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China: So schnell Weltmacht Nummer eins?

Wird China die USA bald überholen und zur Weltmacht Nummer eins aufsteigen?

Derzeit wird im Zusammenhang mit dem Handelskrieg zwischen den USA und China sehr oft vom Kampf der Großmächte um die wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung in der Welt gesprochen. Der Herausforderer aus Fernost setzt den bisherigen Hegemon gewaltig unter Druck. Aber kann das überhaupt so schnell gehen? Hierzu ein paar Fakten:

 

Die wirtschaftliche Situation in China und den USA

Vergleicht man die Zahlen des Bruttoinlandsprodukts der beiden Länder mit ihrer Bevölkerungszahl und dem Wachstum, so erkennt man schon die ersten Probleme:

 

  • Die USA kommen mit ihren circa 332 Millionen Einwohnern auf ein Bruttoinlandsprodukt von 20,4 Billionen Dollar, bei einem Wachstum von zuletzt 2,9 Prozent (2018). Das Pro-Kopf-Enkommen hat die riesige Größe von 62 606 Dollar erreicht (Quelle statista) erreicht, allerdings bei großer Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung. Auch die USA werden Probleme haben aufgrund der Verschuldung von Staat und Unternehmen (22,8 Bio. Dollar Staatsschulden – insgesamt laut St. Louis Fed über 70 Bio.) das Wachstum in dieser Höhe weiter aufrechtzuerhalten. Von einer notwendigen Bereinigung (Rezession) erst einmal abgesehen. Selbst wenn man das Wachstum beider Staaten in der aktuellen Größenordnung fortschriebe, würde es weit über ein Jahrzehnt hinaus dauern, bis China die USA erreicht haben kann – formal.

Bis 2049, also dem 100-jährigem Jubiläum der Staatsgründung Chinas will das Land, gemäß seiner langfristigen Planung den Status der führenden Weltmacht erreicht haben.

Unbestritten stark ist die Entwicklung Chinas auf technologischem Gebiet, das Land hat mittlerweile zweieinhalb Mal so viel Patente im Bereich der künstlichen Intelligenz angemeldet, als die USA.

China und USA – der militärische Vergleich

Auch die Verteidigungsbudgets der beiden Konkurrenten liegen noch weit auseinander.

2018: USA 643 Mrd.Dollar, China 168 Mrd. Dollar (Quelle: IISS)

Auffällig ist aber das Tempo bei der Modernisierung der chinesischen Marine. China hat inzwischen mehr Kriegsschiffe als die US-Armee. Im letzten Jahr wurden gleich mehrere große Zerstörer gebaut, die Amerikanern produzierten nur einen. Das Reich der Mitte wird bald über zwei Flugzeugträger verfügen (USA 11).

China ist jedoch bei der Entwicklung von kleinen aber innovativen Waffen sehr aktiv. Zum Beispiel bei der Herstellung von bewaffneten Drohnen mit einer Reichweite von mehreren Tausend Kilometern. Dabei gibt es ein relevantes Problem, wie es Experten der Münchner Sicherheitskonferenz betont haben. Demnach wären 95 Prozent aller Raketen und Missiles verboten, wenn der INF-Vertrag (Nukleare Mittelstreckensysteme) auch für China gelten würde. 85 Prozent aller chinesischen Abschussvorrichtungen müssten abgebaut werden.

Über 30 Länder besitzen heute jenseits aller Abrüstungsverträge solche Waffen, die aus lediglich drei Ländern stammen: USA, Israel und China.

Jede Menge Streitpunkte im künftigen Kampf um die Vorherrschaft, auch außerhalb des wirtschaftlichen Hegemonialsstrebens.

Betrachtet man die Zahl der Atomsprengköpfe bleibt immer noch das absurde Bild aus der Zeit des Kalten Krieges: Russland 6500 – USA 6185 – China 290. Die zentrale Abschreckung im Sinne der „Mutually Assured Destruction“.

Fazit

Die oben genannten Fakten sind nur ein kleiner Überblick über das große Ganze, was den Aufstieg einer Nation zur führenden Weltmacht angeht. Dazu kommen natürlich noch viele Aspekte, die beim Wachstum eines Landes von Bedeutung sein können. Zum Beispiel der Umweltaspekt (Umweltzerstörung) oder das politische System, welches Kräfte freisetzt oder behindert. Auf alle Fälle denke ich, dass die aktuelle Diskussion um den Kampf der Nationen um die Vormachtstellung in der Welt noch ein bisschen überzogen ist. Es wird noch dauern!


