Asien

Coronakrise: Warum China nicht mehr Wachstumsmotor sein wird!

China ein Doppelproblem: Verschuldung und Arbeitslosigkeit im Innern - und als Exportland eine fehlende Nachfrage der durch die Coronakrise lahmgelegten Rest der Welt

Die Wirtschaftswelt blickt in der Coronakrise wieder einmal auf China: Die weltweite Pandemie um Covid-19 hat im Reich der Mitte ihren Anfang genommen und dort scheint man das Problem auch zuerst wieder in den Griff zu bekommen. Schon nach der Finanzkrise 2009 hatte China die globale Ökonomie mit riesigen Infrastrukturprogrammen wieder auf die Beine gebracht. Doch dieses Mal könnte es viel, viel schwieriger werden.

China, der stotternde Wachstumsmotor der Welt und die Coronakrise

In der heutigen Nacht wurden die Wachstumszahlen für das erste Quartal des Jahres 2020 veröffentlicht, das Virusquartal für die Volkswirtschaft China – und es wurde das schlechteste seit Jahrzehnten. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts betrug auf Jahresvergleich minus 6,8 Prozent, es war der erste Rückgang des Wirtschaftswachstums seit Beginn der offiziellen Quartalsveröffentlichungen im Jahr 1992. Die von Reuters befragten Analysten hatten mit minus 6,5 Prozent gerechnet. Doch auch im zweiten Quartal wird das Wachstum noch sehr bescheiden ausfallen, wie chinesische Volkswirte prognostizieren. Ein Hauptgrund dafür ist die stotternde Nachfrage aus dem Ausland wegen der Coronakrise. Chinas Industrie hat zwar die Produktion nach dem wochenlangen Shutdown wieder aufgenommen, aber man produziert sehr viel auf Lager, da die Nachfrage aus dem Ausland fehlt. Covid-19 hat die meisten Exportländer im Griff – und das ist der große Unterschied zur Finanzkrise und der raschen Erholung von damals – heute fehlen viele Kunden und damit die Nachfrage.

Chinas überragende Bedeutung für die Weltwirtschaft

Das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern steht zwar nominal nur für etwa 16 Prozent des Weltsozialprodukts – aber für weitaus mehr, wenn man seinen Anteil am Wachstum der Welt betrachtet. Noch im letzten Jahr hatte dieser Anteil 46,3 Prozent am weltweiten Wirtschaftswachstum betragen, im Jahr 2012 sogar sagenhafte 76 Prozent, wie Daten des IWF zeigen. China hatte nach 2010 mit einem Stimulus von 500 Milliarden Dollar (dies entsprach 13 Prozent der Wirtschaftsleistung) die eigene Wirtschaft angekurbelt und der Welt zu einem Aufschwung aus der Krise verholfen. Dies wird – kurzfristig in der Coronakrise – und auch langfristig nicht mehr so möglich sein, zunächst einmal stehen große Teile der Weltökonomie still.

Chinas interne Probleme

Mit Spannung erwartete man aktuell auf Daten zur Arbeitslosigkeit, wobei man hierzu gleich einmal einwenden muss, dass es kaum eine Wirtschaftszahl eines großen Landes gibt, die so sehr von den Regierungsstellen beeinflusst wird. Über viele Jahre hinweg hatte diese Zahl fast eine Konstante um die 4 Prozent dargestellt. Im Februar musste selbst China einen Anstieg auf 6,2 Prozent vermelden, aktuell wurde heute Nacht ein Rückgang auf 5,9 Prozent verkündet.

Dies ist die offizielle Rate. Michael Pettis, ein Finanzprofessor an der Peking University, kommt auf andere Daten, denn China nimmt die 293 Millionen Wanderarbeiter, die einen großen Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung ausmachen, gar nicht erst in seine Statistik mit auf. Er schätzt, dass mindestens 10 Prozent dieser Arbeiter ihren Arbeitsplatz infolge der Auswirkungen der Coronakrise, vorrangig im Dienstleistungssektor, verloren haben. Seiner Meinung nach ist die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie von der chinesischen Regierung angegeben.

Damit kommen wir zum zweiten Problem für die chinesische Volkswirtschaft. Diese hohe Arbeitslosigkeit wird Folgen für den Konsum haben. Auch im Reich der Mitte könnte es massive Probleme mit der Verbrauchernachfrage geben. Wie in anderen Ländern auch, werden die Bürger dauerhaft mehr sparen und weniger ausgeben. Interessanterweise hat man auch in China bereits begonnen, Gutscheine (Helikoptergeld) an die Bevölkerung zu verschenken. Bei Nachforschungen über deren Verwendung wurde festgestellt, dass es vor allem Lebensmittel und Zigaretten waren, für das dieses Geld ausgegeben wurde. Nicht etwa für Autokäufe, die im Januar um 90 Prozent, im Februar um circa 80 Prozent und im März um 40 Prozent wegen der Coronakrise eingebrochen waren. Außerdem hat auch Chinas Wirtschaft ein Problem, welches in vielen Ländern Sorgen bereitet.

Auch das „Institute for International Finance“ schätzt die chinesische Gesamtverschuldung auf 310 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt. Ein Faktor, der künftige Stützungsmaßnahmen limitiert, wie etwa eine größere Bazooka.

Vor Kurzem hatte man in China noch versucht, die vielen faulen Kredite der staatseigenen Firmen zu reduzieren, um das Problem der Stabilität nicht ausufern zu lassen. Nach Ansicht von Finanzexperten könnte China mit weiteren großen Fiskalpaketen noch abwarten, bis sich die globalen Nachfragebedingungen für die Produktion verbessert haben. Außerdem braucht das Land für die Herstellung von Gütern aus der Elektronik- und Automobilbranche viele Vorleistungen aus anderen Teilen der Welt – und dort ist in der Coronakrise derzeit zumeist „Ebbe“ angesagt.

Fazit: China fällt in der Coronakrise als Wachstumsmotor aus

Auch in der Volksrepublik China scheint eine Phase großen Wirtschaftswachstums zu Ende zu gehen. Nach regelmäßigen jährlichen Wachstumsraten von über 10 Prozent bis vor zehn Jahren, war die Quote auch größenbedingt gefallen, auf zuletzt 6 Prozent vor der Coronakrise. Überbordende Investitionen in die heimische Infrastruktur mit einer horrenden Verschuldung hauptsächlich staatsseigener Firmen haben die zweitgrößte Wirtschaft der Welt schon vor der Pandemie belastet. Wie oben dargestellt, war China der große Treiber für das globale Wachstum. Doch jetzt hat China ein Doppelproblem: Verschuldung und Arbeitslosigkeit im Innern und als Exportland eine fehlende Nachfrage der durch die Coronakrise lahmgelegten Rest der Welt. Globalisierung mag keine (trumpschen) Handelskriege – und sie verträgt erst recht keine pandemische Entwicklung. Aus der jetzigen dramatischen Entwicklung eines globalen Lockdowns kommt man nur gemeinsam wieder heraus, dies wird auch in China schmerzlich zu spüren sein.

In der Coronakrise wird China als Wachstumsmotor ausfallen



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1 Kommentar

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