Von Markus Fugmann
Chinas Notenbank hat lange Jahre direkt am Devisenmarkt interveniert, um den Yuan nicht zu stark aufwerten zu lassen. Dann drehte sich der Wind an den Märkten: Zweifel kamen auf an dem unendlichen Wachstum Chinas, der Yuan wurde schwächer, Peking schockte die Märkte im August 2015 mit einem massiven Abwertungs-Schritt des Yuan zum US-Dollar. Um den Druck nicht zu groß werden zu lassen, verbot Chinas Führung im Oktober 2015 zwar nicht den Leerverkauf des Yuan, jedoch mussten chinesische Banken 20% ihrer Währungsreserven hinterlegen, wenn sie den Yuan handelten – faktisch bedeutete das, dass es extrem teuer wurde für diese Banken, den Yuan zu shorten. Die Banken mussten große Summen bei der Notenbank hinterlegen, um den Yuan zu handeln – das kostete die Banken Chinas vor allem ein begehrtes Gut: Liquidität. Und es war das Signal: wettet nicht gegen den Yuan!
Nun aber hat die Notenbank People´s Bank of China am Freitag beschlossen, diese 20%-Regel fallen zu lassen: wer nun den Yuan shortet – damit also auf fallende Yuan-Kurs espekuliert, muss nun 0%, also gar keine Währungsreserven mehr hinterlegen. Der Grund liegt auf der Hand – der Dollar hat seit Jahresbeginn auch gegenüber dem Yuan stark abgewertet:
(Dollar-offshore Yuan)
Mit der am Freitag beschlossenen und heute in Kraft tretenden Absenkung der Margin-Anoferung von 20% auf nun 0%, ist eine klare Botschaft verbunden: man kann und darf den Yuan jetzt wieder, mit dem Segen Pekings, leerverkaufen. Faktisch sollen also jetzt die Short-Seller, die lange Zeit verteufelt worden waren, nun dabei helfen, die Aufwertung des Yuan zum Dollar zu deckeln, der den Exporten des Landes schadet. So ändern sich die Zeiten!
Chinas Notenabank People´s Bank of China
Foto: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1535949
Der Vorteil für Peking: das ist keine direkte Intervention am Devisenmarkt, die von den USA unter Trump mehr als argwöhnisch betrachtet worden wäre. Man lässt gewissermaßen die Drecksarbeit andere machen, nämlich die Spekulanten!
Aber die Strategie ist noch umfangreicher: Insider berichten, dass Chinas Notenbank Maßnahmen erlassen hat, die faktisch zu einer Schließung der chinesischen Bitcoin-Handelsplattformen führen werden. Vielleicht der wichtigste Grund für den kometenhaften Preisanstieg etwa von Bitcoin war ja der Versuch von chinesischen Firmen oder Individuen, Kapital umzuschichten, weil man mit einer weiteren Abwertung des Yuan gerechnet hatte – also eine Art Kapitalflucht, indem man mit Yuan Bitcoins kauft. Oder eben andere Kryptowährungen, die wie Pilze aus dem Boden schossen, vor allem seit Jahresbeginn. Hier hatte die Notenbank schon in der letzten Woche die Tür geschlossen durch das Verbot neuer „initial coin offerings“ (ICOs).
Jetzt also gibt Peking ein doppeltes Signal: es wird einerseits die Kapitalflucht über Kryptowährungen unterbunden, andererseits das Signal gegeben, dass der Yuan ja eher unter Aufwertungsdruck steht, was die Flucht aus der Währung eigentlich überflüssig macht. Um das Ganze aber im Gleichgewicht zu halten, legitimiert man quasi wieder Yuan-Leerverkäufe, sodass die chinesische Währung zum US-Dollar ohne direkte Intervention in dem gewünschten Korridor gehalten wird.
In der Praxis bedeutet das: es wird eine verstärkte Nachfrage nach US-Dollars geben durch chinesische Banken, die das Signal aus Peking sehr wohl verstanden haben – sie sollen dabei helfen, den Yuan nicht zu stark werden zu lassen, also Dollars kaufen und Yuan verkaufen, wenn gewünscht.
Andererseits waren und sind Chinas Bitcoin-Handelsplattformen immens umsatzstark und daher extrem wichtig für den gesamten Bitcoin-Markt. Gut möglich, dass Bitcoin daher weiter unter Druck kommt und bis zur nächsten Unterstützung bei 3600 Dollar fällt (siehe hierzu: „Krypto-Report – Folgt die Bitcoin-Korrektur? + Ethereum nähert sich einem interessanten Level“)..
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