Verliert China schon vor der Machtübernahme von Trump Stück für Stück sein Geschäftsmodell? Die neuesten Handelsdaten aus China für den November zeigen eine Mischung aus saisonalen Trends, geopolitischen Einflüssen und strukturellen Herausforderungen. Während sich Exporte und Importe unterschiedlich entwickeln, zeichnen sich klare Muster in Chinas Handelsbeziehungen ab, die auf größere wirtschaftliche und strategische Herausforderungen hindeuten.
China vor Trump: Exportwachstum schwächt sich ab
Chinas Exporte stiegen im November um 6,7% im Vergleich zum Vorjahr, verfehlten jedoch die Prognose von 8,5% und blieben deutlich hinter dem Wachstum von 12,7% aus dem Vormonat zurück. Diese Abschwächung spiegelt sowohl saisonale Faktoren als auch eine allgemein nachlassende globale Nachfrage wider. Auf der Importseite überraschte ein Rückgang um 3,9%, der schärfste seit September 2023, während Analysten ein leichtes Plus von 0,3% erwartet hatten. Trotz dieser gemischten Entwicklung weitete sich Chinas Handelsüberschuss auf 97,44 Milliarden US-Dollar aus und übertraf sowohl die Prognose von 95 Milliarden als auch den Vormonatswert von 95,27 Milliarden US-Dollar.
Das verlangsamte Exportwachstum war weitgehend erwartbar. Mit dem Ende der Weihnachtssaison ging die Nachfrage nach Konsumgütern wie Spielzeug und Textilien zurück. Gleichzeitig blieben die Exporte von Maschinen und Bauteilen stabil, während die Autoexporte weiter zulegten – ein Lichtblick in einer sich allgemein abschwächenden Exportbilanz. Besonders bemerkenswert ist das Wachstum im Automobilsektor, das zeigt, wie strategische Industrien Chinas Exporte stützen können, selbst in einem herausfordernden Umfeld.
Trotz dieser Zuwächse meldeten Exporteure von Elektroautos einen Rückgang um 33%. Grund dafür sind verschärfte Sanktionen und regulatorische Maßnahmen in den USA und Europa, die Chinas wachsende Automobilindustrie vor neue Herausforderungen stellen.
Der Trump-Effekt: Vorverlagerung von Exporten
Chinas Exporte in die USA blieben bemerkenswert robust, da viele Unternehmen befürchten, dass nach der Amtsübernahme von Donald Trump im Januar neue Strafzölle eingeführt werden könnten. Dies führte zu einer Vorverlagerung von Exporten, um Zölle zu umgehen. Im Gegensatz dazu blieben die Importe aus den USA unverändert. Dies könnte darauf hindeuten, dass China versucht, das Handelsdefizit zu reduzieren, um bei den anstehenden Verhandlungen mit Trump besser positioniert zu sein. Der relative Zuwachs der USA im Vergleich zu anderen Handelspartnern zeigt, wie entscheidend dieser Markt für China bleibt.
Die Chinesische zivile Luftaufsicht CAAC berichtet, dass zwischen Januar und Oktober dieses Jahres auf internationalen Strecken etwa 2,93 Millionen Tonnen Fracht und Post befördert wurde, was einem Anstieg von 48,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 entspricht. Dabei scheint sich das Tempo zum Jahresende zu wachsen. In der ersten Dezemberwoche stiegen die internationalen Luftfrachtflüge um 100.4% an. Laut CAAC ist dieses Wachstum hauptsächlich auf den wachsenden eCommerce-Sektor zurückzuführen. Im September verkündete Biden neue Regelungen für importierte Ware und vermutlich wird Trump weitere Maßnahmen gegen eCommerce-Unternehmen aus China umsetzen, womit Exporte in die USA schwieriger werden dürften.
