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Aber größtes Problem ungelöst China setzt auf Konsum: Führung immer stärker unter Druck

Immobilien und Vertrauen

Foto: penacreatipss - Freepik.com

China setzt auf direkte Finanzhilfen: Steuererleichterungen, Subventionen und soziale Maßnahmen sollen die Kaufkraft stärken und die Binnenwirtschaft ankurbeln.

China setzt auf Konsum

China stellt den Konsum ins Zentrum seiner wirtschaftspolitischen Strategie, da die Führung immer stärker unter Druck steht: Das Wirtschaftswachstum schwächelt, die Verbraucher halten ihr Geld zusammen, und der Immobiliensektor, der seit nun drei Jahren als stotternder Wachstumsmotor gilt, leidet weiter unter Aussetzern und Fehlzündungen. Doch mit dem neuen Stimulus-Paket zeichnet sich eine bemerkenswerte Veränderung in Pekings Kurs ab: Statt vorrangig Unternehmen und Industrien zu fördern, setzt die Regierung verstärkt auf direkte Unterstützung der Verbraucher. Steuererleichterungen, Subventionen und soziale Hilfen sollen die Nachfrage ankurbeln und die Binnenwirtschaft stabilisieren.

Geld für Bürger: Peking setzt auf direkte Finanzhilfen

Kern der Maßnahmen ist eine direkte finanzielle Unterstützung der Haushalte. Steuererleichterungen, Konsumgutscheine und Subventionen für Elektrofahrzeuge und Haushaltsgeräte sollen den Bürgern mehr Kaufkraft verleihen. Mindestlöhne werden angehoben, während kleine und mittlere Unternehmen durch Krediterleichterungen entlastet werden. Gleichzeitig versucht die Regierung, den Immobilienmarkt mit gesenkten Hypothekenzinsen und gelockerten Anzahlungsvorschriften wiederzubeleben.

Doch es geht nicht nur ums Geld. Peking setzt auch auf eine soziale Komponente: Eltern sollen durch Kindererziehungszuschüsse entlastet werden, während die medizinische Versorgung für Kinder verbessert und finanzielle Hilfen für Studierende ausgeweitet werden. Ältere Menschen erhalten besseren Zugang zu Dienstleistungen, und die heimische Gastronomie wird gefördert, um den Lebensmittelkonsum anzukurbeln.

China lockert Regeln: Impulse für Handel und Konsum

Die Modernisierung des Konsums steht ebenfalls auf der Agenda. Alte Autos und Haushaltsgeräte sollen ausgetauscht, der Wohnungsmarkt dynamisiert und die heimischen Marken gestärkt werden. Gleichzeitig sollen Binnen- und Außenhandel enger verzahnt werden, indem Standards vereinheitlicht und bürokratische Hürden abgebaut werden. Flexiblere Arbeitszeitmodelle, ein garantierter bezahlter Urlaub und stärkere Verbraucherrechte sollen das Vertrauen der Bevölkerung in die wirtschaftliche Zukunft wiederherstellen.

Lob und Zweifel: Experten uneins über Chinas Kurs

Pekings großangelegte Strategie ruft jedoch gemischte Reaktionen hervor. Staatliche Medien preisen die Maßnahmen als dringend benötigten Impuls für die Binnenwirtschaft. Doch internationale Experten bleiben skeptisch. Bloomberg warnt, dass viele Verbraucher trotz der Anreize weiter sparen könnten, aus Angst vor einer unsicheren Zukunft. Die New York Times verweist auf eine tief verwurzelte Sparmentalität, die nicht über Nacht verschwinden wird. Und Xinhua betont, dass Peking vorsichtig vorgeht, um keine langfristige Schuldenkrise auszulösen.

Besonders umstritten sind die Eingriffe in den Arbeitsmarkt. Die Regierung will mit gezielten Programmen die Beschäftigung sichern, insbesondere in exportabhängigen Industrien. Doch Reuters weist darauf hin, dass Handelskonflikte und geopolitische Spannungen die Wirkung dieser Maßnahmen begrenzen könnten. Kritiker bezweifeln zudem, ob Unternehmenssubventionen wirklich zu mehr Arbeitsplätzen führen oder nur bestehende Strukturen künstlich am Leben halten.

