Asien

China: Wachstum enttäuscht erneut

Die schwächelnde Konjunktur in China bleibt ein Risikofaktor für die globalen Märkte. Hier ein Blick auf aktuelle Entwicklungen.

Foto: toa55-Freepik.com

Chinas Wirtschaft zeigt widersprüchliche Signale: Zwar deuten einige Indikatoren auf Stabilisierung hin, doch das Wachstum bleibt enttäuschend. Systemische Probleme und die starke Abhängigkeit von schuldenfinanzierten Maßnahmen in China werfen Fragen zur Nachhaltigkeit der Erholung auf. Besonders der Immobiliensektor und internationale Spannungen stellen erhebliche Herausforderungen dar.

Positive Signale aus China: Konsum und Beschäftigung

Chinas Wirtschaftsdaten vom Oktober zeichnen ein durchwachsenes Bild: Während einige Indikatoren auf eine Stabilisierung hindeuten, bleibt das Wachstum hinter den Erwartungen zurück. Vor allem systemische Probleme und die Abhängigkeit von schuldenfinanzierten Anreizen verstärken sich. Ein Lichtblick in China ist der Konsum: Der Einzelhandelsumsatz stieg im Oktober im Jahresvergleich um 4,8 % – ein deutlicher Anstieg gegenüber 3,2 % im September und der stärkste Wert seit Februar. Hier spielt vor allem die Verschrottungsprämie für Haushaltsgüter und Autos eine entscheidende Rolle, die in der „Golden Week“ zu vermehrten Käufen führte.

Grafik zeigt Einzelhandelsumsätze in China

Der Consumer Confidence Index im September sank allerdings weiter, wenn auch nur um 0.1 Punkte auf 85.7.

Die Gesamtinvestitionen in Sachanlagen blieben mit einem Zuwachs von 3,4 % stabil, was auf eine gleichbleibende Aktivität in Bereichen wie Bauwesen, Fertigung und Infrastruktur hindeutet. Doch auch hier sind die Grenzen des Wachstums spürbar: Der Investitionsschub ist durch staatliche Ausgaben verbunden und daher langfristig nicht tragfähig.

Der Immobiliensektor bleibt eine Belastung

Ein erheblicher Bremsklotz bleibt der Immobiliensektor. Die Immobilieninvestitionen sanken in den ersten zehn Monaten um 10,3 % im Vergleich zum Vorjahr, während die Preise für Neubauten im Monatsvergleich um 0,48 % zurückgingen – der geringste Rückgang seit einem Jahr. Hochfrequenzdaten zeigen jedoch, dass die Hausverkäufe in China im November schwächer sind als im Oktober. Auch die Markterwartungen schwächen sich erneut ab.

Diese Entwicklung hat bereits zu einem massiven Verlust des Haushaltsvermögens geführt. Pekings Maßnahmen, darunter die Lockerung von Kaufbeschränkungen und Steuererleichterungen, konnten den Sektor bisher nicht nachhaltig stabilisieren. Analysten, wie die von Macquarie, mahnen: „Die Erholung des Wohnungsmarktes war in den letzten Jahren meist von kurzer Dauer.“

Wachstum unter Erwartungen

Obwohl sich einige Bereiche stabilisieren, bleibt das Wachstum hinter den Markterwartungen zurück. Experten wie Michael Pettis, Finanzprofessor der Universität Peking, betonen die kurzfristigen Vorteile, aber auch die langfristigen Probleme: „Das Produktionswachstum übertrifft weiterhin das Konsumwachstum. Die Abhängigkeit vom Export bleibt eine Achillesferse.“

Ein weiteres Warnsignal ist die Deflation. Die Verbraucherpreisinflation (CPI) in China sank im Oktober um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. In Verbindung mit Chinas erneutem Handelsüberschuss deutet dies auf eine schwache Binnennachfrage hin – ein Problem, das Pekings Pläne zur wirtschaftlichen Neuausrichtung untergräbt.

Schuldengetriebene Stabilisierung in China

Viele der positiven Entwicklungen werden durch hohe fiskalische Anreize getragen. Doch diese Strategie birgt Risiken: Das Schuldenwachstum gefährdet langfristig die finanzielle Stabilität Chinas. Die Verschuldung Chinas beträgt zwischen 310 und 360 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die angekündigte Anhebung der Verschuldungsgrenze der lokalen Verwaltungen wird in den nächsten Jahren zu einem noch höheren Anteil der Schulden am BIP führen. Ökonomen wie Jacqueline Rong von PNP Paribas sehen in der „milden Erholung“ ein fragiles Fundament, das zusätzliche politische Unterstützung erfordert.