Von Christophe Meneboeuf. Mao Zedong portrait attributed to Zhang Zhenshi and a committee of artists (see [1]), falls under {{FoP-China}}. – Personal work.More of my photos on my photoblog: http://www.pixinn.net, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7052260



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8 Kommentare

  1. Mal eine Verständnisfrage: Wie aussagekräftig ist eigentlich das BIP, wenn die zugrundeliegenden Währungen das Bild verzerren? Der USD ist bekanntlich überbewertet und der Yuan unterbewertet.

    1. @Übelkeit. Eine gute Frage.
      Das BIP Chinas läge schon heute über dem amerikanischen, wenn man die Wirtschaftsleistung beider Länder nicht anhand des Wechselkurses Dollar zu Renminbi vergleicht, sondern anhand von Kaufkraftparitäten. Wenn man die Kaufkraft beider Währungen also anhand eines repräsentativen Warenkorbs vergleichen würde.
      Allerdings haben die USA den US-Dollar, die Weltleitwährung, in der z.B. auch die Rohstoffe frakturiert werden. Den größten Vorsprung haben die USA zudem im Finanzsektor, der Anleihemarkt beträgt das Vierfache des chinesischen. Der Dollar als dominierende Währung beschert den USA eine permanente Nachfrage nach ihrer Währung und ermöglicht ihnen so eine (bisher) nahezu ungebremste Verschuldungsfähigkeit.
      Es hängt also auch viel am Renminbi und seinem Außenwert.
      Gruß

      1. Aber das ist auch die Achillisferse der USA. Sie müssen permanent ihre Schäfchen einfangen und dafür sorgen dass Öl nur in USD gehandelt werden darf um eine künstliche Nachfrage zu erzeugen.

        Gleichzeitig möchte Trump die Produktion wieder in die USA verlagern, was aber aufgrund der eigenserzeugten künstlichen Stärke des USD nicht möglich ist.

        Auch können sie ihre Zinsen nicht Richtung 0 senken, da dann offensichtlich wäre, dass der Finanzkapitalismus mit dem USD im Zentrum gescheitert wäre.

        Die USA sind eine reine Konsumgesellschaft und leben auf Pump zu ungunsten anderer Länder. Trumps Darstellung, andere Länder würden den USA Arbeitsplätze stehlen ist daher kompletter Blödsinn. Ihre Weltleitwährung ist ihnen nun selbst im Weg um etwas an diesem Modell zu ändern.

        Sollte das Machtverhältnis kippen, dann wird es sehr schmerzhaft für die USA.

        1. “ Sie müssen permanent ihre Schäfchen einfangen und dafür sorgen dass Öl nur in USD gehandelt werden darf um eine künstliche Nachfrage zu erzeugen.“

          Wieso? Es gibt eine ganze Reihe von Staaten mit höheren Leistungsbilanzdefiziten, die es schaffen, diese Defizite ohne dieses vermeintliche Privileg zu finanzieren.

      2. naja, wie sähe denn ein repräsentativer Warenkorb aus? Und wieso ist die Wirtschaftskraft höher, wenn ein Friseuerbesuch in Peking billiger ist als in Washington DC? Diese Kaufkraftparitäten sind letztlich nette Zahlenspiele, um grob den durchschnittlichen Wohlstand pro Kopf zu vergleichen, nicht mehr und nicht weniger. Über die Wirtschaftskraft zweier Volkswirtschaften sagt das nichts aus.

        Und was die Verschuldungsfähigkeit angeht: Das können andere Staaten offenbar durchaus ähnlich gut und das ohne die vermeintlichen Vorteile der USA.

    2. Aha, bekanntlich ist das so… also wenn der USD überbewertet ist, würde eine Abwertung dazu führen, dass das Leistungsbilanzdefizit sinkt, was das BIP wiederum erhöht. Aber ich würde ohnehin nicht darauf wetten, dass der CNY bei einer Freigabe des Wechselkurses deutlich aufwerten würde; zuletzt stand der CNY wohl eher unter Abwertungs- als unter AUfwertungsdruck.

  2. Was wäre, wenn die Bevölkerungszahl in China nicht so hoch wie angegeben wäre oder sinken würde?

    Eine Auswanderung aus China stattfinden würde.

    Eine Einwanderung höchstens von jungen asiatischen Frauen zwecks Heirat stattfinden würde.

  3. Guter Beitrag. Aber müsste nicht korrekterweise mit den nominalen Wachstumsraten gerechnet werden (wenn man den chinesischen Daten überhaupt trauen kann)?

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