sehr beliebte Funktion, ist ebenso nicht möglich oder wie das direkte Bezahlen von Dienstleistungen oder Produkten direkt mit WeChat. Nach offiziellen Angaben wurden bis August 2022 360 Millionen Transaktionen mit dem e-Yuan abgewickelt, während WeChat und Alipay jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer haben, die mindestens eines der beiden Systeme täglich nutzen.

Der e-Yuan hat ein Akzeptanzproblem in China

Lokale Behörden versuchten in Pilotprojekten durch die Ausgabe von Coupons den e-Yuan bei den Nutzern beliebter zu machen. Es zeigte sich jedoch, dass die Nutzung des e-Yuan in dem Moment wieder eingestellt wurde, in dem keine Coupons mehr ausgegeben wurden. Dass die Nutzer den e-Yuan nicht nutzen wollen, liegt in China wahrscheinlich weniger an Sicherheitsbedenken oder Bedenken hinsichtlich der Kontrolle des Geldes als vielmehr an der praktischen Nutzbarkeit. Warum sollte man ein schlechteres System nutzen, wenn ein besseres zur Verfügung steht und weiter verbreitet ist? Die Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Nutzung von WeChat oder Alipay sind jedoch die gleichen wie bei der Nutzung des e-Yuan, nur dass hier nicht private Unternehmen die Daten sammeln, sondern der Staat in Form der chinesischen Zentralbank.

Bessere Kontrolle und Steuerung der Politik

Die Zentralbank erhofft sich von der Nutzung des e-Yuan, dass sie eine bessere Kontrolle über die Ausgabe und Anwendung der Währung erlangt. Gleichzeitig kann der e-Yuan als Instrument dienen, um nationale Wirtschaftspolitiken präzise umzusetzen und das Konsumverhalten der Verbraucher zu beeinflussen. Durch gezielte Lenkung der Verbraucherausgaben kann die Zentralbank beispielsweise Anreize setzen, um bestimmte Produkte oder Dienstleistungen zu fördern. Zudem ermöglicht die digitale Natur des e-Yuan eine genaue Überwachung und Analyse der Transaktionen, was der Zentralbank wertvolle Informationen über die Wirtschaftstätigkeit und die Bedürfnisse der Verbraucher liefert.

Teil des „Digital Government“

Dieser Aspekt ist Teil des von Xi Jinping angestrebten „Digital Government“. China hat ehrgeizige Pläne, eine digitale Regierung aufzubauen, um effizientere öffentliche Dienstleistungen anzubieten und das Governance-System des Landes zu modernisieren. Das Reich der Mitte hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht und strebt an, Daten und digitale Technologien zu nutzen, um eine rationalere Entscheidungsfindung und höhere Effizienz zu erreichen.

e-Yuan als Teil der internationalen Zahlungsstrategie

Xi Jinping sieht den e-Yuan auch als einen Teil seiner Strategie, um den Yuan als internationales Zahlungsmittel zu etablieren, wie es im Vorlauf zu den „Zwei Sitzungen“ hieß. Wie das geschehen soll, ist schon rein praktisch gesehen nicht ganz klar: Um den e-Yuan nutzen zu können, braucht es eine chinesische Telefonnummer und ein chinesisches Konto. Ausländische Unternehmen können jedoch Konten in China eröffnen, sofern sie nicht in China registriert sind. Ebenso akzeptieren die großen B2B-Plattformen wie Alibaba den e-Yuan nicht.

Langer Weg zur Akzeptanz

Der e-Yuan hat also noch einen weiten Weg vor sich, um eine breite Akzeptanz zu erreichen. Ob der Weg des Zwanges der richtige ist, ist überaus fraglich. Die chinesische Bevölkerung betrachtet den Staat mit tiefem Misstrauen, und die jüngsten Erfahrungen mit der „Zero-Covid“-Politik haben dieses Misstrauen eher vertieft.

Dem internationalen Gebrauch stehen nicht nur rein praktische Hindernisse entgegen, die das Nutzen zurzeit unmöglich machen, sondern auch die grundsätzlichen Probleme des Yuan, wie die fehlende freie Konvertierbarkeit, die unabhängige Kontrolle und nicht zuletzt die Devisenkontrollen.



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3 Kommentare

  1. „Die chinesische Bevölkerung betrachtet den Staat mit tiefem Misstrauen“
    Das gehört in die Kategorie „Fake-News“

    1. … und das wissen woher?

  2. Die chinesische Bevölkerung vertraut der Regierung. War seit 1987 fast 20 Mal für jeweils mehrere Wochen in allen Teilen des Landes. Der Bevölkerung Chinas geht es gut und wir sollten nicht alles glauben, was uns über dieses „feindliche Regime“ erzählt wird …

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