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Coronakrise: Der notwendige V-Optimismus des Peter Altmaier

Psychologie ist wichtig, vor allem in Krisenzeiten. Was wäre gestern passiert, wenn Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verkündet hätte, dass es zwar aufwärts geht, dass aber zahlreiche Probleme im Hintergrund schlummern, und dass die Coronakrise die Wirtschaft stark beeinträchtige, dass viele Menschen sich auf ganz harte Zeiten einstellen müssten usw? Na, was wäre dann? Der deutsche Michel hätte gestern Abend in der Tagesschau diese Botschaft vernommen. Und nach solchen Worten würde die Neigung, ein neues Auto zu kaufen, eine Reise zu buchen, neue Klamotten zu kaufen, deutlich sinken. Der Bürger würde mehr als ohnehin schon sein Geld zusammenhalten, und schauen ob sich die Zeiten wieder bessern. Diese Zurückhaltung würde die Wirtschaft noch mehr lähmen.

By the way. Dass die jüngste Mehrwertsteuersenkung (wirksam seit 1. Juli) verpufft ist, sieht man an den rückläufigen Einzelhandelsumsätzen, mit minus 0,9 Prozent von Juni auf Juli. Aber zurück zur Psychologie. Damit die Volkswirtschaft möglichst gut durch die Krise kommt, braucht es Optimismus. Dazu muss man erst mal möglichst viele negative Aspekte ausblenden, und jede Menge Optimismus versprühen nach dem Motto „Alles wird gut, wir haben das im Griff, wird schon werden“.

Peter Altmaier verbreitet gute Laune

Und so kam es dann gestern, dass Peter Altmaier selbst titelte, dass die Rezession weniger stark sei als befürchtet, und dass der Aufschwung schneller laufe als erwartet. Über sein Ministerium verkünden ließ er die Headline „Interimsprojektion der Bundesregierung: Deutliche Erholung nach historischem Einbruch“. Natürlich soll das Foto von Peter Altmaier mit dem V-Chart eine Wirkung erzielen. Der Chart, der auch von der „Welt“ auf ihrer Titelseite abgedruckt wurde, suggeriert: Es gab einen schnellen Absturz, aber jetzt kommen wir auch schnell wieder raus aus dem Loch – alles wird gut. Hier auszugsweise einige Aussagen vom Bundeswirtschaftsministerium:

Der Aufholprozess der Wirtschaft nach dem Lockdown im Frühjahr hat eingesetzt und unterstreicht die Stärke und Widerstandskraft der Unternehmen in Deutschland und die hohe Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er zeigt auch, dass der beispielslose Schutzschirm, den die Bundesregierung aufgespannt hat und das auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket – beides mit einem Gesamtvolumen von über 1 Billion Euro – bei den Menschen und Unternehmen ankommen und klare Impulse gegeben, um die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumspfad zurückzubringen.

Für das dritte Quartal des laufenden Jahres erwarten wir ein deutliches Wirtschaftswachstum. Die Stimmung in den Unternehmen war zuletzt wieder überwiegend positiv und die Geschäftserwartungen sogar besser als vor der Corona-Krise. Auch der Arbeitsmarkt sendet erste positive Signale.

Der Tiefpunkt der Rezession wurde aber bereits im Mai durchschritten. Die Monatsindikatoren zeigen seitdem deutliche Erholungstendenzen. Für das kommende Jahr wird angesichts des sich abzeichnenden Aufholprozesses ein Plus von 4,4 % erwartet.

Die Bundesregierung geht in ihrer Projektion davon aus, dass es nicht noch einmal zu solch weitreichenden Maßnahmen zur Beschränkung der sozialen Kontakte im öffentlichen Raum zum Schutz von Gesundheit und Leben kommen muss wie in der zweiten Hälfte des März und im April.

Probleme der Coronakrise ausgeblendet

Blenden Peter Altmaier, Olaf Scholz und Co zahlreiche Probleme der Coronakrise aus? Oder, was noch weitaus schlimmer wäre – sind ihnen diese Probleme gar nicht bewusst? Schaut man auf Wirecard, G20, CumEx etc, dann könnte die zweite Option durchaus denkbar sein! Selbst Deutsche Bank-Chef Christian Sewing warnt heute höchstpersönlich, dass es gravierende Auswirkungen hätte, falls jedes sechste Unternehmen durch Rettungsgelder und faktisch ausgesetzte Insolvenzmeldungen ein Zombie werden würde.

Frage unsererseits: Ist es nicht schon längst soweit? Durch die Aussetzung der Insolvenzanmeldungspflicht und die Genehmigung, dass Banken ausgefallene Kredite nicht als solche deklarieren und abschreiben müssen, entsteht eine Art gigantisches schwarzes Loch, von dem man erst weiß wie schwarz und wie tief es ist, wenn der große Knall stattfindet. Vorher kann man es nicht sehen, weil der Staat den schwarzen Vorhang gezogen hat vor die Themenbereiche Insolvenzen und Kreditausfälle. Diese Grundproblematik des immer weiter ansteigenden Problembergs wird von der Politik gänzlich ausgeblendet. Wie gesagt, aus psychologischer Sicht scheint das gut nachvollziehbar zu sein. Denn nur der optimistische Konsument kauft auch Autos, Fernseher und Kino-Tickets.

Peter Altmaier schwärmt davon, dass Billionenbeträge vom Staat aufgewendet würden für die Rettung von Unternehmen in der Coronakrise. Das mag auch sein. Aber wie jüngst Berichte zeigen, kommt zum Beispiel das milliardenschwere Rettungspaket der Bundesregierung für kleinere und mittlere Unternehmen kaum bis gar nicht bei den Betroffenen an. Nur ein Prozent (als Zahl: 1) der eingeplanten Mittel von insgesamt 24,6 Milliarden Euro seien bisher an notleidende Unternehmen ausbezahlt worden. Die Bürokratie erstickt zunehmend alles? Will die Politik jetzt lieber drei Mal hingucken, wo es bei den Corona-Soforthilfen zu desaströsen „Geldgeschenken“ für Kriminelle kam, die sich einfach bedienten?

Dass die Zahl der Insolvenzen in der Coronakrise sogar rückläufig ist, ist ein dramatisches Warnsignal. Eine Rezession, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gab, und die Insolvenzen gehen sogar zurück? Selbst die staatlichen Statistiker verweisen darauf, dass dies maßgeblich an der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht liegt. Aber der Bund hat diese Aussetzung ja gerade erst bis Ende des Jahres verlängert. Also ist das Problem verschoben – aber nicht aufgehoben. Nein, es wird immer größer, und bleibt dabei unsichtbar.

Zahlreiche Alarmzeichen in der Coronakrise

Tja, erholt sich die Wirtschaft gerade mit voller Kraft aus der Coronakrise, wie Peter Altmaier es wohl sagen würde? Oder sind wir mitten in der wirtschaftlichen Coronakrise? Erst gestern hörte man vom Giganten unter den Autozulieferern Continental mal eben so, dass nochmal 30.000 Stellen abgebaut werden müssen, davon 13.000 in Deutschland. Deutschlands großer Kreditversicherer Euler Hermes will laut Informationen des „Finance Magazin“ zahllosen Unternehmen mit schwacher Bonität zum Jahresende die Warenkreditversicherung entziehen. Am Factoring-Markt sollen bereits sämtliche Alarmglocken klingeln.

Solo-Selbstständige, die von der Coronakrise betroffen sind, werden freundlich darum gebeten doch Hartz4 zu beantragen. Für hunderttausende Veranstaltungstechniker, Musiker, Künstler uvm gibt es keine Rettungsgelder, sondern nur das trockene Brot. Fröhlich konsumieren kann diese Personengruppe auf absehbare Zeit gar nichts. Jüngst warnte ein Experte, dass viele Selbständige spätestens im Herbst wohl ihr Geschäft aufgeben müssen (mehr dazu hier).

Was passiert im großen Bild? Lesen Sie dazu beim Klick an dieser Stelle eine aktuelle Veröffentlichung von Markus Fugmann mit dem Titel „Das schleichende Ende des Kapitalismus hat begonnen“. Und beim Klick an dieser Stelle finden Sie die aktuellsten Äußerungen von Markus Krall zu den Themen Coronakrise, Aktienmarkt-Hausse, Inflation, Geld und Gold. Hochinteressant!

Peter Altmaier im Jahr 2019
Peter Altmaier. Foto: Olaf Kosinsky CC BY-SA 3.0 de



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3 Kommentare

  1. Um gute Laune zu verbreiten, da sollte man nicht so einen hässlichen Kerl einsetzen, besser wäre es mit Models!

    1. Volle Zustimmung!
      Dann hat wenigstens das Auge was

      1. Mit einem novitiatus erectio soll die Welt untergehen. Ich liebe diesen Humor

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