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Peking reagiert auf Trump China will Yuan globalisieren – Shanghai testet neue Öffnungsschritte

Yuan als geopolitisches Werkzeug

China will Yuan globalisieren
Foto: diloka107 - Freepik.com

Shanghai wird zur Test-Zone für China: Ein neuer Aktionsplan soll den Yuan global etablieren – mit Chancen, aber auch erheblichen Risiken.

China will Yuan global etablieren

Mit neuen Öffnungsschritten in Shanghai setzt China gezielt auf die globale Etablierung des Yuan. Der aktuelle Aktionsplan soll die Vorherrschaft des US-Dollars herausfordern. Initiatoren sind die chinesische Zentralbank (PBoC), die Devisenaufsicht (SAFE) und die Stadtregierung. Gemeinsam fördern sie den grenzüberschreitenden Yuan-Einsatz und positionieren Shanghai als Finanzdrehscheibe. Der Plan ist Teil einer langfristigen Strategie, die globale Finanzordnung umzugestalten – getrieben von der eskalierenden Handelskonfrontation mit den USA. Doch die Öffnung der Finanzmärkte birgt Risiken: Sie macht China anfälliger für externe Schocks und verschärft interne Schwächen, von der Immobilienkrise bis hin zum Bankensystem.

Peking baut an der Zukunft des Yuan

Das Shanghai-Projekt ist kein isoliertes Unterfangen, sondern Teil einer jahrzehntelangen Strategie. Seit der schrittweisen Öffnung seiner Wirtschaft in den 1980er-Jahren hat China daran gearbeitet, den Yuan von einer streng kontrollierten Binnenwährung zu einer global akzeptierten Handels- und Reservewährung zu machen. Der neue Aktionsplan in Shanghai passt in dieses Muster: Er erleichtert Unternehmen und Banken den Umgang mit Yuan im internationalen Handel, etwa durch vereinfachte Devisenregelungen und die Förderung von Offline-Yuan-Märkten. Doch die Details der Maßnahmen – etwa neue Finanzinstrumente oder weniger Bürokratie – sind weniger entscheidend als ihr übergeordnetes Ziel: China will die Abhängigkeit vom US-Dollar verringern und seine eigene Währung als Alternative etablieren.

Dieser Vorstoß kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die geopolitischen Spannungen zwischen China und dem Westen, insbesondere den USA, zunehmen. Der Dollar dominiert nach wie vor den Welthandel, internationale Finanzmärkte und die Reserven der Zentralbanken. Doch China sieht darin eine Schwäche: Die Kontrolle der USA über das globale Finanzsystem – etwa durch Sanktionen oder den Ausschluss aus Zahlungssystemen wie SWIFT – macht Länder wie China verwundbar. Der Yuan soll diese Abhängigkeit brechen. Shanghai, als Chinas Finanzmetropole, dient dabei als Speerspitze, um die Internationalisierung der Währung zu testen und voranzutreiben.

Neue Finanzwege für Asien und darüber hinaus

Für internationale Unternehmen und Investoren ist der Plan ein zweischneidiges Schwert. Einerseits eröffnet die zunehmende Nutzung des Yuan neue Möglichkeiten. Wer in China Geschäfte macht, profitiert von geringeren Transaktionskosten und einer stärker integrierten Finanzinfrastruktur. Insbesondere in Asien, wo der Yuan bereits in Ländern wie Singapur oder Hongkong als Handelswährung an Bedeutung gewinnt, könnten Unternehmen ihre Zahlungsströme effizienter gestalten. Langfristig könnte ein stärkerer Yuan auch die Wechselkursrisiken verringern, wenn mehr Handel in der chinesischen Währung abgewickelt wird.

Andererseits bleibt Chinas Finanzmarkt ein Minenfeld. Die strenge Kapitalkontrolle, die unvorhersehbaren Eingriffe der Regierung und die politische Unsicherheit machen den Yuan für viele westliche Unternehmen noch immer unattraktiv. Anders als der Dollar, der von einem offenen und liquiden Finanzmarkt gestützt wird, ist der Yuan eine Währung mit eingeschränkter Konvertibilität. Für internationale Investoren bedeutet dies: Wer auf den Yuan setzt, setzt auch auf das Vertrauen in Chinas politische Stabilität – ein Wagnis, das nicht jeder einzugehen bereit ist.

