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Coronakrise: Deutschland Note 5 – und unsere Nachbarn?

Die Kritik an Deutschlands Umgang mit der Coronakrise wird immer lauter. Aber wie sieht es in anderen Ländern Europas aus?

Deutschland kommt offenkundig nicht aus der Coronakrise – man ist wieder im verstärkten Lockdown, bis weit nach Ostern. Das Wehklagen von allen Seiten ist laut, ebenso die Kritik über die Art, wie die führende Wirtschaftsnation in Europa die Pandemie zu bewältigen versucht. Mit Recht, denn die Nachteile der Bürokratie zeigen sich derzeit überdeutlich. Aber wie steht es eigentlich mit unseren unmittelbaren Nachbarn? Sieht es bei denen besser aus in punkto Pandemieentwickung und Impfung der Bevölkerung? Ein Faktencheck.

Coronakrise: Deutschland im Zentrum Europas

Die Lage Deutschlands inmitten Europas birgt besondere Herausforderungen, speziell dann, wenn ein Grenzverkehr zu anderen Staaten unerlässlich ist, wie zum Beispiel zu Tschechien und Polen, wo täglich Tausende an Pflegekräften zur Arbeit in deutsche Pflegeheime und Krankenhäuser pendeln. Und das ist nur ein Teil des Grenzverkehrs bei neun angrenzenden Staaten. Schon aus diesen Gründen ist es interessant einen Überblick zu erlangen, wie die Coronakrise in den Nachbarstaaten abläuft.

Die Reihenfolge der Daten:

Zahl der Infektionen/prozentualer Anteil an der Bevölkerung – Coronatote/prozentual – Zahl der Erstimpfungen/prozentual (Quellen: Worldometer, RKI) Stand: 23. März oder zuletzt verfügbar

Dänemark: 227.031 / 3,90% – 2403 Tote / 0,0414% – Impfungen 632 Tsd. / 10,9%

Polen: 2.089.869 / 5,52% – 49.316 Tote / 0,1316% – Impfungen 3,2 Mio. / 8,6%

Tschechien: 1.475.538 / 13,76% – 25.055 Tote / 0,236% – Impfungen 982 Tsd. / 9,2%

Österreich: 519.980 / 5,74% – 9.121 Tote / 0,100% – Impfungen 964 Tsd. 10,7%

Schweiz: 586.096 / 6,73% – 10.247 Tote / 0,1178% – Impfungen 745 Tsd. 8,6%

Frankreich: 4,298.395 / 6,57% – 92.621 Tote / 0,1417% – Impfungen 6,1 Mio. / 9,0%

Belgien: 839.238 / 7,21% – 22.728 Tote / 0,1955% – Impfungen 965 Tsd. 8,3%

Luxemburg: 59.497 / 9,39% – 719 Tote / 0,1135% – Impfungen 53 Tsd. 8,4%

Niederlande: 1,213.366 / 7,06% – 16.339 Tote / 0,0952% – Impfungen 1,4 Mio. 8,1%

Zum Vergleich:

Deutschland: 2.684.782 / 3,19% – 75.589 Tote / 0,90% – Impfungen 7,5 Mio. 9,0 Prozent

An dieser Übersicht sieht man, dass Dänemark bei den Todeszahlen besser liegt, aber Deutschland im Vergleich zu den anderen Nachbarstaaten zum Teil deutlich niedrigere Corona-Infektionszahlen aufweist. Und was die Impfungen betrifft, so liegt Deutschland mit den neun Prozent auch ziemlich oben – es scheint also nicht so sehr die schlechte Impflogistik zu sein, sondern eher der Verteilungsschlüssel in der engeren EU-Zone.

Klar gibt es mit Großbritannien und den USA zwei Nationen, die in der Impfgeschwindigkeit vor uns liegen, von Israel erst gar nicht zu reden. Aber das hat spezielle Gründe, die teilweise schon auf das Bestellprozedere im Herbst zurückzuführen sind, ein Umstand, der nicht mehr abänderbar ist. Was aber in den letzten Tagen durch die Coronakrise wieder deutlich sichtbar geworden ist, ist der Umstand, dass in unserem Staat das föderale Prinzip (mit 16 Bundesländern, 16 Gesundheitsoberbehörden) mit der Länderhoheit im Gesundheitswesen nicht gerade förderlich ist. Dazu der große Rückstand unserer Behörden in Sachen Digitalisierung.

Wie hat die Schweizer Zeitung NZZ vor kurzem getitelt: Deutschland erstickt an seiner Bürokratie. Der Versuch alles bis aufs Kleinste zu regeln, lähme das Land schon seit Langem. Sicherlich richtig. Wobei sich die Schweiz im Bereich bei der Bekämpfung der Coronakrise auch nicht gerade hervorgetan hat.

