Allgemein

China: so läuft die Manipulation der BIP-Daten

FMW-Redaktion

Es ist die wichtigste, die politischste Zahl aus China: das BIP des Landes ist für Peking von allergrößter Bedeutung. Und die Zahl kam, das war fast zu vermuten, in konfuzianischer Weise zustande: man wählt den Mittelweg! Die gemeldeten +6,9% liegt über der Erwartung der Analysten, aber unter dem offiziellen Zielwert von 7,0%. Das ist, angesichts der zuletzt sehr schwachen Konjunkturdaten aus China, zumindest erstaunlich.

Um zu verstehen, wie diese Zahl ermittelt wird, muß man wissen, wie sie ermittelt wird. Zunächst gibt es da das „nominale“ BIP, also das BIP ohne Einbeziehung der Inflation. Und es gibt das „reale“ BIP, also das BIP unter Einbeziehung der Inflation. Die Inflation wiederum ermittelt durch Einbeziehung des sogenanntenn BIP-Deflators.

Um nun das „reale“ BIP zu ermitteln, braucht man also nur den BIP-Deflator so anzugeben, dass die gwünschte Zahl herauskommt. Und so dürfte das abgelaufen sein: Peking gibt dem National Bureau of Statistics, das das BIP offiziell verkündet, eine Vorgabe, wie die Zahl auszufallen hat. Die 7,0% wäre verdächtig gewesen, weil sie zu genau der Zielvorgabe entsprochen hätte. Aber zu viel darunter sollte es auch nicht sein, also bot sich die 6,9% an – besser als von US-Analysten erwartet, aber unter der Zielvorgabe, also der klassische Mittelwert. Dementsprechend muss also das National Bureau of Statistics dann einfach, um auf die 6,9% zu kommen, den BIP-Deflator so berechnen, dass dann auch die gewünschte Zahl herauskommt. Das alles hat mit der realen Wirtschaft wenig zu tun – aber darum geht es nicht. Denn die Zahl ist politisch wichtig – über die Wirtschaft, die sicher niemals wirklich um 6,9% gewachsen ist – gibt die Zahl dagegen keine wirklich brauchbare Auskunft.

Die anderen Daten, die Industrieproduktion sowie die Anlageinvestitionen, waren dagegen enttäuschend. Innerhalb der Erwartung hingegen waren nur die Einzelhandelsumsätze.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Gibt es dafür auch Nachweise oder ist dies eher ein Nachvollzug rückwärtiger Art anhand realer Beobachtungen und Logik?

    1. @joah, „Beweise“ gibt es dafür nicht, schon weil die Daten aus China so intransparent sind – aber es ist mit Abstand die wahrscheinlichste Erklärung für das Zustandekommen der BIP-Zahl, die heute gemeldet wurde..

      1. Im Grunde sollte das jedem einleuchten, der sich die weltweiten Wirtschaftsdaten näher anschaut und das Gesamtbild zusammenfügt – ich dachte nur, ihr hättet etwas erhärtenderes gefunden. Grüße

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage