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China senkt Autozölle – USA sauer über chinesischen Stahl aus Vietnam

Ist ein Wunder geschehen? Oder will China nur schön Wetter machen vor den Detailverhandlungen mit den USA in Sachen Handelsbilanz? Das chinesische Finanzministerium gibt heute bekannt, dass man zum 1. Juli seine Einfuhrzölle auf die meisten Automodelle von 25% auf 15% senken werde. Für LkW sinke der Satz von 20% auf 15%. Auch für ausgewählte Autoteile werde man den Importzoll senken von 10% auf 6%.

Man wolle seinen eigenen Automobilmarkt damit öffnen und weiterentwickeln, so die Begründung. Der Zeitpunkt dürfte aber kein Zufall sein. So unmittelbar nach der Verkündung einer grundsätzlichen Einigung mit den USA, dass der chinesische Überschuss mit den USA verringert werden müsse – das sieht doch eher nach einer Schmeichelei für Donald Trump aus, der dies als Riesen-Erfolg bei seinen Wählern verkaufen kann. Frage: Was bekommen die Chinesen dafür als Gegenleistung? Denn einfach so aus Nächstenliebe werden sie ihre Zölle nicht senken.

Der positive Effekt ist, dass deutsche Luxusmarken-Hersteller mächtig von diesen Importzoll-Senkungen profitieren werden! Bei einem hochpreisigen Auto erhöht eine 10%-Zollersparnis die Gewinnmarge der Hersteller enorm. Aber auch finanzschwache Hersteller wie Tesla, die jeden Dollar gebrauchen können, dürften jubeln, dass ihre Verkäufe nach China nun deutlich mehr Geld einbringen.

China mit Umgehung von Stahlzöllen?

Es ist eine alte Kiste, die von asiatischen Produzenten schon bei so ziemlich allen Produkten angewendet wurde. Verhängen Europäer oder Amerikaner Importzölle für ein Produkt, das aus einem bestimmten Land stammt, sinken ganz plötzlich die Exporte aus diesem mit Zöllen belegten Land. Plötzlich kommen die selben Waren aus Nachbarländern. Oft wurden die Waren dann nur minimal verändert oder beispielsweise mit einem anderen Label versehen – damit man sagen kann, dass dieses Produkt aus einem anderen Land kommt.

Ähnliches vermuten die USA aktuell bei Stahlimporten aus China. Dieser Vorgang hat nichts mit den aktuellen Handelsvorgängen zwischen USA und China zu tun, sondern geht zurück auf Stahl-Importzölle der USA gegen China aus 2015, also noch aus der Obama-Zeit. Die US-Importe für einige Stahlarten seien beispielsweise aus Vietnam explosionsartig gestiegen. Da liegt der Verdacht nahe, dass die Chinesen den Stahl vereinfacht gesagt über die Grenze schaffen, und dort bei der Verschiffung „Made in Vietnam“ in die Zollpapiere schreiben lassen.

Laut US Commerce Department seien die Importe aus Vietnam von kaltgerolltem Stahl seit 2015 von 9 auf 215 Millionen Dollar gestiegen. Bei korrosionsbeständigem Stahl seien die Importe von 2 auf 80 Millionen Dollar gestiegen. Daher haben die USA nun beschlossen für Vietnam Strafzölle einzuführen, weil man die Umgehung bestehender Zölle gegen China vermutet. Importeure korrosionsbeständigen Stahls und kaltgewalzten Flachstahls müsssen in den USA fortan Sicherheiten für mögliche Zölle zwischen 39% und 256% hinterlegen.



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2 Kommentare

  1. Ein Herr Trump hat realisieren (müssen ?), dass „sein“ America-first-Modell so nicht funktionieren (kann) ? Das hat jetzt gar nicht so viel mit dem Automarkt zu tun, siehe Qualcomm, siehe Schließung der China-Firma ZTE ?
    Jetzt versucht ein Trump sowas als Sieg zu verkaufen, China wird in gewaltigen Summen unser Getreide/Öl kaufen usw.

    https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article214352991/Trump-lobt-Einigung-mit-China-im-Handelsstreit.html

    Er hätte zwei riesengroße Gegenspieler gegen sich die Europärer und die Chinesen, wenn nicht sogar die Japaner. Da kann er /die USA nur verlieren.

    Immerhin, Herr Trump, also doch keine 1 + Note, für Ihre Leistungen als Präsident – die Note hat er sich natürlich selbst „verliehen“. :D

    An Ego mangelt es ihm nicht…

  2. Die Ami-Karren werden die Chinesen wohl kaum kaufen, aber Herr Trump hat natürlich in dem Sinne Recht, dass die Chinesen auf den Schutz geistigen Eigentums gar nichts geben, aber gleichzeitig ihre eigenen Firmen in China, durch aufgezwungene „Joint-Ventures“ mit westlichen Firmen bevorteilen.

    Und China könnte , wenn sie wollten, locker mehr von den Amis kaufen.

    Und die Chinesen blieben ruhig und besonnen.

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