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Coronakrise und die Explosion der Staatsschulden

Dollar regnen vom Himmel - immer mehr Staatsschulden in der Coronakrise

2020, das Jahr der Extreme. Man erwartet nicht nur eine Rezession in bisher unbekannter Höhe, auch die Staatsschulden springen im Zuge der Coronakrise in Dimensionen, wie man es nur zu Zeiten der großen Weltkriege gesehen hat. Covid-19 stellt das Gehirn des modernen Menschen vor große Probleme. Wir sind es gewohnt in Grenzen linear zu denken, damit hat man nicht nur das Problem mit der Exponentialfunktion bei der Ausbreitung von Covid-19, jetzt kommt noch das Staunen über die billionenschweren Rettungspakete korrelierend mit ähnlichem Anstieg der Verschuldung der Länder hinzu.

Die USA, führend in allen Bereichen – auch in der Coronakrise

Die Wirtschaftsmacht Nummer eins repräsentierte im Jahr 2019 eine Wirtschaftskraft von gigantischen 21,5 Billionen Dollar, aber bereits damals befanden sich die Staatschulden mit 106 Prozent zum BIP schon deutlich darüber. Dann kam Corona und der Einsatz geldpolitischer Bazookas, die alles Bisherige in den Schatten stellen. Wie lautet eine kleine Zwischenbilanz der Verschuldung, inmitten einer Krise, die alle Geldschleusen geöffnet hat?

Seit Anfang März sind die US-Staatsschulden vor allem dank der Coronakrise um 1,5 Billionen Dollar gestiegen, auf 25 Billionen Dollar (hier genauere Daten), aber der bereits genehmigte Rahmen beträgt drei Billionen Dollar – für das zweite Quartal wohlgemerkt. Nach Schätzungen der Schweizer Investmentbank UBS wird das wohl nicht ausreichen, das haben die jüngsten Hinweise der US-Regierung bereits bestätigt. Man erwartet für 2020 ein Haushaltsdefizit von 23 Prozent und ein Gesamtdefizit von 125 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt, welches damit über ein Zehntel höher als zum Ende des Zweiten Weltkriegs (112 Prozent) liegt.  Selbst im kommenden Jahr wird die Verschuldung weiter steigen, selbst wenn die Wirtschaft wieder anspringen sollte, so eine amerikanische Ratingagentur.

Wie sieht es mit den Staatsschulden in anderen Ländern aus?

Es geht überall gewaltig nach oben, aber kein Land erhöht seine Verschuldung so gigantisch wie die USA. Hier die Prognosen der UBS:

Erwartete Neuverschuldung 2020 – Schuldenprognose Ende 2020 zum BIP

China: Haushaltsdefizit minus 4,9 Prozent – (S) 56,1 Prozent
Deutschland: HD minus 7,9 Prozent – (S) 70,7 Prozent
Japan: HD minus 9,5 Prozent – (S) 254 Prozent
Italien: HD minus 10,3 Prozent – (S) 156,5 Prozent
Spanien: HD minus 10,3 Prozent – (S) 114,0 Prozent
Frankreich: HD minus 10,7 Prozent – (S) 116,4 Prozent
Großbritannien: HD minus 12,0 Prozent – (S) 97,6 Prozent
Indien: HD minus 12,0 Prozent – (S) 82,8 Prozent
Brasilien. HD minus 15,1 Prozent – (S) 91,1 Prozent

Nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds sollten sich die Staatsschulden insgesamt (ohne Firmen und Verbraucher) in diesem Jahr von 83 auf 96 Prozent des globalen Sozialprodukts erhöhen. Dieses betrug im Jahr 2019 (laut statista) 86,6 Billionen Dollar. Damit läge man bei über 80 Billionen Dollar – alles Summen, die die Vorstellungskraft unseres Gehirns sprengen.

Die Zentralbanken, Hüter der Zinsen

Eine Quantitative Lockerung (Quantitative Easing, QE) jagd die nächste. Von Japan bis in die USA werden die Notenbanken in diesem Jahr neun Billionen Dollar an frischem Geld drucken, in die Märkte schleusen und durch ihre Aufkaufprogramme dennoch dafür sorgen, dass die Zinsen nicht steigen werden, so die Erwartungen der Bank of America.

Die unweigerlichen Konsequenzen dieser Verschuldung

Werden uns die Nullzinsen noch für lange Zeit begleiten? Für die Geldsparer in Deutschland eine schreckliche Vision, welche durch die Märkte eingepreist wird. Für viele Jahre keine Zinsen am Markt, außer man kann das Gespenst am Horizont nicht bändigen. Bisher verhindert die weltweite Konjunkturschwäche im Zuge der Coronakrise ein inflationäres Umfeld und die Notenbanken werden versuchen ein Anspringen durch ihre Aufkäufe zu verhindern und die Zinskurven zu kontrollieren. Wie so etwas geht, beweist die japanische Notenbank (BoJ) seit Jahrzehnten, bereits seit einiger Zeit wird von der so genannten Japanifikation der westlichen Kapitalmärkte gewarnt.

