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Christian Lindner und Inflationsschockwelle: „Wohlstandsverlust durch Inflation“

Der Ukrainekrieg löst eine Inflationsschockwelle aus - wie reagiert Christian Lindner?

Christian Lindner über die Inflationsschockwelle

Der Ukrainekrieg löste am Wochenende eine Inflationsschockwelle aus, die am Sonntag, den 6. März, auch Bundesfinanzminister Christian Lindner erreichte. Getrieben wird die Inflationsschockwelle durch die nach oben schnellenden Rohstoffpreise. Der aktuelle Heizölpreis detektiert den Inflationsschock besonders plastisch: Noch im Januar 2021 lag der Heizölpreis bei knapp unter 50 Euro je 100 Liter. Im Oktober 2021 kletterte er auf durchschnittlich 85 Euro. Februar 2022 stieg er auf 95 Euro, um seit dem 24. Februar (dem Tag, an dem der Ukrainekrieg ausbrach) steil nach oben zu schnellen, auf aktuell ca. 160 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 220%. Zum Vergleich: In den 12 Jahren vom Ölschock 1973 bis 1985 stieg der Benzinpreis um ca. 222%. Die aktuelle Inflationsschockwelle, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, schafft 100% mehr in nur 12 Monaten!

Christian Lindner zur Inflationsschockwelle am Wochende

Konfrontiert mit der Zuschauerfrage „Herr Lindner, ich bin […] Landesbeamter in NRW. Ich muss jeden Tag 66 Km zu meiner Dienststelle fahren. Wann wird die Steuer auf Benzin/Diesel vom Staat gesenkt?“ erklärte Bundesfinanzminister Christian Lindner am Sonntag, den 6. März, bei Bild TV, die Frage des Landesbeamten verdeutliche: „Das ist genau die arbeitende Mitte in unserem Land, die belastet ist.“

Christian Lindner versprach: „Was möglich ist, tun wir.“ Um wenig später zu ergänzen: „Nun kommt die leider notwendige, zusätzliche Botschaft: Wenn die Rohstoffpreise beim Import nach Deutschland wachsen, dann kann man das damit übersetzen, dass wir alle gemeinsam ärmer werden. Wenn unser Land insgesamt mehr zahlen muss für Rohstoffimporte, zum Beispiel Öl, dann werden wir als Land insgesamt ärmer. Das kann der Staat eine Zeit abfedern. Wir können das sozial ausbalancieren. Aber einen volkswirtschaftlichen Wohlstandsverlust durch Inflation insgesamt kann der Staat, selbst der deutsche Staat, nicht auf Dauer ausgleichen.“

Inflationsschock – Christian Lindner gegen Gas-Embargo

Christian Lindner ist bewusst, dass die aktuelle Inflationsschockwelle vor allem die Mittelschicht trifft. Als Bundesfinanzminister hat Lindner die gesellschaftliche Kohäsion im Blick, mithin den sozialen Frieden. Die Französische Revolution entzündete sich bekanntlich an Brotpreisen, die 1787 und noch einmal 1789 nach oben geschnellt waren. Heute, im Jahr 2022, ließe sich formulieren: Was damals die Brotpreise, sind heute die Bezinpreise. Zu Recht wägt deshalb Christian Lindner vorsichtig ab, ob ein umfassendes Gas-Embargo, von deutscher Seite gegenüber Russland verhängt, nicht mehr Schaden für die deutsche Seite mit sich bringt als Schaden für Russland.

Was ist die tiefere Ursache dieser Inflationsschockwelle?

Dass der Ukrainekrieg eine Inflationsschockwelle auslösen würde, war nicht zwangsläufig. Aber die EZB hat in den letzten Jahren die Märkte regelrecht mit billigem Geld geflutet. Über Jahre akkumulierten die Geldberge in unserem Finanzsystem. Hinzu kam der Anlagenotstand durch die Nullzinspolitik der Zentralbanken, welche die Hausse an den Aktien- und Immobilienmärkten kräftig anfachte. Das viele Geld in allen Märkten bildet nun gleichsam eine riesige Brandlast. Jeder umsichtige Förster weiß, er darf das dürre Geäst im Wald nicht liegen lassen. Denn im Falle großer Trockheit kann es leicht Feuer fangen. Dass alles in Flammen aufgeht, ist nicht zwangsläufig. Doch reicht bekanntlich ein einzelner Funke. Der Ukrainekrieg ist der Funke, der unvermutet und jäh die von der EZB leichtfertig angesammelte Brandlast in Flammen aufgehen lässt. Wie wird Christian Lindner sich angesichts der Inflationsschockwelle gegenüber der EZB positionieren, die dominiert wird von den Südstaaten der Eurozone?

