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Kein Aufschwung trotz diplomatischer Entspannung China: Xi Jinping-Trump-Waffenstillstand löst keinen Exportboom aus

Deal kommt zu spät

China Xi Jinping–Trump-Waffenstillstand löst keinen Exportboom aus
Foto: Bloomberg

Der Xi Jinping-Trump-Waffenstillstand stoppt den Zollstreit, aber nicht den Stillstand: Der Containerhandel zwischen USA und China bleibt trotz Busan-Deal in der Flaute.

China: Xi Jinping-Trump-Waffenstillstand löst keinen Exportboom aus

Der Waffenstillstand von Busan zwischen den Vereinigten Staaten und China hat die Stimmung im Handel leicht verbessert, wird aber keine kurzfristige Belebung des Handels zwischen den beiden Handelspartnern auslösen. Die Vereinbarung zwischen den Präsidenten Trump und Xi Jinping sieht eine zwölfmonatige Pause im Zollstreit vor. Das verschafft den Beteiligten Luft. Doch die strukturellen Ursachen der Flaute bleiben bestehen.

Die Einigung umfasst mehrere Maßnahmen, die auf den ersten Blick Entlastung bringen. Die USA halbieren die Fentanyl-bezogenen Zölle auf zehn Prozent, verschieben Hafengebühren für chinesische Schiffe und setzen ausgewählte Technologie-Exportbeschränkungen aus. China verzichtet im Gegenzug auf Exportkontrollen für seltene Erden und verpflichtet sich zum Kauf von zwölf Millionen Tonnen US-Sojabohnen.

Busan-Deal bringt Ruhe, aber keinen Auftrieb

Trotz dieser Punkte bleibt der Effekt überschaubar. Emily Stausbøll von Xeneta bewertet das Abkommen als positives Signal, das den Markt zwar stabilisiert, aber keine neue Nachfrage erzeugt. Die Zahlen belegen das. Die Spotraten von China an die US-Westküste liegen derzeit 59 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auf der Ostküstenroute beträgt der Rückgang 48 Prozent. Das gesamte Frachtaufkommen aus China fiel im August um 13 Prozent.

Viele US-Importeure haben ihre Bestellungen frühzeitig platziert, um möglichen Zollsteigerungen zuvorzukommen. Die Lager sind gut gefüllt, zusätzlicher Importdruck besteht nicht. Stausbøll verweist darauf, dass die Nachfrage vor allem durch Vorratskäufe in der ersten Jahreshälfte verschoben wurde.

Peter Sand, Chefanalyst von Xeneta, zieht eine ähnliche Bilanz. Das Abkommen bringe zwar kurzfristige Entspannung, ändere aber nichts an den hohen Lagerbeständen. Einige Speditionen reagierten mit neuen Buchungen, doch ein breit angelegter Importanstieg sei nicht zu erwarten. Er betont, dass Marktstimmung eine starke Wirkung entfaltet. Der Waffenstillstand von Busan bremse den Preisverfall, löse aber kurzfristig keine Welle von Exporten aus.

Die saisonale Entwicklung verstärkt die Trägheit. Die Weihnachtssaison ist abgeschlossen, die entscheidenden Warenströme sind längst abgewickelt. Spielwaren, Elektronik und Haushaltswaren, die für den Weihnachtsverkauf in den Regalen amerikanischer Händler stehen werden, wurden bereits im Spätsommer verschifft. Die Reedereien verzeichnen nun nur noch die Nachläufer der Hauptsaison.

Von November bis Januar bleibt das Transportvolumen traditionell schwach. Der Waffenstillstand kommt daher nicht zu spät, sondern trifft die Phase, in der die Planungen für das Frühjahr beginnen. Für chinesische Exporteure ist das Frühlingsfest entscheidend. Es fällt im kommenden Jahr spät, auf Ende Februar bis Anfang März, was die Produktionen nach vorne verschiebt. Die Abkommen von Busan wirken damit weniger auf laufende Transporte als auf die Aufträge, die dann kurz vor und kurz nach den chinesischen Feiertagen auf Schiffe verladen werden.