Im Übrigen begann diese Entwicklung dort mit einem Knall des Immobilien-Booms Anfang 1990 und einer anschließenden Senkung von Leit- und Sparzinsen auf Null. Die USA hatten ihre Immobilienkrise 2007 ff und die Zinsen sind auch auf dem Wege in Richtung null. Haben wir andernorts nicht auch sehr teure Immobilienmärkte? Derzeit auch ein Grund warum die Vermögensschere so auseinandergeht. Immobilien (abgezahlt) geben Sicherheit, man bekommt Kredite für weiteren Erwerb, den man mit billigen Zinsen finanzieren kann. Wenn dann noch Mieter bei der Tilgung der Darlehen helfen und die Preise weiter steigen, auch wegen der billigen Zinsen – die Vermögenskurve zieht nach oben.

Fazit

Aus all diesen Überlegungen und Prognosen ergibt sich eigentlich die Frage aller Fragen. Wo soll in den nächsten Jahren die Rendite herkommen, die alle Kapitalanleger, ob institutionell oder privat benötigen? Unser kapitalistisches System ist mit Nullzinsen am Kapitalmarkt nicht überlebensfähig. Weder die Altersvorsorge noch die kapitalgestützten Versicherungsleistungen. Bislang warfen die auslaufenden Langläufer noch ansehnliche Kupons ab und die sinkenden Zinsen brachten über Jahre Kursgewinne. Aber jetzt, im kommenden Jahrzehnt ohne Zinsen? Auf der anderen Seite kann es keinen Zinsanstieg geben, ohne dass die Staatshaushalte vieler Länder kollabieren. Was für ein Dilemma! Aber es gibt noch eine Assetklasse, aber das werden sehr viele nicht lesen mögen, die ….!



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7 Kommentare

  1. Ja sehr gut, aber die Aktien leben doch nur noch von Kurssteigerungen,die Dividendenrendite des S&P ist doch auch kaum mehr höher als die der der US T-Bonds, vor allem bei noch höheren Aktienkursen.
    Bleibt also nur noch ein grosses Kursrisiko. Es bleibt nur noch eine Lösung, raus aus US- Aktien.
    Die immer erwähnte Tina hat doch gerade vor 2 Monaten die erfahrensten Anleger aufs Kreuz gelegt u,zur Zeit sind die KGVs schlechter als damals.

    1. Das sehe ich auch so, auch die reale Rendite der Aktien wird negativ werden.

      Aber was bedeutet dies für die menschliche Arbeit ohne und mit Kapitaleinsatz?

  2. Das kapitalistische System ist sehr wohl ohne Zinsen überlebensfähig siehe Japan, Bürgergeld und Alimentierungen aller Art werden die Massen bei laune halten. Das Gelddrucken der Notenbanken und Marktmanipulationen aller Art haben kein Verfallsdatum, das kann immer so weiter gehen. Die Zahlen werden halt immer absurder und Realitätsfremder aber die Menschenmassen rund um den Globus werden sich daran gewöhnen, da habe ich keine Zweifel.

  3. „Haben wir andernorts nicht auch sehr teure Immobilienmärkte?“

    “ -In Deutschland eher nicht, sehr teure Märkte mögen in München vorhanden sein.

    Aber dies ist ein Witz, bezüglich auf „Gesamt-Deutschland“ gesehen. Sylt ist beispielsweise die teuerste Insel Europas.

    Fazit :

    Der Dax will weiter noch oben.

    2020, das Jahr der Extreme.

  4. „Aber es gibt noch eine Assetklasse, aber das werden sehr viele nicht lesen mögen, die ….“

    Konnten sie es mir bitte verraten? Vielen Dank…. Ich komme einfach nicht drauf.

  5. Vom Gelddrucken oder Vermögen umverteilen wird niemand satt. Dieser Weg kann nur kurzfristig beschritten werden.

    In den USA regt sich mittlerweile Unmut, die einen arbeiten mit der Angst sich anzustecken und andere nerven und bekommen noch 3000 $ pro Monat.

    Übrigens haben die US-Bürger Angst, dass Negativzinsen eingeführt werden. Da sie kaum noch Bargeld benutzen, kaufen sie zur Zeit alle möglichen Werte, Hauptsache kein elektronisches Geld auf der Bank.

  6. Schrott-Händler

    @Paul, die Japser sind vor allem im eigenen Land verschuldet u.kaufen schon lange Aktien .
    Trotzdem hat sich der Aktienmarkt nicht mehr erholen können .Von den ca.39000 Nikkei Pt.im Jahre 1990 ist er gerade auf etwa 22000 gestiegen. Einige schlaue Leute haben noch nicht kapiert:
    Manipulierte unrealistische Werte sind nur kurzfristig möglich.Es gibt auch andere Schlaue die solche Situationen ausnützen.
    Beispiel: Die SNB konnte den CH.Fr. Kurs trotz Milliarden- Interventionen auch nicht halten.
    Georg Soros hat den überbewerteten LSt. Kurs zum Fall gebracht.
    Also eine Frage der Zeit bis der Ami- Schrott der Realität angepasst wird.

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