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Coronakrise: Die Welt wird nicht mehr so sein wie früher – oder vielleicht doch?

Wird die Welt nach der Coronakrise eine andere sein - wie es manche Denker prognostizieren? Aber wird es wirklich so kommen? Ein Blick in die Geschichte

Wenn man schon ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde verweilt, kann man sich an manch epochales Ereignis erinnern: Zumeist war die Rede davon, dass die Welt anschließend eine andere sein würde, genauso wie es manche Denker in der Coronakrise prognostizieren. Aber wird es wirklich so kommen?

Coronakrise einzigartig? Jedes Jahrzehnt mit Krisen und Umbrüchen

Was haben die älteren Menschen nicht schon alles erleben müssen?

Die Ölkrise mit Sonntagsfahrverboten Ende 1973, den linken Terrorismus von Baader-Meinhof in den 70-ern, den kalten Krieg zwischen Ost und West mit der Aufrüstung auf neue Rekordniveaus (Strategic Defense Initiative – SDI-Programm und der Gefahr eines Atomschlags) in den 80-ern, den Zusammenbruch des Ostblocks, die Wiedervereinigung, die Golfkriege und den Jugoslawienkonflikt in den 90-ern. Dann die Dotcom-Bubble, vorher die Datumsumstellung mit der Computerhystrie, den 11. September 2001 mit seinen Angriffen auf den Luftverkehr sowie die Finanzkrise mit der Gefahr des Zusammenbruch des Geldsystems – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Ständig war die Rede davon, dass es nie mehr so sein würde, wie vorher. Teilweise war es auch so, aber eher im Sinne von Entwicklungen. Ein Freund von mir verweilte während der Zeit der Terroranschläge in New York und wollte eigentlich rasch zurückfliegen. Als es wieder möglich war und ein arabisch aussehender Mann ins Flugzeug steigen wollte, weigerten sich einige Passagiere mitzufliegen – zu tief saß die Angst. Ein paar Monate später war dies Schnee von gestern. Man verbaute Sicherheitstüren und schraubte die Sicherheitsvorkehrungen auf neue Höhen. Danach nahmen die Weiterentwicklung von Luftverkehr und Ferntourismus erst ihren Lauf. Nach der Finanzkrise sprach man davon, dass Banken nie mehr so groß werden dürften, als dass sie die Finanzwelt gefährden können – und was ist mit JPMorgan?

Oder kann sich jemand noch an die Schweinegrippe H1N1 von 2009, die Vogelgrippe und vor allem an die großen Grippewellen von 2004 (Deutschland 6 Mio Erkrankte, 20.000 Tote) oder zuletzt 2017/18 (geschätzt 25.000 Tote) erinnern?

Was könnte man daraus schlussfolgern?

Klar wird die Coronakrise große wirtschaftliche Auswirkungen haben mit dem Anstieg der Schulden und weiteren, noch nicht absehbaren Folgen und sie wird auch einige Dinge beschleunigen und verändern, sei es in der pharmakologischen Entwicklung, in den Hygienemaßnahmen oder auch im weiteren Fortschritt der Digitalisierung – Stichwort Videokonferenzen und Home Office. Aber der Mensch wird sich nicht großartig ändern, mit seinem Streben nach Mobilität zum Beispiel durch Flugreisen in die Ferne oder auch seinem Streben nach Konsum und Geselligkeit, in Restaurants, Biergärten, Fußballstadien oder sonstigen Großveranstaltungen.

Als Ex-Münchner denke ich, dass man im Sommer 2020 wieder im Biergarten im Englischen Garten sitzen wird, wie man es auch vor 50 Jahren getan hat. Hat nicht der Hardliner Markus Söder davon gesprochen die Biergärten schon zum Maibock wieder zu öffnen? Vor einigen Wochen, auf dem Hochpunkt der Coronakrise, hätte man noch von Monaten gesprochen. Übrigens: Wie soll man eigentlich seine Maß Bier mit Atemschutzmaske genießen? Auf und ab und diese dabei richtig schön durchnässen? Von wieviel Milliarden Masken wurde eigentlich gesprochen, die man in Deutschland benötige? Weltweit werden Produktionsketten unbekannter Dimension hochgefahren in Erwartung astronomischer Umsätze. Vielleicht hat man dann Reserven für eine neue Welle?

