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Handelsströme als Signal für Entkoppelung der Machtblöcke China und USA: Entkoppelung – Deglobalisierung beginnt

Über das beginnende „De-Coupling“

China USA Deglobalisierung

Trotz politischer Spannungen wuchs der Handel zwischen den USA und China – aber nun zeigt sich in Handelsströmen der Beginn der Deglobalisierung.

Doch ist das von vielen befürchtete De-Coupling zwischen den beiden Ländern nur eine politische Frage? Ein genauer Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Anteil der chinesischen Importe in die USA seit 2017 stetig schwindet, während die „Südostasiatische Fünf“ und Mexiko ihren Anteil an den US-amerikanischen Importen erhöhen konnten.

Handel China mit USA erreichte neues Rekordhoch im Jahr 2022

Mit einem neuen Rekordhoch hat der sino-amerikanische Handel im Jahr 2022 abgeschlossen, wie Daten des Bureau of Economic Analysis (BEA) der USA zeigen. Die Gesamtimporte und -exporte zwischen den beiden Nationen wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf insgesamt 690,6 Milliarden US-Dollar und übertrafen damit den vorherigen Rekord von 658,8 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2018. Damit stieg das Handelsdefizit der USA gegenüber China um 8,3 Prozent auf 382,9 Milliarden US-Dollar an.

Der Tenor in der internationalen Presse war, dass sich der Handel den Spannungen zwischen den beiden Staaten widersetzt. In „Politico“ wurde sogar Ed Gresser, der ehemaliger stellvertretender US-Handelsvertreter für Handelspolitik und Wirtschaft mit den Worten zitiert: „Die Entscheidungen von Verbrauchern und Unternehmen waren bisher mächtiger als Regierungen. Zölle sind im Grunde eine Form der Besteuerung. Sie haben Einfluss auf den Handelsfluss, aber sie haben nicht den überwältigend starken Einfluss, oder zumindest hatten sie ihn bisher nicht.“

De-Coupling zwischen USA und China nur eine politische Frage?

Also ist das „De-Coupling“ zwischen den USA und China nur eine politische Frage, die durch den Handel und die Verbraucher ad absurdum geführt wird? Ein genauer Blick auf die Zahlen lässt Zweifel an den Aussagen von Ed Gresser aufkommen.

Es ist durchaus richtig: Die Importe aus China in die USA nahmen um 7,0% zu, die Exporte nach China um 2,99%. Der Anteil der Importe aus China erreicht an den Gesamtimporten 14,25%. Im Jahr 2021 waren es noch 15,49%. In der Tat schwindet der Anteil der chinesischen Importe seit 2017, wo sie noch 18,04% an allen Importierten Gütern und Dienstleistungen ausmachten.

„Südostasiatische Fünf“ erhöhen Anteil an Importen

Gleichzeitig konnten die „Südostasiatische Fünf“, also Vietnam, Thailand, Malaysia, Indonesien und Indien, sowie Mexiko ihren Anteil an den US-amerikanischen Importen erhöhen. Am stärksten aus der Gruppe der „Südostasiatische Fünf“ wuchsen dabei die Importe aus Vietnam, das seinen Anteil von 1.41% auf 3.24% erhöht.

Mexiko konnte seine Einfuhren in die USA zwischen 2015 und 2016 im Vergleich zu China deutlich stärker erhöhen: um 52,56% gegenüber 12,84% aus China. Dies führte dazu, dass Mexiko seinen Anteil an den Importen der USA auf 12,65% steigern konnte.

Zwar erhöhten sich in absoluten Zahlen gerechnet die Importe aus China und auch generell der Handel zwischen den beiden Mächten am Pazifischen Ozean, relativ betrachtet schwindet aber zumindest die Abhängigkeiten im Handel – zwar langsam, aber stetig.

Damit stehen wir offenkundig am Beginn der Deglobalisierung: die Machtblöcke USA und westliche Staaten gegen China, Russland und Iran – nicht zufällig nimmt vor allem der Handel zwischen China und Russland deutlich zu..



