Asien

Chinas Kehrtwende: Firmen dürfen jetzt wieder alte mit neuen Schulden bezahlen

FMW-Redaktion

China wollte alles besser machen: die Schuldenaufnahme der hoch verschuldeten Lokalverwaltungen wurde durch die Einführung einer Schuldenobergrenze limitiert, Margins für den Handel mit Aktien erhöht, die Wirtschaft sollte Schritt für Schritt in Richtung Dienstleistung entwickelt werden – weg von dem aufgeblähten Bausektor. Aber heute hat China eine Kehrtwende vollzogen, die von großer Bedeutung ist!

Offenkundig in Reaktion auf die schwachen Daten vom Wochenende (hier vor allem die schwache Insdustrieproduktion) hat die National Development and Reform Commission heute mitgeteilt, schon Ende September deutlich mehr Gelder eines staatlichen Fonds für neue Infrastruktur-Projekte zur Verfügung zu stellen. Ziel sei es, die Wirtschaft des Landes wieder anzukurbeln, wie die National Development and Reform Commission heute in einem Statement mitteilte.

Bereits in den Wochen zuvor hatte Peking einzelne neue Infrastrukurprojekte vorzeitig genehmigt – aber jetzt soll offenbar doch der große Wurf, der große Stimulus kommen. Denn gleichzeitig hat die Regierung wesentliche Änderungen an den Refinanzierungsbedingungen für Infrastruktur-Firmen beschlossen.

Zentral ist vor allem, dass die meist stark überschuldeten Unternehmen ab morgen wieder alte Schulden durch die Aufnahme neuer Schulden begleichen dürfen. Gleichzeitig wurden die Bedingungen für die Ausgabe neuer Unternehmensanleihen stark gelockert. Ziel sei nun, so die National Development and Reform Commission, Investments in „strategische Sektoren“ der chinesischen Wirtschaft zu fördern. Sprich: die einst beschlossene Abkehr von der Bauwirtschaft wird damit faktisch wieder revidiert.

Was werden die Folgen sein? Das Muster scheint immer das gleiche zu sein: erst der Boom, dann der Crash an den Finanzmärkten, nachdem klar wird, dass der Boom nicht ewig zu halten ist und die Bewertungen viel zu hoch sind. Daraufhin kommen neue Stimulusmassnahmen, die die ohnehin überdimensionierten Sektoren der Binnenwirtschaft noch weiter aufblähen. Später dann zeigt sich, dass der Stimulus nur kurzzeitig wirkt, aber den eigentlichen Abwärtstrend der Wirtschaft nur unterbricht, nicht aber grundsätzlich aufhalten kann. Man hangelt sich also nach Platzen des Booms zur nächsten Scheinblüte – um dann umso heftiger wieder auf den Boden der Tatsachen zu fallen. China hat jetzt beschlossen, den verlorenen Boom durch die Erzeugung eines Scheinbooms wider herzustellen. Das ist menschlich irgendwie verständlich, aber ökonomisch katastrophal, weil die Ungleichgewichte (viel zu großer Bausektor, der weit über Nachfrage produziert), die letztlich zum Platzen des Booms führten, erneut vergrößert werden!



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