Aktien

China rettet seine Zocker – gelenkte Märkte bald auch bei uns?

Von Markus Fugmann

Die chinesische Regierung zeigt derzeit beispielhaft, wie man Märkte lenkt: am Donnerstag verursachte Peking einen herben Abverkauf an seinen Aktienmärkten, nachdem es die Borker des Landes angewiesen hatte, die Margin-Anforderungen in einer konzertierten Aktion zu erhöhen. Daraufhin brachen die Aktienmärkte im Reich der Mitte ein, der Shanghai Composite als wichtigster Aktienindex des Festlandes verlor 6,5%. Lediglich die limit down-Regel, wonach Aktien vom Handel ausgesetzt werden, wenn sie 10% fallen, verhinderte einen noch heftigeren Crash in Shanghai. Gleichwohl wurden 20% aller in Shanghai gelisteten Aktien vom Handel ausgesetzt, nachdem sie das limit down erreicht hatten – das ist die höchste Prozentzahl an einem Handelstag seit der Finanzkrise.

Auch am heutigen Freitag kamen die Märkte zunächst weiter unter Druck, der Shanghai Composite verlor weitere 4%. Auslöser ware die Meldung, dass die staatliche Central Huijin Investment im April 126 Millionen Aktien der Industrial & Commercial Bank verkauft habe, am 26.Mai dann weitere 280 Millionen Aktien der China Construction Bank. Wenn eine solche Firma Aktien verkauft, muß das etwas bedeuten, so die Logik der Zocker im Reich der Mitte – Glattstellungen von Aktienpositionen waren die Folge.

Dann jedoch die Drehung: Auslöser waren einmal mehr (gesteuerte) Medienberichte, vor allem ein Artikel in der einflußreichen China Securities Journal: die gute Entwicklung des Aktienmarktes in China, so der Tenor des Artikels, werde auch nicht durch kurzfristige Korrekturen nachhaltig beeinträchtigt, vielmehr seien solche Korrekturen gesund, weil sie die Voraussetzungen schüfen, dass der Shanghai Composite Momentum aufbaue und dann über die psychologisch wichtige 5000er-Marke steigen könne.

In Reaktion auf den Arikel zogen die Kurse in Shanghai wieder an, der Index drehte sogar kurzzeitig ins Plus, endete dann jedoch mit einem kleinen Verlust. Der Handelsverlauf der letzten beiden Tage an den Aktienmärkte in China zeigt einmal mehr, wie Peking sein Zocker-Marionetten behandelt: werden sie übermütig und kaufen die Märkte zu schnell nach oben, klopft man ihnen auf die Finger, sind sie in Panik wie gestern, versichert man ihnen, dass mit den Aktienmärkten alles in Ordnung sei – und gibt somit das Signal zum Kaufen. Und die Lemminge beruhigen sich und kaufen.

Das kann man interessant oder eben auch erbärmlich finden – jedenfalls ist es ein Muster, das auch bei uns im Westen Stück für Stück Realität werden könnte. Bereits jetzt ist die EZB der Marktbestimmer, ihr QE drängt die Lemminge an den westlichen Finanzmärkten alle in dieselbe Richtung. Die schrittweise Machtzunahme der EZB – besonders siginifikant mit ihrer faktischen Entscheidungsgewalt seit Herbst vergangenen Jahres über die größten Banken der Eurozone, denen sie den Zugang zu Liquidität gewähren oder eben auch verwehren kann – wird wahrscheinlich dazu führen, dass die EZB die Märkte mehr und mehr lenken kann. Ob das dann solche Ausmaße annehmen wird wie in China, ist noch nicht absehbar. Aber eine zunehmende Gefahr für die Freiheit der Märkte ist die Superpower EZB derzeit bereits allemal!



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