Trump und EU verschärfen die Unsicherheit

Die Börsen waren nicht angetan von den wirtschaftlichen Daten. Zudem belasten die sich verschlechternden Handelsbeziehungen zu den USA und der EU die Märkte. Am Montag sank der Shanghai CSI-Index um ein weiteres halbes Prozent, nachdem er schon am Freitag mit Verlusten geschlossen hatte.

Chinas Wirtschaft hängt weiterhin am Tropf der staatlichen Impulse. Chang Shu, Chefökonom für China bei Bloomberg, prognostiziert: „Eine Erholung in den kommenden Monaten ist wahrscheinlich, aber sie wird stark von beschleunigten Staatsausgaben abhängen.“ Damit bleibt die Stabilisierung der Wirtschaft nicht nachhaltig, und die politische Führung geht die strukturellen Probleme nicht an. Das wirtschaftliche Fundament bleibt somit brüchig.



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9 Kommentare

  1. …Das Schuldenwachstum gefährdet langfristig die finanzielle Stabilität Chinas. Die Verschuldung Chinas beträgt zwischen 310 und 360 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP)…

    Ich habe da ganz andere Zahlen gefunden.

    …China: Staatsverschuldung von 1995 bis 2023 und Prognosen bis 2029 in Relation zum Bruttoinlandsprodukt…

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167167/umfrage/staatsverschuldung-von-china-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Hmm, mal überlegen: Was ist wohl der Unterschied zwischen Gesamtverschuldung, versteckter Verschuldung und offizieller Staatsverschuldung?
      Und überhaupt: Was ist mit Amerika?!

      https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/china-verspricht-kommunen-hilfe-bei-schulden-in-hoehe-von-840-milliarden-dollar-a-e5abc1cd-90b2-45de-8482-8651fabb6ec3
      https://merics.org/de/studie/chinas-hohe-und-steigende-verschuldung

    2. DermitdemHellmuttanzt

      @Helmut
      die chinesischen Schulden werden in TSF = Total social financing beziffert.
      Von dem, was du redest, sind die offiziellen Schulden.
      Aber glauben, von China Ahnung zu haben…

      1. Nicht hingeschaut?
        Es wurde das BIP von China genannt.
        Wohl von gar nichts Ahnung

        1. DermitdemHellmuttanzt

          Helmut
          TSF als Teil des BIP.
          Dein Chart zeigt die STAATSVERSCHULDUNG nicht die GESAMTVERSCHULDUNG!
          Mein Gott, von nix ne Ahnung, aber grosse Töne spucken. Lern erst mal die Basics.
          HIer, damit Du den Unterschied raffst:

          Staatsverschuldung: Das ist das Geld, das ein Land von anderen Ländern, Banken oder internationalen Organisationen geliehen hat. Stell dir vor, ein Land wie Deutschland möchte ein neues Projekt finanzieren, aber hat nicht genug Geld. Dann leiht es sich Geld und muss es später zurückzahlen, oft mit Zinsen. Diese Schulden nennt man Staatsverschuldung.

          Total Social Financing (TSF): Das ist ein Konzept, das besonders in China benutzt wird, um die gesamte Kredit- und Finanzierungsmenge in der Wirtschaft zu messen. Es umfasst nicht nur die Kredite der Banken an Unternehmen und Haushalte, sondern auch andere Finanzierungsformen wie Anleihen und Privatkredite. Es ist so, als würde man alle möglichen Geldquellen zusammenzählen, die in der Wirtschaft genutzt werden können, um das Wachstum zu unterstützen.

        2. @Helmut, der Titel Ihrer Referenz lautet klar und deutlich:

          China: Staatsverschuldung von 1995 bis 2023 und Prognosen bis 2029 in Relation zum Bruttoinlandsprodukt

          Das BIP ist zwar als Wort im Titel enthalten, die Zahlen spiegeln jedoch die Staatsverschuldung in Relation zum BIP. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder doch?

  2. Naja, wenn man die Gesamtverschuldung von z. B. Deutschland rechnet:
    Die deutsche Staatsverschuldung beträgt tatsächlich also fast 423 Prozent.
    Etwa 6 bis 7 x so hoch wie angegeben .

    https://www.nordkurier.de/politik-wirtschaft/deutschland-versteckt-einen-grossteil-seiner-schulden-2324583

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Und was ist mit Amerika? 😅

    2. DermitdemHellmuttanzt

      @Helmut
      wenn dir keine Argumente mehr einfallen, dann wieder dein Totschlagargument whatbouotism.
      Aber zugeben, dass du hier scheiße laberst? nö, macht Helmut nicht….

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