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Christian Rieck über 5 Mythen zum Thema Inflation

Christian Rieck bespricht 5 Mythen zum Thema Inflation. Einigen seiner Aussagen kann man zustimmen, andere sind kritikwürdig.

Viel Geld als Symbol für Inflation

Der auf YouTube und bei deutschen Anlegern immer mehr beachtete Prof. Dr. Christian Rieck hat am Wochenende ein interessantes Video veröffentlicht. Es geht dabei um 5 Mythen zum Thema Inflation, die er bespricht. Gleich vorab dazu: Einige seiner Aussagen kann man auch ganz anders sehen.

Christian Rieck über die Unwirksamkeit von Zinserhöhungen bei Inflation

Die Zinsanhebung durch eine Notenbank wie die EZB kann die Inflation nicht bekämpfen, so die These von Christian Rieck. Denn diese derzeitige spezielle Art von Inflation könne nicht mit einer Zinsanhebung gestoppt werden. Dazu möchte ich anmerken: Wie es bereits die Experten des ifo-Instituts und auch der ehemalige ifo-Chef Hans-Werner Sinn klar erläutert hatten: Doch, es geht! Einen Teil der derzeitigen Inflation kann man abbremsen mit höheren Zinsen. Denn damit erreicht man eine Euro-Aufwertung, wodurch Importwaren – die am Weltmarkt in US-Dollar gehandelt werden – in Europa günstiger werden. Dadurch senkt man die importierte Inflation ab.

Um die Gegenthese zu Christian Rieck zu untermauern, hier diese Anmerkung: Dass eine Zinsanhebung eine Währung aufwertet, bewies erst letzte Woche der Schweizer Franken. Überraschend erhöhte die Schweizerische Nationalbank ihre Zinssätze um 50 Basispunkte, und der Franken konnte daraufhin gegenüber dem Euro in wenigen Minuten um 200 Pips aufwerten! Womöglich könnte auch der Euro gegenüber dem US-Dollar spürbar aufwerten bei kräftig steigenden Zinsen in der Eurozone. Das Problem dabei ist nur: Die USA heben ihre Zinsen derzeit viel kräftiger an, als es die EZB für den Euroraum angekündigt hat. Von daher ist unklar, ob die Mini-Anhebung der EZB im Juli den Euro überhaupt ansteigen lässt.

Inflation verschwindet nicht wieder von alleine

Christian Rieck hat noch vier andere Mythen zur Inflation besprochen. Seiner Meinung nach ist es auch ein Mythos, dass Inflation einfach wieder von selbst verschwindet. Es gebe bei vielen Menschen die Meinung, dass durch das Ende von Sondereffekten auch die Preise aufhören zu steigen. Diese Sichtweise hält Christian Rieck für kompletten Unfug. Denn Sondereffekte würden Entwicklungen anstoßen – danach aber könne sich die Inflation verfestigen und ein Eigenleben entwickeln. FMW: Ja, da ist was dran!

Christian Rieck über Kritik am inhaltsleeren Fiat-Geld

Überhaupt nicht gut zu sprechen ist Christian Rieck auf den Ausdruck Fiat-Geld und die weit verbreitete Meinung, dass hinter dem gedruckten Geld kein Wert stehe. Seiner Meinung nach stehe hinter der Geldvermehrung durchaus ein Wert. Bei der Geldschöpfung über Bankkredite stehe dem gegenüber das Vertrauen der Banken in die Sicherheiten des Kreditnehmers, beziehungsweise in die durch die Banken abgeschätzte Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung des Kredits. Denn hinter Kreditnehmern steht natürlich in der Regel deren Wertschöpfung. Bei der Gelderschaffung der EZB stehe dem gegenüber das allgemeine Vertrauen, dass die EZB für das ausgegebene Geld werthaltige Sicherheiten erhalte. Aber wenn die EZB als Sicherheit Schrottanleihen annehme, werde der Wert des Geldes verringert, das Vertrauen in die EZB schwinde. Eine durchaus interessante Position vertritt Christian Rieck hier! Diskussionswürdig, aber hochinteressant!