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8 Kommentare

  1. Deglobalisierung?
    Die, die Wirtschaftsfäden in der Hand halten, wollen keine Deglobalisierung, also wird es langfristig auch keine geben.
    Die Politiker hingegen hängen an den Fäden der vorgenannten Puppenspieler und werden bei Bedarf fallen gelassen und verschwinden in der Bedeutungslosigkeit.
    Oder glaubt wirklich jemand, die großen Player in China, USA und sonstwo hörten einfach auf, miteinander Geschäfte zu machen?
    So dumm sind die nicht.

  2. Es soll in Europa ein Land geben, das sich sogar wirtschaftlich an die Wand fährt, um ein anderes Land „wirtschaftlich zu ruinieren“.
    Jedenfalls wollten sie es versuchen.
    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Ich lese aus den Zahlen etwas ganz anderes. Die USA schieben weiterhin immer größere Teile der Produktion in Drittländer. Das ist keine abnehmende, sondern zunehmende Globalisierung. Wobei eine Diversifizierung natürlich strategisch richtig ist. Die ist aber nicht die Folge von „schlauer“ amerikanischer Politik, sondern schlicht Folge davon das China inzwischen für wenig komplexe Güter mit hohem Lohnkostenanteil (wie z.B. Textil) zu teuer ist und diese in Richtung von Ländern mit geringerem Lohnniveau abgibt.

    Die Chinesen sind dabei so schlau die irgendwann wertlosen Devisenbestände nicht zu horten, sondern damit international auf Einkaufstour zu gehen. Halb Afrika haben sie inzwischen aufgekauft und entlang der „neuen Seidenstraße“ längst viele Staaten finanziell von sich abhängig gemacht.

    „die Machtblöcke USA und westliche Staaten gegen China, Russland und Iran“
    Das ist ebenfalls Unfug. Russland ist für China schlicht ein billiger Rohstofflieferant. Und das das Land durch die strategisch katastrophale Politik von Putin in die weitgehende Abhängigkeit von Pekings Gnaden gerät, wird man dort mit Sicherheit nicht bedauern. Das der Handel mit Russland zunimmt liegt vor allem daran das die Chinesen die Lage der Russen als gute Geschäftsleute gnadenlos ausnutzen, indem diese gezwungen sind ihnen Rohstoffe jeglicher Art zu Schleuderpreisen zu verkaufen. Etwas worüber sich auch Indien freut und ordentliche Windfallprofits einsackt. Und ich kann mir nicht vorstellen, das China seine Lieferungen an Russland verschleudert.

    1. @Thinkself. Genau so ist es. China nutzt die Lage der Russen gnadenlos aus. Diese brauchen die Rohstoffeinnahmen, um den Krieg zu finanzieren und für den Haushalt. Der Ukrainekonflikt kommt dem Reich der Mitte bis zu einem gewissen Grad (Getreidelieferungen aus der Ukraine) damit sogar recht, weil sie viele Rohstoffe zu einem großen Abschlag erhalten. Deshalb wird es auch nicht den großen Preisanstieg geben, zum Beispiel bei Rohöl, nach dem Reopening der Wirtschaft, wenn man das zum Schleuderpreis bekommt. Natürlich auch andere Rohstoffe. Solange der Krieg andauert, sitzt Russland diesbezüglich in der Klemme. Und woher soll Putin das technische Equipment bekommen, für viele Wirtschaftsbereiche, das der Westen nicht mehr liefert?

  4. Lesen hilft: Da steht nicht De-Globalisierung, sondern De-Coupling. Gross und Fett. Also die Entkoppelung zwischen China und den USA.

    1. @Horst Schlemmer

      Lesen hilft.
      Große und fette Überschrift:
      „China und USA: Entkoppelung – Deglobalisierung beginnt“.

  5. Stimmt, lesen hilft.
    Oben De-Globalisierung, unten De-Globalisierung, in der Mitte De-Coupling. Nicht wirklch koharent

  6. Die G20-Mitglieder Vereinigte Staaten und Volksrepublik China sind die beiden weltweit größten Volkswirtschaften. Auch die Europäische Union ist G20-Mitglied. Bundeskanzler Olaf Scholz hält Stand aktuell im Deutscher Bundestag eine Regierungserklärung zum Europäischer Rat. Ob der Kanzler dem genannten Thema einen entsprechenden Stellenwert einräumt, bleibt abzuwarten.

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