Also wird sich der Mensch – nicht die Technik – in seinem künftigen Verhalten nach der Coronakrise großartig ändern? Klar sitzt der Schrecken tief und der Konsum wird erst einmal leiden, je nach dem, wie tief die Einschnitte werden. Aber es könnte so werden wie mit den Vorsätzen für das neue Jahr an Silvester:  mit dem Rauchen aufzuhören, mehr Sport zu machen und so weiter – wie lange halten diese zumeist an? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Deshalb meine Einschätzung: Alles nur eine Frage der Zeit, bis die Vergessenskurve beim Menschen wieder einsetzt nach der Coronakrise. Das ist das, worauf man sich am besten verlassen kann. Dieses Mal ist alles anders, dieser Spruch hat schon an der Börse noch nie gestimmt.

Was verändert die Coronakrise wirklich?



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14 Kommentare

  1. Was alle Lebewesen nicht ertragen auf die Dauer ist reiner Dichtestress. Wenn man laufend mehr Mäuse in ein Käfig gibt, beginnen dann ab einer bestimmten Dichte diese Mäuse sich gegenseitig umzubringen. Und der Mensch? Umsatzorientierte Studien und Grüne reden nur noch von verdichtetem Wohnen, ohne die biologischen Grenzen in Betracht zu ziehen. Auch immer mehr verwirrte Geister die quasi den Ausgangn nicht mehr finden und gegen alles Demonstrieren gehen, sind für die Städteplaner immer noch kein Zeichen, dass der Dichtestress bereits krankhafte Züge angenommen hat.

  2. Spätestens mit dem Impfstoff ist alles vergessen. Bis dahin würde es reichen, wenn jeder konsequent wirksame Masken(FFP2/3) trägt (nicht diese idiotischen, unwirksamen, selbstgenähten…) und einen vernünftigen Abstand einhält. Und nicht gleich jammern, wegen des Maulkorbs, ein Jahr ist das schon auszuhalten.

    1. „Katastrophen“, also plötzliche Einschläge verändern die strukturellen Entwicklungen nicht, sondern verstärken und beschleunigen diese.
      Was die Vorhersage schwierig macht, ist das man viele strukturelle Entwicklungen gar nicht kennt.
      Ist das System in einem robusten Zustand, kehrt alles zum Ausgangspunkt zurück. Kann allerdings etwas dauern, was natürlich vom angerichteten Schaden abhängt. Es ist halt ein Unterschied ob das Fenster eingeschmissen oder eine tragende Wand beschädigt wird. Wobei es in komplexen Systemen sehr schwer ist das Fenster von der tragenden Wand überhaupt zu unterscheiden.

    2. Jeder soll konsequent eine 50€ FFP3 Maske tragen, die täglich gewechselt werden soll und die Atmung zu einem Kraftakt macht und das bei Temperaturen unter 20 Grad? Wie sieht es aus, wenn die Temperaturen auf 30 Grad steigen?

      1. @Petkov

        Beatmungstubus mit Folgeschäden, Privatinsolvenz und/oder Insolvenz Ihrer Bank oder Ihres Staates(um nur einige zu nennen) oder eine FFP2/3 Maske tragen. Es ist Ihre Entscheidung.

      2. Herr Petkov machen sie sich wegen der Temperaturen mal keine Gedanken.Ich lebe in einem Land mit immer über 30C. Wir müssen die Masken schon seit 6 Wochen tragen und es ist noch keiner zu schaden gekommen. Angenehm ist es nicht aber was soll es muss man durch.

