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Kernkonflikte bleiben ungelöst China-USA-Abkommen: Trump und Xi vor trügerischem Deal

USA-China-Abkommen: Trump und Xi vor trügerischem Deal
US-Präsident Donald Trump an Bord der Air Force One. Foto: Andrew Harnik/Getty Images

Ein mögliches Abkommen zwischen China und den USA sorgt weltweit für Schlagzeilen. Donald Trump und Xi Jinping präsentieren sich als Architekten einer möglichen Annäherung – doch hinter der Fassade des Fortschritts brodelt Misstrauen. Während Investoren auf Entspannung hoffen, warnen Analysten: Der scheinbare Durchbruch könnte mehr Show als Substanz sein – und die tiefen Konflikte zwischen den Supermächten weiter verschleiern.

China-USA-Abkommen: Handelsdeal ohne Substanz?

Laut einem Bericht von Bloomberg stehen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping kurz davor, bei einem Gipfeltreffen eine Reihe diplomatischer Erfolge zu präsentieren, die Investoren erfreuen, jedoch die tiefen strukturellen Handelskonflikte unberührt lassen. Trump zeigte sich am Montag optimistisch: „Ich fühle mich wirklich gut in Bezug auf ein Abkommen mit China“, sagte er, nachdem am Wochenende in Malaysia mehrere Vereinbarungen bekannt gegeben wurden, die die Handelsspannungen lockern sollen. Im Gegenzug zu amerikanischen Zugeständnissen beim jüngsten 100%-Zoll­vorhaben will China den Sojaeinkauf in republikanischen Schlüsselstaaten wieder aufnehmen, während die USA sich wichtige Lieferungen von Seltenen Erden sichern wollen.

Die Märkte reagierten euphorisch: Der US-Leitindex S&P 500 erreichte ebenso wie der MSCI- Weltaktienindex neue Allzeithochs. Doch Analysten warnen, dass das geplante Handelsabkommen zwischen Trump und Xi in Südkorea die grundlegenden Streitpunkte – vor allem in Sicherheitsfragen – ausklammere. Auch Trumps erklärtes Ziel, das Handelsungleichgewicht zu korrigieren, bleibe unerreicht, da chinesische Investitionen in die USA weiterhin stark beschränkt seien.

„Das Pflücken der niedrig hängenden Früchte macht den weiteren Weg schwieriger“, erklärte Sun Chenghao von der Tsinghua-Universität in Peking. „Das ‘große Abkommen’ erfordert, dass beide Seiten tiefgehende Differenzen bei staatlichen Subventionen, Technologie und nationaler Sicherheit angehen.“

Kleine Deals statt großer Durchbruch

Sun prognostizierte, dass in den kommenden Jahren eher kleinere, sektorspezifische Abkommen entstehen werden. US-Finanzminister Scott Bessent drängt China, seine Wirtschaft stärker auf den Binnenkonsum auszurichten – doch Peking konterte letzte Woche mit einem Papier, das Selbstversorgung in Technologie und Produktion bis 2030 als Priorität ausrief.

Parallel dazu unterzeichnete Trump während seiner Asienreise neue Handelsverträge mit Thailand und Malaysia über Seltene Erden sowie Anti-Dumping-Vereinbarungen mit Kambodscha – alles Themen, die direkt China betreffen. Diese Schritte gelten als gezielter Aufbau von Verhandlungsmacht vor dem Treffen mit Xi, das laut US-Außenminister Marco Rubio in Busan, Südkorea, stattfinden soll.

Trump betonte zudem seine Absicht, China persönlich zu besuchen, und lud Xi ein, entweder nach Washington oder in seinen Club Mar-a-Lago zu kommen. Mit dem APEC-Gipfel 2026 in China und dem G20-Gipfel in den USA bieten sich für beide Staatschefs weitere Gelegenheiten zur direkten Diplomatie.

Seit Trump die schärfsten US-Zölle seit den 1930er Jahren eingeführt hat, schwanken die Beziehungen zwischen Eskalation und vorsichtiger Entspannung. Das chinesische Parteiorgan Volkszeitung mahnte am Montag, die „hart erarbeiteten Errungenschaften“ der jüngsten Gespräche nicht zu gefährden und forderte Washington auf, sich an den Konsultationsmechanismus zwischen Bessent und Vizepremier He Lifeng zu halten.

USA-China-Abkommen: Trump und Xi vor trügerischem Abkommen
Hier sind die Themen, die China und die USA für ein Handelsabkommen auf den Tisch gebracht haben

Stabilität als neues Leitmotiv – aber die Konflikte bleiben

„Beide Seiten konzentrieren sich jetzt in erster Linie auf Stabilität“, sagte Daniel Kritenbrink von The Asia Group. „Aber an den Fundamenten dieser Beziehung hat sich nichts geändert.“

Bessent erklärte, China werde seine jüngsten Exportbeschränkungen für Seltene Erden „für ein Jahr aussetzen“, um sie zu überprüfen. Dennoch bleibt der Streit über Exportkontrollen bestehen. Peking nutzt seine dominante Position bei Magneten – unentbehrlich für Smartphones und Raketen – als Druckmittel gegen US-Beschränkungen auf Hochtechnologiechips. Washington rechtfertigt diese Maßnahmen mit der Eindämmung chinesischer Militärambitionen.