Systemische Ursache der Inflationsschockwelle

Die tiefere Ursache dieser Inflationsschockwelle, die sich vor unseren Augen entfaltet, ist systemischer Natur. Die EZB konnte den Ukrainekrieg unmöglich vorhersehen. Das hat keiner im Westen. Aber sie konnte wissen, dass die angestauten Geldmassen im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses wie dem Ukrainekrieg ihren Weg in die Märkte finden werden. Eine Schleuse wurde geöffnet: Die angestauten Geldmassen brechen sich nun Bahn. Geld gleicht in vielerlei Hinsicht Wasser: Im Depot eingefroren lagert es erstarrt zu Eis. Zum Zwecke der Transaktion verflüssigt es sich, und im Stadium der Inflation verdampft es. Geld ist auch insofern wie Wasser, als es sich seinen Weg sucht, zuweilen staut, versickert, unterspült oder flutet, je nach historischer Lage.

Die bisher hier vorgetragene Argumentation lässt sich daher wie folgt verdichten: Der Ukrainekrieg war unvorhersehbar. Aber vorhersehbar war, was das viele Geld im Falle eines jähen Ereignisses wie dem Ukrainekrieg anrichten kann. Anders gewendet: Ruina certa, hora incerta (Latein für „Der Zusammenbruch ist sicher, nur der Zeitpunkt nicht“)!

Christian Lindner steht vor der schwierigen Aufgabe, diesen Zusammenbruch zu verhindern..



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12 Kommentare

  1. Als wenn er nicht genau wüsste das der Wohlstandsverlust der breiten Masse fest eingeplant ist.

    1. @Tino, was hat Lindner oder irgendwer anders von einem Wohlstandsverlust der breiten Masse? Ist das die dümmliche These vom „Great Reset“? Diese setzt voraus, dass da Mastermindes sind, die alles genau planen – was Unsinn ist! Die sind genau solche Dummbratzen wie alle anderen auch..

    2. Das ist kein guter Bericht. Den Zusammenhang Ukraine, Inflation und Geldmengenwachstum vergleicht er mit einem Wald und dem Förster. Der Autor bringt die Zusammenhänge nicht auf den Punkt.

  2. @Markus Fugmann:
    Gegenfrage: Warum sollte Lindner sich um den Wohlstandsverlust der Masse Sorgen machen?
    Er braucht die Bürger nur als Stimmvieh.
    Die werden ihn schon alle wieder wählen.
    Am Donnerstag werden gemeinsame EU-Anleihen beschlossen!
    Für „Energie, Weltfrieden, Blümchenwiesen, Mutterglück“ gibt es dann Gemeinschaftsschulden.
    Mastermind, nein, wohl eher nicht.
    Aber klug genug ihre para-sozialistischen Anliegen zum Wohle von Big Money durchzudrücken.
    „Lasse keine Krise ungenutzt!“

