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China verlinkt Börsen in Hongkong und Shenzhen – zu spät..

Nach langem Zögern genehmigt die Regierung die Verlinkung der Börsen in Hongkong und Shenzhen - aber Ausländer bleiben zögerlich, der Aktienboom ist vorbei.

FMW-Redaktion

Welche Stadt boomt am meisten in China? Shanghai? Peking? Nein, es ist Shenzhen, das neben Shanghai die größte Börse Festlands-Chinas besitzt. In Shenzhen spielt sich derzeit ein beispielloser Immobilienboom ab – weil die Stadt auch ökonomisch für China immer wichtiger wird. Das gilt auch und vor allem für die Börse in Shenzhen, die, das hat heute Chinas Premier Li Keqiang verlauten lassen, nun mit der Börse in Hongkong verlinkt werden soll. Damit hat die Regierung offenkundig die lange hinausgezögerte Genehmigung erteilt, nachdem zuvor bereits Hongkong und Shanghai verlinkt wurden. Wann die Verlinkung Hongkong-Shenzhen starten soll, ist noch offen.

Die nun genehmigte Verlinkung zwischen Hongkong und Shanghai war einer der wesentlichen Gründe für den Boom von Shenzhen. Denn über den Hub Hongkong können dann auch Ausländer am Marktplatz in Shenzhen investieren, wie das derzeit schon mit Shanghai der Fall ist. Allerdings haben sich hohen Erwartungen nicht erfüllt im Falle von Shanghai: so haben die Ausländer nur ca. die Hälfte der von den Regulatoren genehmigten Volumina über Hongkong in Shanghai gekauft – eine schwere Enttäuschung für Peking.

Das liegt und lag vor allem an dem Crash im letzten Sommer, als Chinas Aktienmärkte heftig einbrachen. Auch in diesem Jahr läuft es nicht wirklich rund: der Shanghai Composite hat seit Jahresbeginn 16% verloren, die gehandelten Volumina sind seit dem Crash stark zurück gegangen. Auch der Aktienmarkt in Shenzhen steht mit einem Rückgang von 12% seit Jahresbeginn nicht viel besser da.

Die geplante Verlinkung der Börsen in Hongkong und Shenzhen war bereits im November 2014 angekündigt worden durch die Regierung – sie löste mit dieser Ankündigung einen wahren run auf Aktien im Reich der Mitte aus, weil staatliche Medien suggerierten, dass Chinas Bürger nun kaufen könnten, bevor dann die Ausländer später zu viel höheren Preisen einsteigen würden. Diese Annahme ging bekanntlich nur bis Juni 2015 gut – dann kam der Crash. Insofern kommt die heutige Ankündigung der Verlinkung faktisch viel zu spät.

Nachdem der Crash am Aktienmarkt ca. fünf Billionen Dollar an Kapital vor allem von chinesischen Privatinvestoren vernichtet hatte, sind Aktien gewissermaßen „out“ im Reich der Mitte. Seit dem Crash floß das Kapital vorwiegend in Unternehmensanleihen – sie galten als sicherer Hafen, sind jedoch teilweise hochriskant, weil immer mehr Firmen vor allem aus dem Rohstoffsektor wie etwa Dongbei Steel ihre Anleihen nicht mehr bedienen können. Mithin hat sich also die Blase vom Aktienmarkt zum Anleihemarkt verschoben, dessen Volumina um ein Vielfaches größer sind als am Aktienmarkt.



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