ASEAN stärkt Chinas Exportstrategie
Die Exporte in die ASEAN-Staaten stiegen um beeindruckende 11,2%, während die Importe leicht wuchsen. Länder wie Vietnam und Malaysia spielen eine wichtige Rolle als Zwischenstation für Waren, die letztlich in die USA und die EU gelangen. Gleichzeitig kühlte der Handel mit den Philippinen, einem Land, das mit China im Südchinesischen Meer im Konflikt steht, deutlich ab. Diese Entwicklung unterstreicht, wie politische Spannungen die Handelsbeziehungen beeinflussen können.
China verliert Dynamik im EU-Handel
Chinas Exporte in die EU stiegen moderat um 2,4%, während die Importe um 4,7% nachließen. Besonders betroffen waren Deutschland (-10,8%), Frankreich (-6,8%) und Italien (-4,0%), was auf eine sinkende Nachfrage nach europäischen Industriegütern hinweist. Ein Ausnahmefall sind die Niederlande, deren Exporte nach China um 10,6% zunahmen, angetrieben durch Halbleiter und Chip-Technologie. Diese Entwicklung zeigt, dass technologische Produkte trotz insgesamt schwacher Importe eine Sonderrolle einnehmen.
Chinas Rohstoffkrise trifft BRICS-Staaten
Die Handelsbeziehungen zu den BRICS-Staaten stagnieren, mit Ausnahme Brasiliens, dessen Exporte nach China um 23,5% zulegten. Die Importe aus Brasilien sanken jedoch um 2,3%, was den rückläufigen Rohstoffbedarf Chinas widerspiegelt. Der Handel mit Russland bleibt schwach – die Exporte stiegen nur um 4%, während die Importe nahezu unverändert blieben (+0,4%). Hier wirken die reduzierte Nachfrage nach russischen Rohstoffen und die Herausforderungen durch sekundäre Sanktionen, die den Handel erschweren.
Warnsignale für Chinas Geschäftsmodell
Chinas Exportmodell stößt zunehmend an seine Grenzen. Während saisonale und geopolitische Faktoren die Dynamik kurzfristig beeinflussen, rücken die tiefergehenden strukturellen Probleme des Landes in den Fokus. Der Automobilsektor ist ein Sinnbild für diese Entwicklung: Mit einer Produktionskapazität, die etwa 70 % des weltweiten Bedarfs decken kann, leidet die Branche unter massiven Überkapazitäten. Der Binnenmarkt kann weniger als die Hälfte der Produktion aufnehmen, wodurch China auf den Export angewiesen bleibt. Gleichzeitig droht eine Deflation in China.
Gleichzeitig steigt der Widerstand im Ausland gegen diese Überkapazitäten. Die Strafzölle der EU und der USA haben dazu beigetragen, dass Chinas Exporte von Elektroautos im letzten Monat um 33 % zurückgingen. Auch andere Industrien sind von einer wachsenden Skepsis betroffen. Besonders die Automobilindustrie in Ländern wie Deutschland oder Frankreich sieht sich durch die chinesische Konkurrenz in ihrer Existenz bedroht, was den Druck auf ihre Regierungen erhöht, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die angekündigten Strafzölle des künftigen US-Präsidenten Donald Trump könnten Chinas Geschäftsmodell weiter destabilisieren. Sollte Trump es schaffen, Europa in eine gemeinsame Front gegen China einzubinden, stünden Chinas zwei wichtigste Absatzmärkte – die USA und Europa – auf dem Spiel. Eine Verlagerung der Exporte in andere Regionen wäre nur begrenzt möglich und könnte die Probleme nicht ausgleichen.
Intern leidet China zusätzlich unter einer schwachen Binnennachfrage und wirtschaftlichen Verwerfungen. Die chinesische Führung steht vor der dringenden Aufgabe, grundlegende strukturelle Probleme zu adressieren. Die Zeit drängt, denn die Bereitschaft der Welt, Chinas Überkapazitäten weiterhin zu finanzieren, nimmt spürbar ab. Ohne eine klare Strategie zur Lösung dieser Probleme droht Chinas Handelsmodell nachhaltig Schaden zu nehmen.
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