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Chinas wilder Ritt – Finanz-Sturm voraus

Von Markus Fugmann

Den chinesischen Finanzmärkten stehen unruhige Zeiten voraus. Heute endeten die wichtigsten Aktienmärkte im Reich der Mitte tief im Minus (Hang Seng -2,02%, Shanghai Composite -1,64%) – und das obwohl die Notenbank People´s Bank of China den Mindestreservesatz um 100 Basispunkte (1%) auf nun 18,5% gesenkt hat.

Eigentlich ist die Senkung des Mindestreservesatzes für Banken eine gute Nachricht: Banken müssen weniger Kapital für Kredite vorhalten, faktisch verbessert sich so ihre Liquiditätssituation. Die Hoffnung ist, dass sie daher mehr Kredite vergeben. Aber die Senkung um 100 Basispunkte ist der größte Schritt der Notenbank seit der Finanzkrise und zeigt einmal mehr, wie schwach die Konjunktur im Reich der Mitte läuft.

Gleichwohl war die Senkung des Mindestreservesatzes eine Art Kompensation: am Freitag hatte die Regulierungsbehörde den Short-Handel auf Aktien erleichtert und ausgeweitet, gleichzeitig verboten die Börsenbetrieber in Shanghai und Shenzhen die Finanzierung von Aktienkäufen durch „umrella trusts“, faktisch Schattenbanken, die den Spekulanten einen deutlich höheren Hebel ermöglichten als die regulierten Broker. Das ist ein schwerer Schlag für die Privat-Investoren, die 80% des gehandelten Volumens an den Aktienmärkten Chinas bewegen (Ausführlicheres zu diesem Zusammenhang siehe hier..). Ziel Pekings ist, die derzeit noch dominanen Privatinvestoren zugunsten von Profi-Investoren „zurecht zu stutzen“, weil die Regierung einen Crash durch die hochgradig gehebelten Zocker fürchtet. Damit ist aber auch klar, dass die fulminante Rally an Chinas Aktienmärkten erst einmal vorbei ist.

So waren die Futures am Freitag nachbörslich um 7% eingebrochen, bevor die Senkung des Mindestreservesatzes die Laune wieder etwas aufhellte. Peking wollte wahrscheinlich einen zu heftigen Abverkauf am heutigen Montag verhindern, was trotz der Verluste erst einmal gelungen ist. Aber es ist doch bezeichnend, dass die Senkung des Mindestreservesatzes, die sonst zu einer wilden Kauf-Party an den Aktienmärkten im Reich der Mitte geführt hätte, die Märkte nicht mehr ins Plus ziehen kann.

Neben der Senkung des Mindestreservesatzes gibt es nun Überlegungen, eine Massnahme einzuführen, die sehr stark an die Einführung der LTROs der EZB erinnert: demnach könnten Chinas Banken Anleihen der hochverschuldeten Lokalverwaltungen kaufen und diese als Sicherheit für neue Kredite hinterlegen. Damit würde Peking zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einerseits den verschuldeten Provinzen zu helfen, andererseits weitere Liquidität in den Bankensektor pumpen, in der Hoffnung, dass die Liquidität zur Kreditvergabe an jene Branchen eingesetzt werden, die Peking bevorzugt (Dienstleistungssektor).

So der so: die Aktienmärkte in Chinas werden erst einmal Zeit brauchen, um sich von den am Freitag beschlossenen Massnahmen zu erholen. Und China, das wird immer klarer, versucht sein Heil in einer weiteren Aufweichung der Geldpolitik – und steuert damit früher oder später auf eine Krise zu, die kaum mehr zu bewältigen ist. Die nächste große Finanzkrise, vielleicht dann die größte in den letzten Jahrzehnten, wird in China in ihren Anfang nehmen. Das Reich der Mitte ist aufgrund seiner schieren Dimension für die Finanzmärkte eine deutlich größere Gefahr als das vergleichsweise unbedeutende Griechenland.



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