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China: Warum diese verrückte Wette aufgeht

Normalerweise wäre eine solche Wette in Anbetracht der nach wie vor existierenden Unwägbarkeiten unvernünftig. Doch die Grundidee der Spekulation sich wieder erholender Aktienkurse im Zuge des USA-China-Handelsdeals wurde ersetzt durch die Gewissheit, dass die chinesische Staatsführung alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um die Aktienmärkte zu stützen. Das Gleiche gilt auch für alle anderen bedeutenden Notenbanken. Ganz einfach deshalb, weil alles oder nichts auf dem Spiel steht. So kam es dann auch: Insgesamt hat Peking und die von ihr zu 100 Prozent kontrollierte Zentralbank seit Anfang Januar bis dato 270 Mrd. Euro in den Markt gepumpt, mehrfach verschiedene Zinssätze gesenkt und eine weitere Zinssenkung für den 20. Februar angekündigt.

Der Zinssatz für zehnjährige Staatsanleihen Chinas rutschte daraufhin unter die Marke von drei Prozent. Da parallel dazu, bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Epidemie, die Preise für Nahrungsmittel im Reich der Mitte explodierten, stieg die Inflationsrate auf über 5 Prozent an, wobei der Realzins massiv in den negativen Bereich abrutschte. Gleichzeitig griff die Regierung autoritär durch die Limitierung von Aktienverkäufen in den Handel ein und zog die Bewertungen chinesischer Aktiengesellschaften trotz nach wie vor enormer Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 künstlich nach oben. Andere große Notenbanken, wie die EZB und die amerikanische Fed, versicherten zudem, dass sie die Lage sehr ernst nehmen, genau beobachten und bei Bedarf bereit sind, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern.

Fazit und Ausblick

Nur in Anbetracht der mittlerweile totalen Abhängigkeit der Börsenentwicklung von den Notenbanken und ihrer Politik ist eine solche, unter normalen Umständen absolut verrückte Wette vertretbar. Egal welche Risiken sich am Horizont noch in Form von absehbaren Entwicklungen, wie z. B. beim Thema Überschuldung, oder durch „Schwarze Schwäne“ abzeichnen mögen, auf die Notenbanken und ihre stimulierende Wirkung auf die globalen Aktienmärkte ist Verlass. Die Zentralbank in China interveniert momentan so aggressiv wie nie zuvor in ihrer über siebzigjährigen Geschichte. Ob die nun unternommenen Maßnahmen ausreichen, um die Konjunktur in China zu stabilisieren, ist noch nicht absehbar. Aber eines steht fest, irgendwann wird die Epidemie abflauen und bis dahin sind die monetären Möglichkeiten der Notenbanken zur Stützung der Märkte de facto unlimitiert.



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