  3. Hallo Markus. Danke für deinen Kommentar. Ich verfolge deine Videos immer sehr interessiert und finde diese sehr informativ und unterhaltend. Was ist an der Great Reset These genau dümmlich? Wurde er vom Weltwirtschaftsforum ausgerufen oder nicht? Versucht man nicht die Gesellschaft , Ökonomie etc. in einem kurzen Zeitraum zu transformieren? Hat man nicht in den meisten bedeutenden Ländern die Regierungen mit den “Jüngern” des WEF durchsetzt/besetzt? Will man nicht Kommunismus mit Kapitalismus vereinen? Hat man nicht mit China bei der Eröffnungsrede auf der vorletzten WEF Tagung klar signalisiert das es kein zurück mehr geben kann und wir jetzt aufgrund des Ökosystem/Klimawandel etc. in der neuen Normalität leben müssen? Laut Klaus Schwab un den Dummbratzen ja. Nur weil einige ausführende Organe, in diesem Falle die Politiker wie z.b Habeck oder Baerbock, Scholz, Trudeau etc. etwas weniger mit Intelligenz, Talent oder ähnlichem gesegnet wurden, bedeutet es nicht das es sich hier auch bei den Auftraggebern um Nullnummern handelt. Und selbst wenn diese Nullnummern wären dann hätten Sie durch Ihre Macht / Geld soviel Einfluss um dem Normalbürger mit Ihren Fantasien ordentlich in die Suppe zu spucken. Was hat das jetzt eigentlich damit zu tun das ich der Meinung bin das man breite Wohlstandsverluste in kauf nimmt bzw. gewillt ist den Wohlstand der meisten Bundesbürger zu senken? Abgesehen vom Great Reset ob der nun auf das handeln der Politiker und der Wirtschafslenker einen starken Einfluss hat oder nicht, werden die Bürger nun doch schon seit Jahren im öffentlich rechtlichen und auch in den Tageszeitungen so langsam auf Entbehrungen und Einschränkungen vorbereitet. Genau so auf ein Sozialkreditsystem und eine “Post Voting Society”. Den Vogel hatte Lauterbach mit Klimalockdowns abgeschossen. Die neue Regierung hat dann genau dort weiter gemacht. Wenn wir ehrlich sind dann läuft es bei der Transformation auf alternative Energiequellen auch auf genau das heraus. Es existieren weder genügend Speicher noch genügend Windräder , Solarpanelle etc. . Durch die aktuellen Emissions-Reduzierungsversuche der Chinesischen Regierung ist selbst das aktuelle Produktionsniveau noch nicht einmal zu halten und Deutschland kann gar nicht in den nächsten 12 Jahren seine Ergieversorgung zu 100% umstellen was ja vorgegeben wurde, mal abgesehen von den anderen Ländern die ähnliches versuchen. Das alles führt zu geringerem Angebot an Produkten, erhöhter Inflation und zu einer Senkung des Lebensstandards. Das weiss auch die Regierung , zumindest einige begreifen diese einfachsten Zusammenhänge. Dazu kommen noch die Regeln das die Banken und auch Unternehmen nicht zu stark in fossile Energieträger investiert sein sollen, dadurch kommt es nicht mehr zu genügend Investitionen und auch daduch wieder zu Verknappungen und Inflation. Durch die aktuellen Regelungen hat man praktisch den Wohlstandsverlust für die breite Masse auf Jahrzente garantiert. Ich bin hier der Meinung das diese eingebauten Stellschrauben dort bewusst eingebaut wurden um den menschlichen Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren und gleichzeitig auch den Konsum=Wohlstand was leider auch zumindest zum Teil notwendig ist. Beste Grüsse aus Valencia..

  4. Tut mir leid Fugi, da stimme ich eher dem Tino zu. Ich bin, wie viele andere, leidenschaftlicher Fan von dir und diesem Format, aber es wird Zeit das Kind beim Namen zu nennen. Vielleicht besteht dann noch die Chance ( wenn mehr Leute zum klar denken animiert werden) das ganze Vorhaben noch zu kippen.

    1. @Tom, Leute, selber denken statt Theorien zu vertrauen, die (scheinbar!!) alles erklären. Genau weil diese Theorien alles zu erklären beanspruchen, sollte man sehr mißtrauisch werden! Das ist mit der Verschwörungstheorie wie mit der Religion: alles wird erklärbar – aber leider stimmt fast nichts davon!

      1. Hi, ich glaube ich hab so einige Argumente geliefert. Ob das nun gewollt oder nicht gewollt ist. Wir werden uns im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen müssen. Mal abgesehen davon die wie vielte Kulturrevolution oder Transformation währe das, die einen großen Schaden anrichtet. Ideologie kennt keine Rationalität/ Logik.

  5. Prozentrechnung ist was für Profis. Den Artikel würde ich rausnehmen, denn der Anstieg ist nicht 320%, sondern 220%. Trotz aller Aktualität sollte Zeit bleiben, korrekt zu arbeiten.

  6. Pingback: Bundesminister gönnen sich Gehaltserhöhungen und stimmen Bevölkerung auf „Wohlstandsverlust“ ein - News Data Bank

  7. Pingback: Klaus Hart Brasilientexte » Ukraine-Krise, EU-Wirtschaftslage(Teil 3) – ab 30. 3. 2022. Faktor China. “Baerbock: Sanktionen werden Russland ruinieren”. Handelsblatt

  8. Pingback: Bundesminister gönnen sich Gehaltserhöhungen und stimmen Bevölkerung auf „Wohlstandsverlust“ ein - Deutsche Wirtschaftsnachrichten - Dermittelstand

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