Zinsunterschiede zwischen Euroländern sind gut

Christian Rieck kritisiert den Mythos, dass Zinsunterschiede für Staatsanleihen im Euroraum schlecht seien. Denn die Unterschiede würden als Korrektiv für einzelne Länder dienen, die einen schlechten Job machen. Die EZB wolle Zinsunterschiede unterdrücken – das sei schlecht. Denn dadurch entstünden Fehlanreize für die jeweiligen Politiker eines Landes, die sich dank des Eingreifens der EZB günstiger neu verschulden können. Das Marktkorrektiv für diese Länder verschwindet laut Christian Rieck durch das Eingreifen der EZB. FMW: Ja, in der Tat – das jüngste Eingreifen der EZB durch die Ankündigung der Manipulation der sich am Markt frei gebildeten Anleiherenditen unterdrückt die Signale des freien Marktes an die Staaten, ob sie einen guten oder schlechten Job machen. Man richtet am Anleihemarkt sozusagen einer dauerhafte Planwirtschaft ein, die doch eigentlich durch das Ende der Anleihekäufe beendet werden sollte.

Mythos zur Hyperinflation

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Christian Rieck widerspricht dem Mythos, dass Hyperinflation durch eine Knappheit an Gütern entstehen könne. Die Knappheit könne zwar ursprünglich ein Grund für die Inflation sein. Aber wirklich explodierende Preise mit mehreren tausend Prozent Inflation entstünden durch ein Eigenleben im monetären Bereich. Es gehe hierbei eher um psychologische Effekte, bei denen von jetzt auf gleich Preise enorm springen würden. Christian Rieck hat mit einigen seiner Thesen den Nagel auf den Kopf getroffen. Bei anderen Aussagen kann man durchaus Kritik üben, vor allem bei der angeblichen Wirkungslosigkeit von Zinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation.



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6 Kommentare

  1. „Christian Rieck über die Unwirksamkeit von Zinserhöhungen bei Inflation“

    Nun, er steht da nicht alleine:

    Erdogan zeigt, zu welchen Problemen diese Strategie führt.

    Frau Lagarde hat von Erdogan gelernt. Das Ergebnis werden sehen wie ja.

    In der Türkei war der Kipp Punkt nach oben bei ca. 12% erreicht.

    Da halte ich mich lieber an Fugmann und Co.

  2. Zu Prof. Riecks These: Mit Zinsanhebungen kann man die Inflation nicht stoppen. Sicher nicht, wie es stets geplant war, denn fast alle Zinsanhebungszyklen führten zu einer Rezession und dann kollabierte die Nachfrage. Aktuelles Beispiel Öl: Russland exportiert etwa 5 Prozent des weltweiten Ölverbrauchs und 10 Prozent der raffinierten Produkte, das meiste mittlerweile nach China und Indien.
    Übrigens, die die höheren Einfuhren dann nicht aus anderen Ländern beziehen müssen, also von dort frei werden. Was passiert aber, wenn die Wirtschaft durch die weltweiten Zinsschritte stark abgebremst wird? Erinnern war uns an das Jahr 2020, als der Ölverbrauch durch Lockdowns stark fiel (bis auf 85 Mio Barrel) und im April der Preis für das Barrel im Schnitt auf 20 Mio Dollar/pd, im Extrem sogar auf einen negativen Preis gefallen war. So extrem dürften es nicht werden, aber wenn eine Rezession kommt, wird sich die Nachfrage sicherlich um eine Größenordnung reduzieren, die dem Gesamtexport Russlands entspricht. Übrigens auch für andere Rohstoffe (aber nicht für alle).
    Die alten saudischen Könige (Abdullah und Salman) wussten, dass ein dauerhafter Ölpreis von deutlich über 100 Dollar zumeist zu einem globalen Wirtschaftsabschwung geführt hatte, mit einbrechenden Preisen. Saudi-Arabien brauchte aber in der letzten Dekade Ölpreise von über 80 Dollar, um überhaupt die Haushaltsausgaben stemmen zu können. Erst die letzte Zeit mit den Lieferengpässen und der neuen Situation in Russland, sorgte für Disziplin in der OPEC. Das dürfte jetzt, mit den deutlichen Anzeichen einer Rezession, vorbei sein, Präsident Biden sollte bei seinem baldigen Besuch auf offene Ohren stoßen.
    Ergo: Zinsanhebungen an sich (und im Frühstadium) haben wenig Einfluss auf die Inflation (und deren Erwartung), nicht aber, wenn die Rezession lauert.