Wirtschaftsdaten aus China: Wachstum mit Einschränkungen

Die ersten Wirtschaftsdaten des Jahres geben zumindest Anlass zur Hoffnung – wenn auch mit Einschränkungen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen in den ersten beiden Monaten des Jahres um 5.5 % im Vergleich zum Vorjahr, doch Experten warnen, dass dieser Anstieg vor allem durch das Frühlingsfest verzerrt ist. Der private Konsum bleibt vorsichtig, was Zweifel an der langfristigen Wirksamkeit der Stimulus-Maßnahmen aufkommen lässt.

Auch die Industrieproduktion legte zu und wuchs im selben Zeitraum um 7.0 %, während die Investitionen in Anlagegüter um 4.2 % anstiegen. Chinesische Unternehmen verzeichneten ebenfalls steigende Gewinne: In den ersten beiden Monaten des Jahres legten sie um 10.3 % zu, wobei insbesondere private, exportorientierte Firmen überdurchschnittlich abschnitten. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Nachfrage nach chinesischen Produkten im Ausland stabil bleibt, auch wenn geopolitische Spannungen weiterhin ein Risiko darstellen.

Immobilienmarkt bleibt schwach: Kaum Erholung in Sicht

Der Immobilienmarkt zeigt weiterhin leichte Züge der Entspannung. Die Investitionen in den Sektor sanken um 9.8 % im Vergleich zum Vorjahr, während die Wohnungsbauinvestitionen um 9.2 % zurückgingen. Dennoch fällt der Rückgang weniger drastisch aus als in den vergangenen Monaten. Die Verkaufsfläche neuer Immobilien sank um 5.1 %, während der Rückgang bei Wohnimmobilien mit 3.4 % etwas geringer ausfiel. Auch der Umsatz neuer Gewerbeimmobilien fiel mit einem Minus von 2.6 % moderater aus, während der Wohnimmobilienumsatz mit nur 0.4 % fast stabil blieb. Allerdings bleibt das Angebot hoch: Die Fläche unverkaufter Wohnungen stieg um 5.1 % im Jahresvergleich, während der Bestand an unverkauften Wohnimmobilien um 6.6 % wuchs – ein Zeichen, dass der Markt trotz einiger positiver Signale noch weit von einer echten Erholung entfernt ist.

China Immo Peking

Noch ein kurzer Blick auf die Stromerzeugung: In den ersten beiden Monaten des Jahres sank die Gesamtproduktion im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,2 %. Während die Erzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Öl um 5,8 % zurückging, wurde 7,7 % mehr Strom aus Atomenergie gewonnen. Am stärksten wuchsen jedoch die erneuerbaren Energien: Die Wasserkraft legte um 4,5 % zu, die Windkraft um 10,4 %, und die Solarenergie verzeichnete mit einem Plus von 27,4 % den größten Zuwachs.

Immobilien und Vertrauen: Pekings größtes Problem bleibt

Trotz der ambitionierten Stimulus-Maßnahmen bleiben zwei zentrale Herausforderungen bestehen: Der Wohlstand vieler Chinesen – insbesondere der Mittelschicht – ist eng an den Immobilienmarkt geknüpft. Solange die Preise für bestehende Immobilien weiter sinken und damit Vermögen schrumpfen lassen, wird sich die Kauflaune kaum nachhaltig erholen.

Zudem mangelt es an Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft. Doch gerade hier könnte die chinesische Führung unerwartete Unterstützung aus den USA erhalten. Die erratische Wirtschaftspolitik von Donald Trump lässt Xi Jinpings Kurs vergleichsweise stabil und berechenbar erscheinen – ein Umstand, der Peking in die Karten spielen könnte.



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1 Kommentar

  1. @Helmut
    Komisch, die Erneuerbaren produzieren im Winter mehr Strom, und die fossile Stromproduktion nimmt ab. In China scheint das Wort „Dunkelflaute“ wohl noch nicht angekommen zu sein. Und schreibst du nicht immer, dass die „dummen“ Erneuerbaren immer 1:1 mit Fossilen hinterlegt werden müssen? Scheint sich in China auch keiner darum zu kümmern. Tja, die böse Realität macht nie das, was Helmut will…

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