Das Geburtswunder der Net-Birth-Death-Methode
Um die Arbeitsmarktstatistik komplett nicht nachvollziehbar und beliebig gestaltbar zu machen, hat das BLS noch eine weitere Komponente kreiert: das Net-Birth-Death-Model. Bei dem makaber klingenden Statistiknamen handelt es sich jedoch nicht um Opferstatistiken der Coronakrise, sondern um die Anpassung von monatlichen Firmenschließungen (Death) und Firmengründungen (Birth) die im Handelsregister aber noch nicht erfasst wurden und daher geschätzt werden. Da im Monat April bedingt durch die Coronakrise viele Firmen tatsächlich bankrottgingen (starben), hatte das BLS das Bedürfnis, die Daten im Folgemonat Mai wieder dem langjährigen Mittelwert anzupassen und kalkulierte einfach mit zwei Millionen netto Firmengründungen – mitten in der Coronakrise. Da mit diesen neuen unternehmerischen Existenzen auch neue Jobs entstanden sein müssen, trug dieses Modell zu der statistischen Verzerrung beispiellosen Ausmaßes bei, in Folge derer statt Millionen Arbeitsplatzverlusten laut Statistik Millionen neue Arbeitsplätze in den USA im Monat Mai entstanden.
Fazit und Ausblick
Neben der Fehlqualifizierung von Menschen in der offiziellen Beschäftigungsstatistik und den Informationshemmnissen wegen der Coronakrise wurde die Arbeitsmarktstatistik des BLS noch mehr als üblich durch das Net-Birth-Death-Model verzerrt.
Laut BLS hätte gemäß jüngster Revision auch für April 2020 die Arbeitslosenquote bereinigt um Fehler bei 19,5 statt 14,4 Prozent liegen müssen (dazwischen liegen statistische Welten). Verwirrung am Finanzmarkt mit Blick auf die Juni-Zahlen ist also vorprogrammiert, denn irgendwie muss die BLS-Statistik wieder mit der Realität am US-Arbeitsmarkt in Einklang gebracht werden. Die Marktteilnehmer erwarten also jede Menge weitere Revisionen in zum Teil schwindelerregender Höhe.
Da stellt sich die Frage, was eine solche Statistik überhaupt als Wirtschaftsindikator wert ist. Oder handelt es sich gar um eine politisch beliebig gestaltbares Propagandainstrument? Wie sagte angeblich bereits Winston Churchill (1874-1965): „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ In diesem Sinne freuen wir uns auf neue überraschende Arbeitsmarktzahlen aus den USA. Der nächste Veröffentlichungstermin ist übrigens ausnahmsweise ein Donnerstag, der 2. Juli, da am Freitag, dem eigentlichen Tag der Arbeitsmarktzahlen, die Amerikaner ihren Unabhängigkeitstag Vorfeiern. Der ist zwar erst am 4. Juli, aber da der in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, möchte man sich zum Feiern einen freien Werktag gönnen: Freitag, den 3. Juli.
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Diese kreativen Arbeitslosenstatistiken passen doch zum dem Dummvolk.
@Hannes Zipfel,
herzlichen Dank für diese Erläuterungen! Dass mit diesen schwachsinnigen monatlichen Daten einiges nicht stimmen kann, ahnen viele seit Jahren. Zumal diese Zahlen immer in krassem Widerspruch zu den Anträgen auf Arbeitslosenhilfe stehen. Ihr Artikel erlaubt nun Einblicke und gibt Erklärungen für diese willkürliche Kreativität. Bleibt letztendlich nur noch eine Frage offen: Warum feiern die Märkte immer Parties bei positiv frisierten Zahlen, während sie bei negativen Daten stoisch gelassen bis völlig ignorant reagieren?
Kognitive Dissonanz
Nur dass das alles nicht stimmen kann. Eine erwerbstätige Bevölkerung mit gerade mal 30 oder 40 Prozent von 330 Millionen Menschen schafft ein Bruttosozialprodukt von 20,6 Billionen Dollar, fast sechsmal so hoch wie das der fleißigen Deutschen? Das wäre aber phantastisch. Aber das wollen die USA-Basher gar nicht hören. Nur, dass die USA untergehen werden.
In Deutschland ist auch nur der kleinere Teil der Bevölkerung produktiv tätig. Aktuell sind das etwa 48%, incl. Teilzeit.
Rechnen wir dann noch die 7 Millionen aktuellen Kurzarbeiter raus sind wir bei 31%. Sieht also ähnlich aus. Und dabei sind noch nicht mal die ganzen Beschäftigungstherapierten in den Bullshit Jobs rausgerechnet (die es in den USA aber auch gibt).
Das Prokopf BIP verhält sich 62T/47T. Kaufkraftbereinigt ist es 62T/52T. Also schon gar kein so großer Unterschied mehr.
Hinzu kommt das das BIP wenig über die tatsächlich produzierte Gütermenge aussagt, da sieh die Werte nicht gleichmäßig über die Wertschöpfungskette verteilen.
Der Anteil ist tendentiell auf der „Endkundenseite“ am größten, da Rohstoffe und Produktionspotential nicht wirklich begrenzt sind. Der höhere Konsumanteil in den USA erklärt damit zwanglos die „Restdifferenz“ zwischen Deutschland und den USA.
Ein Konsumanteil, der nicht mit „hart und fleißig erarbeitetem“ Geld, sondern auf Pump mittels 15 sinnlos überzogener Kreditkarten finanziert wird.