Gold

Enorme Nachfrage nach physischem Gold China setzt auf Gold statt auf Immobilien – von Beton zu Barren

Neues Rückgrat des Wohlstands

China setzt auf Gold statt auf Immobilien
Foto: Bloomberg

China kehrt Immobilien den Rücken und entdeckt Gold (Barren) als neue Krisenwährung. Ein Blick auf den Wandel privater und staatlicher Anlagestrategien.

China setzt auf Gold statt auf Immobilien

Der stille Wandel von Beton zu Barren verändert Chinas Investmentlandschaft grundlegend. In China galten lange Zeit Immobilien als der Wertspeicher schlechthin. Rund 75 % des privaten Wohlstands waren in Wohnungen gebunden. Doch die Immobilienkrise hat das Vertrauen erschüttert, der Aktienmarkt gilt als Glücksspiel, und selbst traditionelle Anlagen wie Jade oder Goldschmuck verlieren an Bedeutung. Seit etwa einem Jahr ändert sich das Verhalten chinesischer Investoren. Statt in Schmuck legen sie ihr Geld in unbearbeitetes Gold, vor allem Goldbarren. Im ersten Quartal 2025 erlebte diese Anlageform einen regelrechten Boom. Dieser Goldrausch prägt Chinas Wirtschaft und den Yuan.

Enorme Nachfrage nach physischem Gold in China

Der Goldmarkt in China verzeichnet eine enorme Nachfrage nach physischem Gold, verstärkt durch den Handel an der Shanghai Gold Exchange (SGE). Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen stieg im ersten Quartal 2025 um 12% im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt konsumierten die Chinesen in diesem Zeitraum 124 Tonnen Goldbarren und -münzen, während der Schmuckkonsum wertmäßig um 6% zurückging. In den ersten drei Monaten dieses Jahres kauften die Menschen in China nur 125 Tonnen Goldschmuck, der niedrigste Wert der letzten fünf Jahre. Deng Ronghua, Geschäftsführer von Chow Tai King Jewelry, sagte: „Früher wurden die Umsätze vor allem durch größere Goldschmuckstücke getrieben, während heute leichtere Produkte die Nase vorn haben.“ Wang Lixin, Regionaldirektor der chinesischen Niederlassung des World Gold Council, fügt hinzu, dass die steigende Nachfrage nach physischem Gold unter anderem darauf zurückzuführen sei, dass die Kunden nicht bereit seien, mehr für die handwerklichen Kosten ihrer Accessoires auszugeben.

Neben Barren treiben Gold-Exchange Traded Funds (ETFs) den Goldrausch an. Diese Fonds, die physisches Gold halten, bieten Privatinvestoren eine einfache Möglichkeit, in Gold zu investieren, ohne Barren lagern zu müssen. Im ersten Quartal diesen Jahres flossen,3 Milliarden US-Dollar in diese Fonds, um 23 Tonnen Gold zu kaufen. ETFs sind für Anleger attraktiv, die Immobilien und Aktien meiden. Sie bieten Zugang zu Gold ohne logistische Hürden. Die Fonds zeigen, wie stark Anleger nach Stabilität suchen.

Die Immobilienkrise ist ein zentraler Treiber dieses Trends. Nach Jahren, in denen Immobilien als sichere Wertanlage galten, haben die Schuldenprobleme großer Entwickler und sinkende Immobilienpreise das Vertrauen vieler Chinesen erschüttert. Der Aktienmarkt, geprägt von Volatilität, bietet wenig Sicherheit. In diesem Umfeld hat sich Gold als sicherer Hafen etabliert. Kleinere Goldbarren, etwa im Bereich von 10 bis 100 Gramm, sind bei Privatanlegern besonders beliebt, da sie erschwinglich und leicht handelbar sind.

Chinas Zentralbank stockt Goldreserve auch im April auf

Auch institutionelle Investoren tragen zum Goldrausch bei. Die People’s Bank of China (PBoC) hat ihre Goldreserven im April zum sechsten Monat in Folge aufgestockt und kaufte etwa 70.000 Feinunzen Gold hinzu. Diese Käufe unterstreichen Chinas Strategie, Gold als Absicherung gegen wirtschaftliche und geopolitische Risiken zu nutzen, insbesondere angesichts anhaltender Handelsspannungen. Die PBoC fördert zudem die Internationalisierung der Shanghai Gold Exchange, indem sie Überseelager plant, darunter ein neues Lager in Hongkong, das von einer Tochtergesellschaft der Bank of China betrieben wird, um Yuan-denominierte Goldprodukte zu stärken.

Gold Reserven von China

Die Infrastruktur für den Goldhandel hat sich an die gestiegene Nachfrage angepasst. Die PBoC hat im April die Goldimportquoten für große Geschäftsbanken erhöht und diesen erlaubt, Fremdwährungen, insbesondere US-Dollar, zu kaufen, um die Kosten für Goldimporte zu decken (Arabic Trader). Banken wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) verzeichnen einen Anstieg der Verkäufe von Goldbarren, während Online-Plattformen wie JD.com und Alibaba Rekordzahlen beim Goldhandel melden. Die SGE, die zwei Lager in Shanghai und eines in Shenzhen betreibt, plant ein neues Goldlager in Hongkong, um internationale Investoren anzuziehen.

Auch International wirkt sich Chinas Goldhunger auf die globalen Märkte aus. Als einer der weltweit größten Goldkonsumenten beeinflusst China die Preise. Laut dem World Gold Council machte China 38 % der weltweiten Nachfrage nach Goldbarren und -münzen aus. Die Shanghai Gold Exchange spielt dabei eine zentrale Rolle. Das geplante Goldlager in Hongkong soll die internationale Reichweite der SGE stärken.

Gold – Sandbank statt Hafen

Chinas Wandel von Beton zu Barren ist mehr als ein vorübergehender Trend. Er spiegelt eine tiefgreifende Veränderung im Denken der Anleger und in der wirtschaftlichen Strategie des Landes wider. Während Immobilien einst das Rückgrat des Wohlstands waren, scheint Gold nun diese Rolle zu übernehmen. Das Grundproblem bleibt aber für chinesische Anleger: Die chinesische Führung kann jederzeit den Goldfluss unterbrechen. Was wie ein sicherer Hafen erscheint, ist eher eine Sandbank.



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