Der Yuan als geopolitisches Werkzeug

Der eigentliche Einsatz des Shanghai-Plans geht weit über wirtschaftliche Vorteile hinaus. China verfolgt eine geopolitische Agenda. Ein global akzeptierter Yuan würde nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die politische Macht des Landes stärken. Schon jetzt nutzt China seine Währung, um bilaterale Handelsabkommen in Yuan abzuschließen, etwa mit Ländern in Asien, Afrika oder Lateinamerika. Initiativen wie die Neue Seidenstraße oder die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) verstärken diesen Trend. Doch so ambitioniert dieser Vorstoß klingt, er ist kein Durchbruch, sondern ein weiterer Schritt in einem mühsamen Prozess. Für Unternehmen wie Henkel, die ihr Regional Headquarter in Shanghai betreiben, mag der Plan Erleichterung bringen – etwa durch vereinfachte Yuan-Transaktionen. Doch was in Shanghai als Fortschritt gefeiert wird, ist an Finanzplätzen wie Singapur längst Standard. Die Internationalisierung des Yuan bleibt ein Projekt, das mit politischen Leitplanken und erheblichen Risiken behaftet ist.

Digitalisierung statt Liberalisierung

Trotz aller neuen Möglichkeiten bleibt der Shanghai-Plan eng an die Vorgaben der chinesischen Regierung gebunden. Die vielbeschworenen Erleichterungen – etwa bei grenzüberschreitenden Zahlungen oder Devisengeschäften – bedeuten keine Abschaffung der Kapitalverkehrskontrollen. Stattdessen werden diese digitalisiert und „smarter“ gemacht. Jeder Transfer, jede Transaktion ist durch Datenrückmeldung und algorithmische Überwachung nachvollziehbar. Unternehmen, die von den neuen Regeln profitieren wollen, müssen sich registrieren, ihre internen Kontrollsysteme offenlegen und eine Kooperationsbereitschaft mit chinesischen Behörden zeigen. Die Auswahl der Begünstigten ist selektiv: Nicht jedes Unternehmen wird gleichermaßen profitieren, und politische Loyalität könnte eine Rolle spielen.

Für internationale Konzerne ist dies ein zwiespältiges Angebot. Einerseits erleichtern die neuen Kanäle – etwa für Cash-Pooling oder Investitionen – die Geschäfte in China. Andererseits bleibt der Yuan ein Instrument staatlicher Kontrolle. Im Gegensatz zu Währungen wie dem US-Dollar oder dem Euro, die in offenen Märkten frei gehandelt werden, ist der Yuan nur bedingt konvertierbar. Die PBoC behält sich das Recht vor, jederzeit einzugreifen, sei es durch Wechselkurssteuerung oder Kapitalbeschränkungen. Für Unternehmen bedeutet dies: Die Vorteile des Shanghai-Plans sind real, aber sie kommen mit einem Preis – der Abhängigkeit von Pekings Wohlwollen.

Der Preis der Öffnungspolitik

Die Öffnung des Finanzmarktes birgt für China selbst erhebliche Risiken. Erstens droht ein verstärkter Kapitalabfluss. Wenn multinationale Konzerne Gelder einfacher ins Ausland transferieren können, steigt die Gefahr, dass Kapital in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit abgezogen wird. Dies könnte Abwertungsdruck auf den Yuan ausüben – ein Szenario, das China vermeiden will, um Preisstabilität und Vertrauen in die Währung zu sichern.

Zweitens erhöht die Liberalisierung die Gefahr von Währungsspekulation und Finanzmarktvolatilität. Mehr Freiheiten im Umgang mit dem Yuan könnten zu größeren Schwankungen zwischen Onshore- und Offshore-Märkten führen, insbesondere wenn Investoren die neuen Kanäle für Spekulation nutzen. Externe Schocks, wie eine straffere Geldpolitik der US-Notenbank, könnten diese Effekte verstärken. Gleichzeitig übt die Integration in globale Finanzmärkte Druck auf das Bankensystem aus, das bereits mit internen Schwächen kämpft. Die zweite Paradoxie liegt in Chinas Versuch, Öffnung und Kontrolle zu balancieren: Die Internationalisierung des Yuan soll geopolitische Macht bringen, aber die politischen Leitplanken und die begrenzte Konvertibilität schränken den Erfolg ein und erhöhen die Risiken.

Es ist sicher kein Zufall, dass dieses Projekt gerade jetzt angeschoben wird. Hier zeigt sich der Druck, den die Zölle auf China ausüben. Und beschleunigt die längst überfälligen Reformen im chinesischen Finanzsystem.



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