FMW-Redaktion
Die Commerzbank spricht von einer „Scheinblüte“ der deutschen Konjunktur – erwartet aber dennoch im ersten Halbjahr 2016 ein Allzeithoch beim Dax.
Die Schwäche der Schwellenländer werde die deutsche weiter belasten, so der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, in einem heute veröffentlichte Ausblick für die deutsche Wirtschaft für 2016. Die Bank senkte daher ihre BIP-Prognose für die deutsche Wirtschaft von +1,6% auf nun 1,3%. Zur Begründung heißt es im Wirtschaftsausblick für 2016:
„Deutschland erlebt einen konsumgetriebenen Scheinaufschwung“.
Bums. Bislang war die Schwäche der Schwellenländer, nach einem kurzen Einbruch der Konjunkturdaten im Sommer und Frühherbst, scheinbar weitgehend an Deutschland vorbei gegangen. Aber das dürfte nach Angaben der Commerzbank nicht so bleiben, daher spricht sie eben von eienr Scheinblüte, die Konsum-getrieben sei. Und: es laufe schon einiges schief hierzulande: so nähmen in den letzten fünf Jahren die Lohnstückkosten in Deutschland stärker zu als in der Eurozone (also werde Deutschland weniger wettbewerbsfähig), ausserdem bilde sich, man höre und staune, eine Immobilienblase hierzulande:
„Schließlich steigen die Immobilienpreise angefacht durch die niedrigen Zinsen zu stark, was irgendwann zu Blasen führt, deren Platzen große wirtschaftliche Schäden anrichtet“.
Nun kann man bei den steigenden Lohnsstückkosten durchaus geteilter Meinung sein: diese waren in Deutschland jahrelang extrem niedrig, zugunsten der Exportchancen der deutschen Wirtschaft, zu Lasten der deutschen Arbeitnehmer. Ein Anstieg der Lohnstückkosten ist also eher ein Prozeß der Normalisierung eines zuvor eher unnormalen Zustandes.
Gleichwohl aber geht die Commerzbank von einem neuen Allzeithoch im Dax im ersten Halbjahr 2016 aus, nach dem Motto: je größer die Scheinblüte, desto höher die Kurse. Es sind vier Argumente, die die Commerzbank dafür ins Feld führt:
1. Das starke Gelldmengenwachstum M1 in der Welt
2. Die Dollar-Stärke bzw. Euro-Schwäche
3. die Aussicht auf höhere Dividenden (wobei der Trend eher zu niedrigeren Dividenden geht derzeit)
4. Der tiefe Stand des ZWE-Index, der auf diesen Nievaus meist ein Kaufsignal sei in Zeiten, die nicht rezessionär seien.
Das alles bringt die Schizophrenie der Märkte gut auf den Punkt: in Deutschland eine Scheinblüte, der Dax auf Allzeithoch – eben wegen der Scheinblüte!
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Welch sagenhafte neue Erkenntnisse dieser Chefvolkswirt vorgelegt hat. Es kann einen schon die Tränen in die Augen treiben, wenn man bedenkt mit welchem Salär diese hochgeistigen Ergüsse honoriert werden. Aber von dieser Gattung „Börsenkenner“ scheint es ja immer mehr Exemplare zu geben. Ein wachsendes Problem der modernen Gesellschaft, dass die produktiven Teile der arbeitenden Bevölkerung abnehmen währenddessen in den unproduktiven Bereichen die Zahl derer, die dort Unsummen verdienen, scheinbar exponential wuchert.