Frachtraten taumeln zwischen Hoffnung und Realität

Während sich die Handelsaktivität verlangsamt, zeigen die wichtigsten Preisindizes ein derzeit ein uneinheitliches Bild. Der Shanghai Containerised Freight Index (SCFI) meldete in der letzten Oktoberwoche einen deutlichen Anstieg. Auf der Route Shanghai–Mittelmeer lag der Zuwachs bei zwölf Prozent, auf der Strecke nach Nordeuropa bei acht Prozent. Mit 3.966 US-Dollar pro 40-Fuß-Container in Richtung Mittelmeer liegt der Wert klar über den 2.698 US-Dollar nach Nordeuropa. Der Unterschied zwischen beiden Zielen beträgt fast 1.300 US-Dollar.

Andere Indizes zeichnen ein abweichendes Bild. Der Drewry World Container Index (WCI) weist für die Strecke nach Rotterdam einen Durchschnittspreis von 1.795 US-Dollar aus, nach Genua 1.955 US-Dollar. Xenetas XSI bestätigt diese Größenordnung mit 1.964 US-Dollar für Fernost–Nordeuropa und 2.326 US-Dollar für das Mittelmeer.

WCI Oct 25

Die Differenz erklärt sich durch die Methodik. Der SCFI erfasst die Preise für die jeweils kommende Woche. Damit spiegelt er bereits die angekündigten allgemeinen Preiserhöhungen (FAK) wider, die zum 1. November in Kraft treten. MSC verlangt auf der Verbindung Fernost–Nordeuropa künftig 2.700 US-Dollar pro 40-Fuß-Container.

Peter Sand ordnet die Entwicklung ein. Ein weiterer Anstieg der Spotraten von Fernost nach Nordeuropa sei für Anfang November vorgesehen, wodurch die Preise das Niveau der langfristigen Verträge erreichen. Er verweist auf ähnliche Ausschläge in den Vorjahren, meist nach längeren Schwächephasen. Seiner Einschätzung nach handelt es sich um gezielte Kapazitätssteuerung der Reedereien, die vor den Vertragsrunden im Winter Preisstabilität anstreben.

Kein Aufschwung trotz diplomatischer Entspannung

Hinter der kurzfristigen Stabilisierung steht ein angeschlagener Markt. Nach Angaben von Xeneta liegen die Raten auf der Route Asien–Nordeuropa heute rund 61 Prozent unter dem Stand zu Jahresbeginn. Das ist der stärkste Rückgang unter den großen Ost-West-Verbindungen. In Asien selbst beschreibt Xeneta die Stimmung als deutlich eingetrübt.

Sand weist darauf hin, dass der jüngste Anstieg der Spotpreise keine Trendwende signalisiert. Nach Umfragen von The Loadstar werden die Jahresverträge für 2026 auf der Strecke Asien–Nordeuropa leicht niedriger erwartet. Die Bandbreite liegt zwischen 1.400 und 1.500 US-Dollar pro 40-Fuß-Container.

Auch Drewry kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Einführung der allgemeinen Ratenanhebungen zu Monatsbeginn habe die Preise nur vorübergehend gestützt. Sobald zusätzliche Kapazität in den Markt drängt, ist mit erneuten Abschlägen zu rechnen. Das Überangebot bleibt bestehen, die Nachfrage ist schwach, und die saisonale Ruhephase wirkt wie ein Verstärker.

Der Waffenstillstand von Busan verhindert eine weitere Eskalation. Er verschafft beiden Seiten Zeit, ohne dass sich die Rahmenbedingungen für die Frachtraten spürbar zu verändern. In der Schifffahrt gilt er als Signal der Entspannung, nicht als Startpunkt eines neuen Zyklus.

Spannend wird sein, wie Ex- und Importeure reagieren. Die Margen reichen kaum aus, um den Umweg über Drittländer dauerhaft zu rechtfertigen. Der Zollvorteil der ASEAN-Staaten bleibt jedoch bestehen, was die Rückverlagerung chinesischer Exporte bremst. Der Zollstreit zwischen den USA und China war für sie ein Segen, ein Frieden könnte sich als Fluch erweisen. Und ein Waffenstillstand verlängert für alle Markteilnehmer den Limbo.



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1 Kommentar

  1. Der 47. US-Präsident Donald John Trump und Staatspräsident Xi Jinping sind sich hoffentlich darüber bewusst, daß die USA und China die beiden weltweit größten Volkswirtschaften und Ölkonsumenten sind. Wirtschaftliche Beziehungen sollten daher nicht ausschließlich zwischen den USA und China vereinbart werden. Die Agenda von Präsident Trump und Staatspräsident Jinping lautet daher, den Weltmarkt in den Blick zu nehmen.

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