  3. Die Position von Prof. Rieck zum Begriff Fiat-Money ist die Standard-Sichtweise. Das Problem aktuell ist aber, dass das neue geschaffene („fiat“ – es werde) Geld schon eine ganze Weile indirekt und inzwischen auch direkt zur Staatsfinanzierung verwendet. Das ist der entscheidende Tabubruch, der zur Inflation führt. Zumindest bisher gab es da keine zwei Meinungen.

    Daneben gibt es aber auch ein grundsätzliches mathematisches Problem, was oftmals unter der Überschrift „Wachstumszwang“ läuft.
    Jeder neue Kredit muss mit Zinsen zurückgezahlt werden. Das Geld für die Zinsen existiert jedoch nicht. Der neue Kredit ist also davon abhängig, dass nach seiner Auszahlung immer weitere und immer mehr neue Kredite entstehen.
    Wir haben es also selbst im Idealfall, dass kein einziger Kredit ausfällt, mit einem Ponzi-Schema zu tun.
    Deswegen treten in der Geschichte regelmäßig Krisen auf, die von den Finanzsystemen ausgelöst werden.

    Die klassische Lösung war Krieg und danach Wiederaufbau. Wir sind vermutlich wieder an dem Punkt.

  4. „Bei der Gelderschaffung der EZB stehe dem gegenüber das allgemeine Vertrauen, dass die EZB für das ausgegebene Geld werthaltige Sicherheiten erhalte.“

    Das ist vollkommen korrekt. Aber hier wird ein wichtiger Umstand übersehen. Es muss nämlich zwischen privaten und staatlichen Akteuren unterschieden werden. Wenn ein Privatmann einen besicherten Kredit bekommt (und unbesicherte Kredite gibt es nur in ganz geringem Volumen und wenn dann mit horrenden Zinsen wie man bei Überziehungs- und Kreditkartenkrediten sehen kann) dann ist der Kredit nicht nur darüber abgesichert das ein realer Wert verpfändet ist, sondern auch darüber das notfalls der Staat mit seinem gesamten Machtapparat im Falle eines Falles dieses Sicherungsgut auch eintreibt.

    Bei Staaten funktioniert das aber nicht. Ich freue mich auf den Versuch z.B. beim Staat Straßenstücke oder Büromöbel physisch pfänden zu lassen. Warum kriegen die Staaten dann trotzdem Kredit? Weil der Staat auch hier sein Machtmonopol verpfändet. Ein Staat ist so lange kreditwürdig, so lange er glaubhaft machen kann die entsprechenden Güterleistungen seinen Bürgern notfalls mit roher Gewalt abpressen zu können. Die Kreditgeber (selbst wenn sie aus demselben Land kommen) hoffen ja immer das das nicht bei ihnen, sondern bei den Mitbürgern rausgepresst wird.

    Erst wenn das offensichtlich nicht mehr funktioniert (auch nicht mit maximaler Gewalt wie in Nord Korea) kollabiert die Währung. Ein Währungskollaps ist nichts anderes als das Zeichen dafür das andere einem Staat nicht mehr glauben das er ausreichend viel aus seiner Bevölkerung herauspressen kann.

  5. IT is completely wrong to imply interest hikes cannot kill inflation. This is “ voodoo economics. Study Paul Volker and how he destroyed inflation as Chairman of Fed in the 70s. If Europe wants to be serious about fighting inflation, stop dreaming , hike interest rates above inflation and sell all the bonds that the ECB bought, and that will be the end of inflation, It could also be the end of EU, as the whole concept of EU is based on bailouts

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