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Corona und die Luftfahrt, auch ein Problem für die Flughäfen?

Tafel am Frankfurter Flughafen als Symbol für die Luftfahrt

Die Luftfahrt ist eine der großen Verlierer der Coronakrise. Nicht nur bei der Lufthansa blieben im Lockdown 600 von 677 Maschinen am Boden (Rettung mit Staatsmilliarden Ende Juni). Aber auch danach geht es zäh nach oben. Wer reist schon gerne in die Ferne, in einer beengten Kabine in Länder, die vielleicht nicht den medizinischen Versorgungsstatus wie zuhause aufweisen können und wo man eventuell nach der Rückkehr in Quarantäne landet? Aber prekär ist nicht nur die Lage für viele Unternehmen aus der Reisebranche, Corona bringt auch manche Flughafenbetreiber in existenzielle Nöte.

Luftfahrt: Wenig Fluggäste, leere Flughäfen

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt Fraport legte Daten für das erste Halbjahr 2020 vor: Zwei Drittel weniger Passagiere als im Vorjahr, obwohl die Pandemiefolgen nicht gleich im Winter zu spüren waren. Auch wenn man im Monat Juni wieder knapp 600.000 Passagiere zählen konnte, rechnet der CEO des Flughafenbetreibers Fraport, Stefan Schulte, mit 15 bis 20 Prozent niedrigeren Zahlen in den kommenden Jahren. Was natürlich nichts anderes bedeutet als Stellenabbau: 4000 von 22.000 sollen im Unternehmen zur Disposition stehen. Für Fraport ist die Misere im Bereich Luftfahrt nicht nur ein nationales Problem, denn man hält auch zahlreiche Beteiligungen an ausländischen Flughäfen. Die Firma hat sich jüngst 1,3 Milliarden Euro am Kapitalmarkt besorgt, um die Krise durchzustehen, die Verluste belaufen sich laut Finanzchef Zieschang auf 80 bis 100 Millionen Euro pro Monat. Wenn schon der Krösus mit den fehlenden Einnahmen kämpft, wie muss es dann erst um die vielen kleineren Airports bestellt sein?

Viele Flughäfen und hohe Grundkosten

38 Verkehrsflughäfen gibt es in Deutschland und alle sind von der Pandemie betroffen und zwar nicht nur durch die fehlenden Einnahmen aus den Gebühreneinahmen, sondern auch aus den Einkünften von Verkaufsläden oder der Gastronomie. Vieles ist seit Monaten geschlossen. Dabei ist ein besonderes Problem entstanden. Man hätte einige der kleineren Flughäfen schließen können, um die hohen Grundkosten zu verringern. Doch die Bundesregierung war dagegen. Es sollten die Abfertigungssysteme in Betrieb gehalten werden, für die Grundversorgung, aber auch für Notfalleinsätze. Der Flughafenverband ADV schätzt diese Grundkosten der Luftfahrt auf 150 Millionen Euro im Monat. Klar, dass damit der Ruf nach finanzieller Unterstützung laut wird, mit einem kleinen Haken, denn die Flughäfen befinden sich zumeist in der Hand der Bundesländer oder der Kommunen. Zuschüsse des Bundes über die KfW oder dem Stabilisierungsfonds gibt es eigentlich nur für die Privatwirtschaft, für öffentliche Mittel kommt wieder die EU-Kommission mit ins Spiel.

Gegenwind für kleinere Flughäfen von allen Seiten – manche haben gerade 500.000 Passagiere pro Jahr -, denn auch manch darbende Airline hat angekündigt, kleinere Flughäfen nicht mehr anfliegen zu wollen. Und da gibt es auch noch die Umweltbewegung, mit ihren Protesten, vor allem gegen den innerdeutschen Flugverkehr.

Fazit

Lange Jahre wurde ständig darüber moniert, dass Deutschland „overbanked“ sei, dass es viel zu viele Institute inklusive Zweigstellen im Lande gäbe. Ähnliches könnte man auch die Situation in der Luftfahrt-Branche beteichnen. Sind wir „oversupplied“ mit Flugplätzen? Der Einbruch des Geschäfts mit Flugreisen jedenfalls bringt ein Problem zutage, welches schon einige Zeit vor sich hingeschwelt hat. Es gibt einige kleine Airports, die manchmal mit größeren in der Nähe konkurrieren, wie Paderborn/Lippstadt oder die gerade mal eine halbe Million Passagiere im Jahr abfertigen (Saarbrücken, Friedrichshafen). Verstärkt hier Corona auch eine Entwicklung wie zum Beispiel bei den Gewerbeimmobilien in den Innenstädten? Werden sich die Bundesländer nach Corona weiterhin den teilweise teuren Luxus von Regionalflughäfen leisten wollen oder können?



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