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Chinas Aktien: Bewertungen wie Google oder Facebook – aber die Lawine rollt bereits..

Von Markus Fugmann

Seit dem 22.Dezember haben Chinas Aktienmärkte nun bereits 20% verloren und befinden sich damit in einem Bärenmarkt. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Chinas Aktien nun etwa günstig wären. Genau das Gegenteil ist der Fall. So liegt in Shanghai das durchschnittliche KGV bei sagenhaften 57 – und damit um ein Vielfaches höher wie an anderen wichtigen Märkten dieser Welt. Zum Vergleich: in den USA liegt das durchschnittliche KGV bei 18, an Japans Märkten bei 14, in Uk bei 17 und so weiter. Mit einem KGV von 57 liegt damit die Bewertung einer in Shanghai gelisteten Durchschnittsaktie etwa zwischen Google und Facebook, also zwischen zwei Unternehmen, die immerhin weltweit führend sind und daher zumindest theoretisch ein großes Wachstumspotential aufweisen.

Dieses Wachstumspotential ist jedoch an Chinas Aktienmärkten kaum gegeben, angesichts der deutlichen Abkühlung der Wirtschaft. Auffällig ist insbesondere, dass sich viele an den Börsen im Reich der Mitte gelistete Unternehmen Tech-Namen gegeben haben, um interessanter zu erscheinen. Faktisch aber haben diese Unternehmen mit diesem Sektor rein gar nichts zu tun, nur der Name klingt danach und soll für die 90 Millionen Privatinvestoren so sexy erscheinen. Gerade diese Werte aber weisen teilweise absurde Bewertungen auf, weil viele Investoren nur auf die Verpackung schauen, nicht aber auf den Inhalt. In großem Stil werden solche Aktien nach oben manipuliert, bevor dann die Manipulatoren mit massiven Gewinnen wieder aussteigen. Derzeit sind wir in der Phase, wo diese halbseidenen Profiteure aussteigen. Und das bedeutet: da kommt noch viel nach.

Peking selbst hat diese Euphorie geschürt über die Medien: kauft Aktien war das Motto der täglichen Berichterstattung – und die Untertanen taten, wie ihnen geheißen und kauften. So stieg mit dieser Medienkampagne der Leitindex CSI300 um 150%, bevor es im Sommer letzten Jahres dann crashte. Aber: der CSI300 handelt immer noch 53% über dem Stand, als die Medienkampagne der Regierung begann. Viel, sehr viel Luft nach unten also.

Peking stemmt sich dagegen, erst durch direkte Interventionen, zuletzt durch „freiwillige“ Erklärungen von Investoren, dass sie ihre Aktien nicht verkaufen wollen (siehe dazu unseren Artikel „Niemand hat die Absicht, Aktien zu verkaufen! Chinas Großinvestoren und ihre Treueschwüre“).

Das Problem dabei ist: die Machthaber versuchen damit den Markt über Bewertungsniveuas zu halten, die einigermaßen tragfähig wären. Faktisch stützt Peking also eine Blase. Mittel- und langristig mit minimaler Aussicht auf Erfolg. Die Lawine hat bereits zu rollen begonnen, und sie ist gewaltig. Sie wird verstärkt durch eine gigantische Kreditblase, aus der nun die Luft zu entweichen beginnt. Machen Sie sich auf einiges gefaßt in China: wir stehen erst ganz am Anfang!



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1 Kommentar

  1. Chinas Aktienmärkte mögen im freien Fall sein, aber Chinas Realwirtschaft hat trotz alledem weiterhin ein riesiges Potential. Die Westlichen Aktienmärkte mögen optisch durch das Manipulieren mittels des unentwegten Gelddruckens stabil sein, aber die Realwirtschaft ist am Limit.

    Aus Chinas Sicht wäre es also kein schlechter Schachzug seine Börsen ebenso zu manipulieren, und zwar so, daß sie fallen, um den Westen über die Kontaktpunkte am Weltmarkt auf diese Weise mitzureißen. Denn wenn das gelingt, was bleibt dann im Westen übrig? Eine am Limit seiende überreizte Realwirtschaft, die auf die Investitionsspritzen der Börsen angewiesen ist um zu überleben. Was bleibt in China übrig? Vielleicht eine ebenso zerstörte Börse, aber die Realwirtschaft hat weiterhin ein gutes Potential.

    Das was an den Börsen also derzeit passiert, hat eigentlich nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun, sondern ist ein Krieg, der hüben wie drüben mittels Manipulation getätigt wird, die jenseits des rechtlichen liegen. Aber so ist Krieg nun mal, die Aufhebung des Rechtlichen.

    Dieses Aufheben des Rechtlichen wird auf diese Weise immer weiter fortschreiten, denn das Ausüben von Unrecht wird als Gegenreaktion Unrecht hervorrufen. Einer wird den Anderen beim brechen von Recht meinen übertrumpfen zu müssen, und um das zu vertuschen, wird die Lüge zur Wahrheit, und die Wahrheit zur Lüge, bis es dann ans große Schlachten geht.

    Vielen Dank auch dafür.

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