Die Pause im Handelskrieg zwischen den USA und China entfacht einen Frachtboom: Containerpreise schießen hoch – und die Logistikketten geraten erneut unter Druck.
Frachtraten explodieren nach Pause im Handelskrieg zwischen USA und China
Die Pause im Handelskrieg zwischen den USA und China hat den globalen Frachtmarkt über Nacht in Bewegung versetzt. Der am letzten Wochenende in Genf erzielte vorläufige „Waffenstillstand“ im Handelskrieg hat die erwarteten Auswirkungen auf den chinesisch-amerikanischen Handel ausgelöst. Innerhalb weniger Stunden nach der Einigung liefen die Kommunikationskanäle zwischen amerikanischen Importeuren und chinesischen Herstellern heiß. Importeure versuchten, neue Aufträge zu platzieren und bereits produzierte Waren schnellstmöglich auf Schiffe zu verladen.
US-Aufträge überfluten Fabriken in China
Selbst das China-kritische Medium China Insider, das eng mit der Falun-Gong-Sekte verbunden ist, berichtet, dass chinesische Fabriken in einem Wettlauf gegen die Zeit stehen, um frisch unterschriebene Aufträge von amerikanischen Unternehmen zu erfüllen. Meine Lieferanten berichten, dass sie sich ihre Aufträge mittlerweile weitgehend aussuchen können, während amerikanische Auftraggeber angesichts der 30-prozentigen Zölle versuchen, Preisnachlässe zu erzwingen. Derzeit gelingt es den chinesischen Herstellern jedoch, moderate Preissteigerungen durchzusetzen.
Containerpreise explodieren
Nach einem Rückgang der Buchungen in den vergangenen Wochen berichten Reedereien nun ein starkes Wachstum. Hapag-Lloyd meldet von einer 50% Steigerung der Containerbuchungen in der letzten Woche. Die South China Morning Post spricht sogar von einem Anstieg der Buchungen um 300%. Diese sprunghafte Nachfrage nach Transportkapazitäten lässt die Frachtraten in die Höhe schnellen. Laut dem Drewry World Container Index (WCI) sind die Spot-Raten für Containertransporte von Shanghai nach New York in der letzten Woche um 19% gestiegen, während die Raten von Shanghai nach Los Angeles um 16% zulegten.
Auch die Luftfracht wird teurer: Laut dem Freightos Air Index (FAX) stieg der Preis pro Kilogramm von 2,25 US-Dollar auf 2,32 US-Dollar.
Auf der anderen Seite verzeichneten die innerasiatischen Routen einen Rückgang der Frachtraten um 7%. Der Güterverkehr kehrt sich also innerhalb weniger Tage wieder um. Was in den letzten Wochen via Asien Richtung USA war, geht nun wieder direkt von China in die Staaten.
Die plötzlich erhöhte Nachfrage trifft den Markt in einem Moment, in dem Reedereien ihre Kapazitäten reduziert und ihre Linien an veränderte Handelsrouten angepasst haben. Laut Xeneta, einem führenden Datenanbieter für Frachtdienste, ist die verfügbare Kapazität derzeit deutlich unter der Nachfrage gesunken, was die Verknappung weiter verschärft.
Kostenlawine für US-Großkunden rollt an
Große Einzelhändler wie Walmart, Home Depot oder Target und selbst Industrieunternehmen, die regelmäßig Schiffslieferungen erhalten, verhandeln langfristige Verträge mit Reedereien und sind somit von den Spot-Raten weniger betroffen. Dennoch setzen Reedereien zwei Instrumente ein, um die Kosten kurzfristig auch für diese Kunden zu erhöhen. Bereits vor der Genfer Einigung haben sie die General Rate Increase (GRI)-Klauseln in den Verträgen aktiviert. Für 40-Fuß-Container kündigten sie zusätzliche Kosten von 1.000 bis 3.000 US-Dollar pro Container an. Nach den Regeln der US Federal Maritime Commission müssen solche Preiserhöhungen 30 Tage vorher bekanntgegeben werden, sodass die neuen Raten zwischen dem 1. und 15. Juni greifen. Zudem erwarten Marktbeobachter, dass die Hauptsaison, die normalerweise zwischen dem 15. Juli und 15. Oktober liegt, dieses Jahr früher beginnt, spätestens in einem Monat, und bis mindestens zum 13. August, dem Ende des Moratoriums, andauert. Für diese Zeit greifen die Peak Season Surcharges (PSS), die zusätzliche Kosten von 1.000 bis 3.000 US-Dollar pro 40-Fuß-Container verursachen.
Die gesamte Logistikkette gerät erneut unter erheblichen Druck. Während in den vergangenen Wochen vor allem neue Handelsrouten erschlossen wurden, sind es nun die begrenzten Kapazitäten entlang der Wertschöpfungskette – von den Fabriken über die Häfen bis zu den Schiffen –, die stark belastet sind. Freightos, ein führender Anbieter von digitalen Frachtplattformen, warnt in seinem aktuellen Bericht vor Verzögerungen und Staus an den Häfen in den kommenden Monaten, ähnlich wie nach der Corona-Pandemie.
Trump als Konjunkturprogramm für China
Explodierende Frachtraten sowie zusätzliche Gebühren wie General Rate Increases und Peak Season Surcharges treiben die Verschiffungskosten in die Höhe. Drittens belasten die von den USA angekündigten Zölle von bis zu 30 % die Importeure erheblich. Diese Kosten tragen letztlich entweder die amerikanischen Importeure oder die Konsumenten in den USA.
Das Wahlversprechen von Donald Trump war, die Lebenshaltungskosten der Amerikaner zu senken und China wirtschaftlich und politisch unter Druck zu setzen. Doch seine aktuelle Politik bewirkt das genaue Gegenteil: Sie fungiert als Konjunkturprogramm für China, während sie die Inflation in den USA antreibt. Statt „Make America Great Again“ (MAGA) sollte sein Slogan eher lauten: „Make China Great Again“ oder „Make America Poor Again“.
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Und was ist für Donald persönlich drin? Das sein Volk arm wird, wird ihm kaum besonders interessieren. Aber dass es ihn selber schlechter geht dabei, kann nicht sein. Also, wo ist der verborgene Haken womit er den Goldfisch landet?