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Warnung für Investoren China: Zerstörte Peking versehentlich 80 Milliarden an Börsenwert?

China Gaming

Die chinesische Regierung hat Ende 2023 neue Regeln für die Online-Gaming-Industrie angekündigt, die einen massiven Einbruch der Aktienkurse von Gaming-Unternehmen in China verursacht haben. Doch nur wenige Tage später hat Peking seine harte Haltung wieder gelockert und sogar neue Spiele genehmigt.

Akt I: Überraschend neue Regelungen in China

Kurz vor Weihnachten versetzte die Regierung in China die Börse in Schock. Ziemlich überraschend verkündete die Regierung neue Regeln für die Gaming-Industrie. Die von der Nationalen Presse- und Verlagsverwaltung (NPPA) am 22. Dezember veröffentlicht neuen vorläufigen Regeln zielten darauf ab, die Zeit und finanziellen Aufwendungen der Spieler für Online-Spiele zu begrenzen. Die Vorschriften würden Entwicklern unter anderem verbieten, Belohnungen für tägliche Anmeldungen der Gamer anzubieten. Die weitreichenden Beschränkungen überraschten die Branche, da Peking zuvor Anzeichen dafür gezeigt hatte, dass es seine Haltung gegenüber der Industrie nach dem Vorgehen im Jahr 2021 gelockert hatte. Die Aktien chinesischer Unternehmen, die mit der Branche verbunden sind, erlebten einen Rückgang, als die Regeln erstmals veröffentlicht wurden. Tencent verzeichnete einen Kursrückgang von 12%, während die Aktien von NetEase um beinahe 25% fielen. Laut einer Bloomberg-Berechnung führten die überraschenden Regeln an diesem Tag zu einem Wertverlust von etwa 80 Milliarden US-Dollar (etwa 72 Milliarden Euro) in der Branche.

Akt II: Peking rudert zurück und spricht von einem „Entwurf“

Schon am darauffolgenden Tag begann Peking, zurückzurudern. In den Staatsmedien wurden Artikel veröffentlicht, die besagten, dass die Behörden die „Sorgen und Meinungen aller Beteiligten“ gehört hätten und es möglicherweise weitere „Änderungen und Verbesserungen“ an den Vorschlägen geben könnte. Nun war die Rede von einem „Entwurf“, und die Vorschläge könnten bis zum 22. Januar mit der Öffentlichkeit diskutiert werden, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werde. Am darauffolgenden Montag veröffentlichte dann die NPPA eine Liste von 105 neuen Online-Spielen, die sie genehmigt hatte. Dies wurde als Anzeichen dafür gewertet, dass Beijing seine jüngsten Beschränkungen lockert. Die Liste der Genehmigungen verdeutlicht die „aktive Unterstützung der Behörde für die Entwicklung von Online-Spielen“, wie es in einer offiziellen WeChat-Erklärung der Regulierungsbehörde am Montag hieß.

Akt III: Der zuständige Beamte verlässt die Behörde

Der letzte Akt erfolgte dann zum Jahreswechsel. Am ersten Januar erschien auf „X“, ehemals „Twitter“, dass der zuständige Beamte Feng Shixin, Leiter der Verlagsabteilung des Propagandaministeriums der Kommunistischen Partei, in den Tagen nach der Veröffentlichung der neuen Regeln von seinem Posten entfernt wurde. Nach Informationen der South China Morning Post, die sich auf eine anonyme Quelle beruft, sei Feng Shixin zurückgetreten. Wie freiwillig dieser Rücktritt war, steht auf einem anderen Blatt.

Der Gaming-Sektor steht nicht zum ersten Mal im Fokus von Regulierungsmaßnahmen. Online-Spiele sind sehr beliebt, und die Abhängigkeit davon ist ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem. Auf der anderen Seite ist er ein lukrativer Wirtschaftszweig mit einem Umsatz von 41 Milliarden Euro. Eine erste massive Einschränkung in 2019, die die tägliche Spielzeit auf 90 Minuten begrenzen sollte, hatte weder Einfluss auf die Spielgewohnheiten noch auf die Herausgeber der Spiele. Dies änderte sich jedoch 2021, als die NPPA für fast ein Jahr keine neuen Spieltitel erlaubte. Etwa 14.000, hauptsächlich kleinere Spielentwickler, verschwanden in der Folge vom Markt.

Ein weiteres Beispiel für die chaotischen Signale der Jinping-Verwaltung

Im Kontext des zunehmend chaotischen Regierungsstils unter Xi Jinping im vergangenen Jahr zeigt das Vorgehen der NPPA ein weiteres Beispiel für fehlende Kohärenz in den politischen Entscheidungen Chinas. Dies wird durch jüngste Entwicklungen verstärkt. Einerseits hat China ein neues Datenschutzgesetz verabschiedet, das den Schutz persönlicher Daten der Bürger und die Regulierung der Datensammlung und -nutzung durch Unternehmen und Behörden vorsieht. Andererseits kündigte China eine nationale Datenstrategie an, die die Schaffung einer zentralisierten Datenplattform vorsieht, die verschiedene Datenquellen integriert und für staatliche Steuerung und Überwachung genutzt wird. Ein weiteres Beispiel ist die Öffnung des Finanzsektors für ausländische Investoren und Institutionen, indem es die Beschränkungen für den Marktzugang und die Beteiligung gelockert hat. Auf der anderen Seite hat China auch eine Verschärfung der Finanzaufsicht durchgeführt, indem es die Vorschriften für die Internetfinanzierung, die Kreditvergabe, die Versicherung und die Vermögensverwaltung verschärft hat.

China: Eine weitere Warnung für Investoren

Es gibt aber auch eine positive Interpretation: Mit der Entfernung von Feng Shixin von seinem Posten hat die Regierung eine gesichtswahrende Lösung gefunden, auf den Aufschrei der Investoren zu reagieren. Für Anleger ist es aber eine weitere Warnung, wie schnell sich die Rahmenbedingungen in China ändern können.



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