Noch ein Blick auf die aktuellen Neuinfektionen (7-Tage-Inzidenz):

Tschechien 606
Polen 411
Frankreich 323
Niederlande 271
Belgien 253
Luxemburg 251
Österreich 234
Schweiz 120
Dänemark 98
Und Deutschland?

Deutschland 108
Wenn man sich diese Zahlen betrachtet, wirkt das (Horror-)Szenario einer Inzidenzzahl von 200 nach Ostern in Deutschland schon etwas weniger bedrohlich.

Fazit

Deutschland, im Herzen von Europa gelegen und von neun Ländern umgeben, hat es bei der Bekämpfung der Coronakrise sicher schwerer als Länder mit einer Insellage. Dennoch ist aus dem einstigen Musterschüler bei der Bekämpfung von Covid-19 ein Sorgenkind geworden. Skurrilerweise auch deshalb, weil es in Deutschland bezogen auf die Größe der Bevölkerung glücklicherweise deutlich weniger Coronafälle als in den meisten Nachbarstaaten gegeben hat – zudem es vermutlich auch eine deutlich niedrigere Dunkelziffer gibt.

Das bedeutet aber Zweierlei: Zum einen findet ein mutiertes Virus dann noch viel mehr „Opfer“ und zum anderen ist der Aufwand bei den Impfungen größer, bis der Effekt der Herdenimmunität spürbar wird. Aber es ist keineswegs gesichert, dass die um uns liegenden Staaten schneller aus den Lockdown-Maßnahmen und damit aus der Coronakrise herauskommen als Deutschland. Schließlich dürfte in einigen Wochen genügend Impfstoff vorhanden sein und unser Land hat zweifelsohne Tausende von gut ausgestattenden und funktionierenden Arztpraxen, die nur auf die Ampullen warten.

Aber groß mit dem Finger auf andere zeigen braucht eigentlich kein Land. Auch nicht Großbritannien mit seinen großen Impferfolgen. Schließlich liegt das Land mit seinen 4,3 Millionen Coronainfektionen und seinen über 126 Tausend Coronatoten weit vor Deutschland, trotz einer deutlich kleineren Bevölkerungszahl.

Versagt Deutschland in der Coronakrise?



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7 Kommentare

  1. Bitte den prozentualen Anteil der Todesfälle korrigieren!
    75.589 / 83.978.444 *100 % = 0,09%

    1. @FerB. Stimmt. Danke und sorry für den Fehler.
      Viele Grüße

  2. Schönen Tag!
    Hier O-Ton der Kanzlerin zur Aufteilung der zus. Impfdosen.
    „Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, der Rat der Botschafter sei nach langen Diskussionen beauftragt worden, eine „faire Lösung im Rahmen der Solidarität“ zu finden. „Das ist natürlich wie immer eine relativ komplizierte Aufgabe, so was wie die Quadratur des Kreises.““
    Ist die Dame wirklich promovierte Physikerin?
    Um das zu berechnen könnte man einen Schüler der 1. Mittelschule beauftragen.
    Mich wundert ja nichts mehr im Hinblick auf Politiker, egal welches Thema betreffend – Versager durch und durch gepaart mit einen Schuss Korruption!
    LG

    1. Nicht nur Frau Merkel, wohl niemand in Berlin kennt „I cut, you choose“:

      https://en.wikipedia.org/wiki/Divide_and_choose

      Auch die ganzen Berater, die sie für 3-stellige Millionenbeträge engagieren. Alles umsonst.

      Ich glaube i,ü. nicht, dass Frau Merkel das nicht verstehen würde, anders als die ganzen Schulabbrecher bei den Grünen, aber irgendetwas im Politbetrieb scheint das Hirn zu schädigen. Ich vermute, es ist nicht die Macht, sondern Machtdarsteller zu sein und sich auf Bürokratie + Medien + Marketing zu stützen. Sie geben jetzt Fehler zu aber sie können nichts daraus lernen. Man frotzelt, dass wir in der DDR 2.0 leben, aber da ist keiner, der einen Plan hat.

      1. Ihr Clowns müsst ja wirklich einen Riesenschiss vor den Grünen haben, so oft, wie ihr die völlig zusammenhanglos in Nebensätzen bei jedem Thema einflechtet 😂 🥴

        1. Nö, Grüner*in, keine Angst, nur Verachtung.

          1. Dreamtimer*in m/w/d, Verachtung entsteht durch die Bewertung einer anderen Person als minderwertig. Das ist ja noch erbärmlicher, als volle Hosen, auch wenn eine solche Gesinnung nicht ganz unerwartet ist…👏

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