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China will die KI-Welt beherrschen: KI, Kontrolle, Kapital

China überholt USA

China KI Kapital Kontrolle
Foto: Bloomberg

China investiert Milliarden in KI, steuert Inhalte und setzt Unternehmen unter Kontrolle. Mit DeepSeek und Manus zeigt Peking, wie es die KI-Welt dominieren will.

China will die KI-Welt beherrschen: KI, Kontrolle, Kapital

China formt die Zukunft der KI nach seinen eigenen Regeln – mit strikter Kontrolle, massiven Investitionen und strategischer Steuerung der Industrie.
Ein neuer Name dominiert dabei die Tech-Schlagzeilen in China: Manus. Das autonome KI-System hat in den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt – nicht nur wegen seiner Fähigkeiten, sondern auch wegen seines perfekten Timings. Manus wurde genau in dem Moment vorgestellt, als Chinas wichtigstes politisches Ereignis des Jahres – die „Zwei Sitzungen“ – den Ton für die wirtschaftliche, finanzpolitische und technologische Zukunft des Landes setzte.

Doch Manus ist mehr als nur ein weiteres KI-Tool. Es ist das jüngste Symbol einer umfassenden Strategie, mit der China seine technologische Eigenständigkeit und globale Führungsrolle im Bereich Künstliche Intelligenz vorantreibt.

KI als Schlüsselstrategie: Führung in China gibt den Takt vor

Jedes Jahr versammeln sich Tausende Delegierte zur Nationalen Volkskongress-Sitzung (NPC) und zur Konsultativkonferenz (CPPCC), um Chinas wirtschaftlichen und politischen Kurs zu bestimmen. Dieses Jahr stand eine Botschaft im Mittelpunkt: KI ist nicht mehr nur eine Zukunftstechnologie – sie ist jetzt das Herzstück der wirtschaftlichen Transformation.

Premier Li Qiang unterstrich in seinem Regierungsbericht die strategische Bedeutung von „Artificial Intelligence +“, einer Initiative zur Verschmelzung von KI mit verschiedenen Industrien. Besonders hervorgehoben wurden intelligente Fahrzeuge, KI-gesteuerte Produktionsanlagen und smarte Endgeräte. Dahinter steht ein klares Ziel: China will sich von westlicher Technologie unabhängig machen und die nächste Phase des globalen KI-Wettlaufs anführen.

Von DeepSeek zu Manus – Der nächste KI-Sprung

Dass chinesische Unternehmen in der Lage sind, weltweit konkurrenzfähige KI-Modelle zu entwickeln, bewies bereits DeepSeek-R1 Anfang des Jahres. Das Sprachmodell, das mit OpenAIs GPT-4 und Googles Gemini konkurriert, demonstrierte, dass China trotz US-Sanktionen auf dem Feld der generativen KI Fortschritte macht.

Jetzt sorgt Manus für die nächste Welle an Begeisterung in China. Im Gegensatz zu klassischen KI-Assistenten verspricht Manus mehr als nur Antworten oder Vorschläge – es soll komplexe Aufgaben eigenständig erledigen.

Rui Ma, eine angesehene Tech-Analystin, hat die Bedeutung von Manus hervorgehoben. Sie betont, dass Manus nicht nur ein weiteres KI-Modell ist, sondern ein autonomer Agent, der eigenständig Aufgaben ausführt, die zuvor menschliches Eingreifen erforderten. Dies markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von KI-Agenten und unterstreicht Chinas wachsende Führungsrolle im Bereich der künstlichen Intelligenz.
Die Gründer von Manus sind keine Unbekannten: CEO Xiao Hong hat bereits mehrere erfolgreiche Unternehmen im Bereich KI-gestützter Software aufgebaut, während der leitende Wissenschaftler mit nur 20 Jahren in die Forbes „30 under 30 Asia“-Liste aufgenommen wurde.

Der Markt reagiert euphorisch – und die Regierung scheint genau das beabsichtigt zu haben.

Milliarden für KI: Chinas Staatsfonds setzt neue Maßstäbe

Während die KI-Unternehmen innovative Produkte präsentieren, sorgt Peking für die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) kündigte die Schaffung eines Nationalen Venture-Capital-Fonds an. Mit einem Volumen von 1 Billion Yuan (rund 140 Milliarden US-Dollar bzw. etwa 130 Milliarden Euro) soll der Fonds gezielt in Deep-Tech-Bereiche wie KI, Quantencomputing und Wasserstoffspeicherung fließen.

Besonders bemerkenswert: Die Fondslaufzeit beträgt 20 Jahre – ein klares Signal, dass China langfristig auf KI setzt. Parallel dazu werden staatliche Re-Finanzierungsprogramme für Tech-Unternehmen ausgeweitet, und die Einführung eines „Science and Technology Innovation Board“ (STAR) soll die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups verbessern.

