Aktien

Chinas Zocker haben schlechte Laune

Von Markus Fugmann

Die Aktienmärkte im Reich der Mitte haben heute Nacht einen emfindlichen Rückschlag hinnehmen müssen: der Shanghai Composite brach um 4,06% ein, der meist weniger volatile Hang Seng in Hongkong verlor 1,62%.

Grund für die schlechte Laune ist die Margin-Erhöhung einiger Broker: so haben die drei führenden Broker in China, Huatai Securities, Haitong
Securities und Tebon Securities ihre Margin-Anforderungen für das Trading von Nebenwerten um 10% erhöht, viele andere Broker folgten dem Schritt der Branchenführer. In der Begründung der Broker hieß es, dass man damit Risiken minimieren wolle. Die Margins für die Hauptwerte an den Märkten in Shanghai und Shenzhen wurden dagegen nicht verändert.

Insbesondere die Nebenwerte aus dem Tech-Bereich verzeichneten einen regelrechten Boom: so stieg der in Shenzhen gehandelte Nebenwerte-Index ChiNext seit Beginn des Jahres um sagenhafte 80%. Das durchschnittliche KGV des ChiNext liegt bei 97,32 – und damit ca. dreimal so hoch wie die ebenfalls nicht gerade günstigen Aktien, die an der Börse in Shenzhen gehandelt werden.

Im Mittelpunkt der Euphorie stehen insbesondere IPOs, also Aktien, die neu an den Börsen notiert werden. Von 29 IPOs, die im April an die Börse kamen, hat jeder einzelne Wert den maximal möglichen Anstieg pro Tag erreicht (10%, das sogenannte daily limit). Das schlechteste IPO hat sich im Wert verdoppelt, während Beijing Baofeng Technology, eine Online-Video-Firma, um den Faktor 17 seit dem IPO gestiegen ist (in weniger als einem Monat).

Mit der Anhebung der Margins versuchen die Broker nun, diese irrationalen Exzesse zu begrenzen. Chinas Spekulanten sind meist junge Zocker, für die es kaum einen Unterschied macht ob sie im Casino von Macao oder eben an der Börse spekulieren. Ihr Finanzwissen ist gering bis nicht vorhanden – aber wozu braucht es Wissen, wenn die Aktien ohnehin Tag für Tag steigen? Die Balse an Chinas Aktienmärkten hat eine Delle bekommen, aber geplatzt ist sie noch lange nicht – die Regierung begünstigt die Hausse an den Märkten, versucht jedoch, die schwerwiegendsten Exzesse zu begrenzen. Kaum vorstellbar, dass die Broker mit der Margin-Anhebung nicht auf Anweisung Pekings gehandelt haben..



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