Unklar bleibt, wie China seine globalen Exportkontrollen praktisch durchsetzen will, da diese selbst kleinste Spuren seltener Metalle betreffen könnten – ein Schritt, der auch in Europa für Empörung sorgte. Peking hatte die Maßnahmen als Reaktion auf die Ausweitung der US-Sanktionslisten auf Tausende chinesische Firmen eingeführt. Mit dem Ausschluss einer Rücknahme amerikanischer Exportbeschränkungen bleibt offen, welchen konkreten Vorteil Xi außer der Zollpause erzielen kann – und wie lange diese andauert.

„China wird niemals auf seinen Hebel bei seltenen Erden verzichten“, warnte Dexter Roberts vom Atlantic Council. „Das wäre reine Dummheit.“

Tarife auf Fentanyl und offene Fragen zu Phase-One-Deal

Ein Fortschritt zeichnete sich bei der Fentanyl-Frage ab: Die USA könnten den 20%-Zoll senken, den Trump zur Eindämmung chinesischer Chemieexporte verhängt hatte. Diese Entlastung würde China bei schwacher Binnenkonjunktur dringend benötigte Exporteinnahmen sichern. Laut Bloomberg Economics könnte eine Zollsenkung die US-Exportverluste Pekings auf unter zehn Prozent begrenzen.

Offen bleibt hingegen die Untersuchung zur Umsetzung des „Phase-One“-Abkommens aus dem ersten Handelskrieg, die Trump möglicherweise einstellen könnte, „wenn alles gut läuft“. Insgesamt umfasst das aktuelle Paket vor allem kleinere Maßnahmen. „Sie konzentrieren sich auf enge, greifbare Themen und lassen die großen Fragen zu Chinas Wirtschaftsmodell außen vor“, erklärte Scott Kennedy vom Center for Strategic and International Studies. „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass diese grundlegenden Probleme jemals direkt angegangen werden.“

FMW/Bloomberg

 



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5 Kommentare

  1. Also ein weiteres Hoch /Runter in den Märkten und Beziehungen. In welche Reihenfolge und wie hoch und wie tief sehen wir beim Durchschneiden einer frischen Zwiebel. Bisschen unter der Nase halten und tief durchatmen, plötzlich kann man Tage voraus in die Zukunft gucken. Sehr hilfreich.

    1. Hm, allerdings war dieses „Hoch/Runter“ für die US-Aktienmärkte ein äußerst erfolgreiches Geschäftsmodell zugunsten von sehr viel mehr Hoch, denn jede Erleichterung im Handelskrieg wurde schon mit dem Vorausblick auf eventuelle Ankündigungen beweihräuchert und hinterher erst recht bejubelt und gefeiert – und jedes vorige Runter wurde durch Dip-Käufe und Short Squeezes mehr als wettgemacht. Mal sehn, was sich die einschlägigen politischen Verkünder und Wallstreet-Marktschreier im Weiteren einfallen lassen, um diese Hickhack-Inszenierungen, die sich seit April so gut bewährt haben, fortzuspinnen und davon abzulenken, dass die am Anfang gestandene Idee, mittels erhöhter Zolleinnahmen die Staatsverschuldung zu reduzieren, nicht aufgeht – wie auch nicht die Idee, im eigenen Land die Produktion anzukurbeln, denn weshalb Mitarbeiter einstellen oder sich Arbeit suchen, wo allseits propagiert wird, wie man mit „Trading“ finanziell viel leichter „to the moon“ gelangen kann und das Geld“machen“ zum Selbstläufer geworden ist (> reich wird reicher). Leider sehen die Kursentwicklungen der letzten Jahre ja tatsächlich so aus, dass die impulsiv Leichtfertigen und diejenigen, die großspurige Versprechungen auf „irgendwann“ hin machen, mehr belohnt werden als die Bedächtigen. Die Erfahrung zeigt doch seit längerem, dass Schulden aufzunehmen für Kleinanleger wie auf Mega-Level „kein Problem“ ist, im Gegenteil: Je höher die angekündigten Kredit-finanzierten Ausgaben, desto gewinnträchtiger, denn was dermaßen viel kostet, muss ja toll sein oder werden und zieht Käufer an, und den hohen Wert im Kursdiagramm kann man dann ja wiederum als Sicherheit für weiteres Schulden-machen hinterlegen (perpetuum mobile). Und falls doch was einkracht, wird gerettet (Mit den Bankenrettungen nahm das Unheil seinen Lauf, dass sich die „Was soll denn schon passieren?“-Einstellung verbreitete…). Schade, dass es bei uns im Land nicht gelungen ist, Milliarden-Investitionen in Infrastruktur-Zukunftsprojekte wie den Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 nicht ebenso toll zu vermarkten…

  2. Wenn ich das richtig sehe geht es eigentlich nur um die additional Tariffs, die hatte Trump ja angedroht zu verhängen, wenn Chinda das mit den Seltenen so weiter treibt. Die haben das aber nur so getrieben wegen… habs vergessen.

    Was genau ist die Erwartung?

    Ein realistischer Deal wäre, China importiert ein paar Sojabohnen mehr (obwohl glaube ich schon Ausweichverträge geschaffen wurden?), dafür verhängt T keine Killerzölle. Alternativ könnte China mehr Engegabement bei dem Fentanylthema anbieten. Der Herr T braucht nur irgendeinen Pups um sein Taco zu begründen, so sehe ich das.

    1. Am Ende bleibt alles beim Alten – nur bei den Aktienmärkten nicht, die vom Feiern dessen, dass Drohungen zurückgenommen wurden/werden, sehr profitiert haben. Ach ja, und die Europäer haben sich mit Frau van der Leyen bei den „Deals“ voreilig einschüchtern lassen.

  3. Ales richtig. Und was machen wir jetzt?
    Long?
    Short?
    Zu gucken?
    Oder doch die Zwiebel?

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