Für die großen Tech-Konzerne wie Alibaba, Tencent oder Xiaomi könnte das Timing nicht besser sein. Alibaba kündigte erst kürzlich an, in den nächsten drei Jahren mehr als 50 Milliarden Dollar (rund 45 Milliarden Euro) in KI und Cloud-Infrastruktur zu investieren. Tencent entwickelt mit Hunyuan ein eigenes KI-Modell, das bereits die Download-Charts auf Chinas Apple App Store anführt.

Hier orientiert sich die Zentralregierung offenbar am Hefei-Modell – ein bewährter Ansatz, der Staat und private Investitionen erfolgreich miteinander verknüpft. Dieses Vorgehen demonstriert Chinas Fähigkeit, innovative Konzepte zunächst lokal zu erproben und bei Erfolg schrittweise landesweit umzusetzen.

KI im Dienste der Partei: Peking bestimmt die Inhalt

Doch es gibt eine klare Grenze für unternehmerische Freiheit in China. Eine hochkarätige Zusammenkunft kurz vor den Zwei Sitzungen, bei der sich Jack Ma (Alibaba), Pony Ma (Tencent), Lei Jun (Xiaomi) und Liang Wenfeng (DeepSeek) mit Präsident Xi Jinping trafen, unterstrich dies. Der Staat sonnt sich in den Erfolgen der Technologieunternehmen – aber die Unternehmen stehen im Dienst der Partei.

Die Kommunistische Partei kontrolliert in China nicht nur den wirtschaftlichen Rahmen, sondern bestimmt auch die Inhalte – so auch bei der Künstlichen Intelligenz. Tests von DeepSeek haben gezeigt, dass die Antworten der KI in sensiblen Bereichen von vorgegebenen Antworten der Entwickler überschrieben werden, wenn es etwa um das Thema Taiwan geht.

Die Nobelpreisträger Daron Acemoglu und James A. Robinson argumentieren, dass extraktive Institutionen, die zu stark in die unternehmerischen Freiheiten eingreifen, langfristig die innovative Entwicklung hemmen. Auf den ersten Blick scheint Chinas KI- und Elektrofahrzeugbranche dieser Theorie zu widersprechen. Doch das Beispiel Alibaba zeigt, dass die Entwicklung neuer Technologien oder Unternehmensbereiche nur so lange gefördert oder geduldet wird, wie sie mit den Interessen der Partei übereinstimmt.

China und seine humanoide Roboter und Drohnen: Die nächste Technologiewelle

Die KI-Industrie ist nach der Elektrofahrzeugbranche bereits die zweite Industrie, in der China einen „Sputnik“-Moment erlebt. Doch die Entwicklung geht weiter: Humanoide Roboter, KI-gesteuerte Drohnen und nun auch embodied AI-Modelle stehen als nächste Schlüsseltechnologien bereit.

Unternehmen wie UBTech und Unitree treiben die Entwicklung humanoider Roboter rasant voran. Diese Roboter sind längst nicht mehr nur Forschungsexperimente – sie werden aktiv in der Automobilproduktion und der Logistik getestet. Der Markt für humanoide Roboter in China wächst schneller als in jeder anderen Region der Welt.
Ein neuer Durchbruch wurde heute von Zhiyuan Robotics vorgestellt: GenieOperator-1, das erste allgemeine embodied AI-Modell Chinas. Dieses System nutzt eine bahnbrechende ViLLA-Architektur, um aus menschlichen Videos zu lernen und mit minimalen Daten schnelle Generalisierungen zu ermöglichen. GenieOperator-1 ist bereits auf mehreren Robotik-Plattformen von Zhiyuan Robotics im Einsatz und könnte die nächste Welle autonomer Maschinen beschleunigen.

Am 13. April veranstaltet Beijing den ersten Halb-Marathon für humanoide Roboter. Dieses Vorgehen erinnert an die frühen Tage der Fahrrad- und Automobilrennen, bei denen zunächst in städtischen Rahmenbedingungen das Potenzial neuer Technologien demonstriert wurde – später dann überregional und transkontinental, um ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis zu stellen und Vorbehalte abzubauen.

Parallel dazu erlebt die Low-Altitude-Economy – ein Bereich, der KI-gesteuerte Drohnen und andere niedrig fliegende autonome Geräte umfasst – einen enormen Boom. In Städten wie Shenzhen werden Drohnen zunehmend für Logistik- und Überwachungszwecke eingesetzt. Mit Modellen wie GenieOperator-1 könnte China bald auch in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine neue Maßstäbe setzen.

Trump und seine Wirtschaftspolitik: Ein Relikt aus der Vergangenheit?

Auch wenn in den USA durchaus in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz investiert wird und Trump – wie zuvor schon Biden – versucht, die Chip-Industrie durch Ansiedlungen aus Taiwan zu stärken, wirkt Trumps Wirtschafts- und Handelspolitik oft aus der Zeit gefallen. Im globalen Vergleich scheinen die USA gegenüber China an Boden zu verlieren.



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