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Coronakrise: Der Kampf im Senat um den US-Konsum

Die Coronakrise hat die USA schwer getroffen – nun muß, um Schlimmeres zu verhindern, der US-Konsument bei Laune gehalten werden! Die US-Wirtschaft ist bekanntermaßen extrem abhängig von der Kauflaune seiner Verbraucher: 16 Billionen Dollar im Jahr oder 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so die nackten Wirtschaftskennziffern zur Dimension der US-Konsumökonomie. Dann kam die Coronakrise mit einem Absturz der Wirtschaft in unbekannte Tiefen und einem Anstieg der (bisher kurzfristigen) Arbeitslosigkeit auf Höhen wie bei der Weltwirtschaftskrise von 1929 ff. Doch die Regierung reagierte umgehend mit Riesen-Rettungspaketen und Helikoptergeld, um die Konsum-Maschinerie am Leben zu erhalten. Doch jetzt rückt ein Datum näher, an dem eine wundersame Geldquelle versiegen könnte.

Coronakrise: Ein Rettungspaket jagd das Nächste

Bereits im März hatte die US-Regierung in einer raschen Reaktion auf das epochale Ereignis der Coronakrise mit einem ersten Konjunkturpaket in Höhe von 2,3 Billionen Dollar reagiert. Darin enthalten auch Helikoptergeld, verteilt für die unteren Einkommen in Höhe von 1200 Dollar pro Person und 500 Dollar pro Kind. Es sollten noch drei weitere Pakete folgen. Hinzu kam die Unterstützung von Arbeitslosen in einer Höhe, wie es für die USA nicht für möglich gehalten wurde. Mit einige seltsamen Nebenwirkungen.

Vor einem Monat hatte ich die Situation so beschrieben:

„Für viele US-Bürger rechnet sich das Arbeiten derzeit nicht – Arbeitslose in den USA bekommen 600 Dollar, wöchentlich. Zählt man die lokale Unterstützung der Behörden hinzu, die je nach Bundesland in anderer Höhe ausgezahlt wird, so kommt man in Massachusetts dem großzügigsten Bundesstaat auf über 4600 Dollar im Monat. Im „knausrigen“ Mississippi gibt es immer noch 3250 Dollar. Damit verdient die Hälfte der US-Beschäftigten laut Arbeitsministerium derzeit zuhause mehr, als wenn man in den Job zurückkehrt. Diese Hilfen werden noch bis zum 31. Juli bezahlt, aus dem letzten, über 2 Billionen Dollar schweren Corona-Rettungspaket.“

Das Ganze hatte zu der aberwitzigen Situation geführt, dass die Arbeitslosen während der Coronakrise in Relation mehr konsumieren als die weiterhin Beschäftigten, was man übrigens auch an den Statistiken über die Verbraucherausgaben und dem Verbrauchervertrauen erkennen kann – als ob es gar keine Coronakrise geben würde.

Jetzt aber nähern wir uns dem Ende des Zeitraums, in dem diese Unterstützung gezahlt werden soll.

Der Kongress verhandelt fieberhaft

Nach einer zweiwöchigen Pause verhandelt man seit Montag dieser Woche auf dem Capitol Hill wieder und die Zeit drängt und nicht nur wegen der drastisch gestiegenen Pandemiezahlen, die eine Erholung der Wirtschaft verzögern könnten. Noch beziehen in etwa 25 Millionen Amerikaner Arbeitslosenunterstützung und das opulente Paket hat eine begrenzte Laufzeit.

Jetzt liegen sich Demokraten und Republikaner „in der Wolle“, nicht zuletzt wegen Donald Trumps Forderung nach einer weiteren Lohnsteuersenkung. Der Präsident droht einmal wieder – dieses Mal mit dem Entzug von Geldern für die Gesundheitszentren. Ohne Worte!

Das Paket, welches den Republikanern zur Bekämpfung der Coronakrise vorschwebt, soll eine Höhe von etwa einer Billion Dollar betragen, das der Demokraten gleich drei Billionen. Deren Forderungskatalog ist lang: Erhöhung des Arbeitslosengeldes und mehr Geld für die regionalen Regierungen, was vor allem Finanzminister Steven Mnuchin sauer aufstößt, der „keine Bundesstaaten retten möchte, die schon vor der Viruskrise schlecht verwaltet wurden.“ In jedem Fall wird sich die Schuldenspirale weiterdrehen müssen, die schon zu Wachstumszeiten durch eine aggressive Steuersenkung in Gang gesetzt wurde. Die Staatsschulden galoppieren, mittlerweile ist man bei 130 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt angelangt.

Aber jetzt geht es im Kern der Diskussion erst einmal um die Rettung der taumelnden Konjunktur – und das heißt in erster Linie, Aufrechterhaltung des Konsums trotz Coronakrise.

Fazit

Sowohl der US-Regierung als auch der Opposition ist klar, dass angesichts von vier Millionen „offizieller“ Coronainfizierter und der Gefahr schwerer Rückschläge in der Wirtschaftserholung (regionale Lockdowns) nicht die Zeit für Sparvorschläge gekommen ist. Allerdings ist es nur wenige Monate vor einer Wahl noch schwerer, Kompromisse in beiden politischen Lagern erzielen zu können.

Nach dem Leid mit den vielen Schwerkranken und den Coronatoten käme schnurstracks die ökonomische Katastrophe: Konsumeinbruch, Firmenpleiten, Verfestigung der Arbeitslosigkeit in dauerhaft Beschäftigungslose – schon wäre man auf dem Weg auf ein Szenario à la 1929, auch wenn man die damaligen Verhältnisse aus vielerlei Gesichtspunkten nicht mit heute vergleichen kann.

Deshalb wird man erst recht die Geldschleusen öffnen, zumal es Anfang November ein Ereignis gibt, bei dem die Bürger ihr Votum über die künftige Regierung abgeben werden. „Whatever it Takes“ war mal eine verbale Bazooka eines fast schon in Vergessenheit geratenen Notenbankers aus Europa zur Rettung der Eurozone. Im Jahr 2020 scheint diese Parole zu einer globalen Devise während der Coronakrise zu werden, um einen Virus zu bekämpfen, der eine sich schon im Gang befindliche ökonomische Durststrecke auf das Extremste verstärkt hat.

Die nächste Rettungsbillion befindet sich auf dem Weg – damit auch wieder eine Stütze für den wundersamen Aktienboom 2020?

Während der Coronakrise muß der US-Konsum gestützt werden



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1 Kommentar

  1. Dass die Yankees in der grossen Masse nicht die Hellsten sind,ist eher keine Beleidigung.Von der Stütze allerdings Aktien,wie unseren Harzern vielfach und zumeist fälschlich unterstellt Schnaps und Kippen zu kaufen,bedingt natürlich eine sofortige Umbennung von Uncle Sam in Uncle Roland!

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