      3. @Columbo: als Maskenpflicht Befürworter weiß ich genau, was Sie meinen. Aber ich wollte nur einwerfen, dass Ihre Vorstellung von einer weit verbreiteten FFP2 oder gar FFP3 Nutzung absolut utopisch ist. Viel zu teuer, viel zu stark einschränkend. Ich rede nicht von Ihnen und mir. Ich rede von einer hohen Verbreitung, die nur dann eine minimale Chance hätte, wenn FFP3s einer planwirtschaftlichen Preissetzung im einstelligen Bereich unterliegen würden. Kurzfristig kaum vorstellbar. In der 2. Welle vielleicht? Jedenfalls werden Sie in den nächsten Wochen und Monaten viel mehr Ferrari Fahrer als FFP3 Träger in der Öffentlichkeit erleben.
        Gruß

        1. @Petkov

          Ja leider haben Sie Recht. Es wäre für die Regierungen eine gute Investition den Bürgern FFP Masken zu schenken und sie zwingen diese zu tragen.
          Immer mehr laufen lässig mit Halstuch herum, das nicht mehr, als den Hals bedeckt. Das Virus freut sich.
          Gruß

        2. Wirtschaftsstudentin

          Diese Masken haben ein Ausatemventil, so gelangen COVID-Viren ins Freie. Aber die schützen einen gegen Aufnahme.
          Die einfachen, selbsterstellten ist nur eine Barriere, damit man das Virus nicht abgibt, somit schützen die den Benutzer nur bedingt eher die Umwelt.
          Bei der konsequenten Anwendung ist eine einfache Maske auch eine sehr gute Lösung.

  3. Interesant wie wie ein Bericht über ws sich nach der Coronakrise ändert oder nicht ausartet in eine Behaupterei über Atemmasken.
    Ich finde den Ansicht von H Müller nachvollziehbar. Alle erwähnte Erreichnisse und noch ein paar lokale habe ich mit dem gleichen Effekt erlebt. Ja es gibt ein paar Änderungen und Neuigkeiten aber der Mensch ändert sich nicht. Wir werden uns wieder benehmen (wollen) wie vorher, also, kann man sich schon mal vorbereiten wieder long zu gehen.

    1. @Jan

      Ich würde Ihnen empfehlen nur mit Atemmaske long zu gehen😆.

  4. @Wolfgang: Schöner Artikel… Wie immer. Auf lange Sicht werden Sie auch hier Recht behalten. Bis auf eines: die Theorie der Vergessenheit. Sie haben die Krisen, die Sie erlebt haben und die Lehren davon nicht vergessen. Gepaart mit Ihrem unbändigen Optimismus ist das der Schlüssel zu Ihrem Erfolg. Diese Siegermentalität vermitteln Sie mit jedem Ihrer Artikel sanft und unaufdringlich an Ihre Leser. Dafür mein tiefer Dank.

  5. realer Pessi- Mist

    Es kann sich jeder die Zukunft selbst erträumen, aber muss dann auch Enttäuschungen akzeptieren.
    Fakt ist: Die US- Wirtschaft ist stark konsumabhängig. Schon vor Corona waren auch die Privathaushalte total verschuldet. Mit der stark ansteigenden Arbeitslosigkeit werden viele Kreditnehmer zahlungsunfähig.
    Um das Perpetum Mobile weiter am Laufen zu halten braüchte es neu Kredite für zahlungsunfähige Kosumenten.Die Leute würden vielleicht schon wollen aber sie können nicht mehr können!Es ist wie mit dem Sexverhalten des 80Jährigen der betet. O HERR, DU HAST MIR DAS KÖNNEN GENOMMEN, BITTE NIMM MIR AUCH DAS WOLLEN.
    Zu meinen, dass es immer so weitergeht wie vorher, ist mit Optimismus nicht mehr zu rechtfertigen, das geht er in Richtung Naivität oder Verweigerung der Geschichte , die masslose Übertreibungen immer wieder korrigiert hat.
    Wieder einmal ein grosses Kompliment an M.Fugmann ,der sich getraut ohne Rücksicht auf Anfeindungen
    die ungeschminkte bittere Realität zu schreiben. In kurzer Zeit wird man wieder sehen ,das seine Einschätzungen richtig waren

  6. Viele glauben immer noch an den Storch bis der nächste SCHWARZE SCHWAN die Ernüchterung bringt.

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