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Coronakrise: Warum stehen die Aktienmärkte noch so hoch?

Klar kriegen wir eine saftige Rezession-  und es werden noch viele Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben. Aber die börsentechnische Fehlannahme ist eine logische, die der menschlichen Denkweise entspricht.

Aktuell schlechte Daten=schlechte Wirtschaft= schlechte Aktienmärkte. Dies stimmt zu Beginn eines Einbruchs und hält so lange an, bis das Worst Case Szenario in der Coronakrise ausgesprochen ist. Letzteres hat man bereits getan, man versucht es einzupreisen, auf seine Dauer prüfend – und deshalb auch die milde Reaktion auf die aktuelle Arbeitslosenzahlen. Aber diese müssen sich noch rasant verschlechtern, deshalb dürfte die Headline „katastrophale Daten“ inflationär werden – und bald nicht mehr ziehen, wenn die Goldman-Prognose für die Coronakrise eintritt. Der Ex-Arbeitgeber von Steven Mnuchin stellt im Übrigen keine solche Prognose auf und ist dann noch voll investiert mit seinen Risk Assets.

Wie in allen bisherigen Rezessionen, warten die Aktienmärkte nicht, bis die schlechtesten Zahlen in der Coronakrise kommen. So wie 2009 – am 9. März 2009 erreichte der S&P 500 mit 676 Punkten sein Tief, die schlechtesten Daten wurde erst zu Jahresende geliefert und der Markt stand schon wieder über der 1100er-Marke.

Es kann in naher Zukunft natürlich noch einmal deutlich nach unten gehen für die Aktienmärkte, denn es sind noch zu Viele investiert, mit zuviel Optimismus derjenigen, die noch aus dem Markt gespült werden müssen. Die Kapitulationsphase könnte noch kommen, wenn das Schockmoment der Mai-Daten für die Masse der Anleger Realität wird.

Fazit

Der ganz große Einbruch wird nach meinem Dafürhalten 2020 noch nicht kommen. Dafür wird eine erstanliche Kombination sorgen: Überwindung der Coronakrise plus Flutung der Märkte mit dem größten Rettungspaket im Vergleich zum Weltsozialprodukt außerhalb von Kriegszeiten.

Darin liegt aber für mich auch die große Gefahr für die Zukunft:  Wenn man glaubt mit vereinten Kräften die Folgen von COVID-19 gebannt zu haben, wird sich das Unheil der Geld-und Schuldenflut mittels Inflationstendenzen auf die Märkte auswirken. Das passiert dann,  wenn man glaubt, es geschafft zu haben.

Bis jetzt geht man davon aus, dass es im zweiten und dritten Quartal wegen der Coronakrise extrem schlechte Wirtschaftsdaten geben wird, im Herbst eine große Erholung einsetzt und im nächsten Jahr das Wachstum wieder wie gewohnt weitergeht.

Es könnte aber auch anders kommen: Eine Erholung 2020 – aber dann 2021 der große und längere und tiefere Einbruch. So etwas hatten wir auch schon in der Phase 2000 bis 2003.

Die Coronakrise wird immer heftiger - warum stehen die Aktienmärkte so hoch?



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14 Kommentare

  1. Was kein Mensch bisher noch weiß, ist, wie sich eine Lockerung der Kontaktsperre auswirken wird. Schießen dann wieder die Infektionszahlen nach oben? Als unwahrscheinlich würde ich das nicht ansehen. Wie will man damit ggf. umgehen? Die Börsen dürften sich dann mindestens noch einmal halbieren, und eigentlich wäre dann sowieso alles dem Untergang geweiht.

    1. @Lausi

      Man kann die Kontaktsperre lockern, wenn die Leute Disziplin mitbringen und die Hygienemaßnahmen einhalten.
      Die richtigen Masken richtig anwenden, Abstand usw. Medizinisch bekommt man das vorläufig in den Griff (war bei anderen Pandemien auch so) bis dann die Impfung kommt.
      Die Börsen können sich gern halbieren und Gold sich verdoppeln. Dann kaufe bzw. verkaufe ich und gut ist.
      Die Welt wird wieder einmal NICHT untergehen, auch wenn manche davon träumen😊.

      1. @Columbo: Ich kann dir nur raten dir den Film „Perfect Storm“ anzugucken. Für Menschen, die das Meer lieben, ist das sowieso ein toller Film. Für mich ist dieser Film das perfekte Drehbuch für die jetzige Krise. Und dieses „wunderschöne“ Ende dabei: Nach endlosem Kampf mit den Naturelementen noch ein letzter kleiner Hoffnungsschimmer (die Sonne lugt kurz hervor), und dann kommt die alles vernichtende Riesenwelle (symbolisiert die Hyperinflation? – oder den Klimawandel? – oder was?)

        1. @Lausi

          Echt cooler Film! Aber wie kommst du auf den Vergleich mit der Viruserkrankung? Die „Coronawellen“, beispielsweise in Italien, aber auch in anderen Ländern flachen schon wieder ab, ganz anders als die alles vernichtende Riesenwelle im Film.
          Dieses Virus ist ein kleines Ding aus Eiweiß, Fett mit ein paar hundsgemeinen RNA Filamenten drinnen. Die Medizin kennt solche Dinger schon lange und wird sie auch diesmal besiegen. Sind ja schließlich keine Aliens.
          Die Realität ist meistens (leider nicht immer, siehe WK 2) ganz anders als Hollywood.
          Übrigens, falls du Katastrophenfilme magst, so wie ich, schau dir „Outbreak“ mit Dustin Hoffmann an.
          Die Geschichte eines Virusausbruches😉. Spannend!

          1. @Columbo: Ich versuche die Symbolik, die Metaphern aus diesem Film zu interpretieren, und auf die jetzige Krise zu übertragen. Also auf das Finanzsystem könnte das ggf. schon ganz gut passen: Die Politiker und Zentralbanker kämpfen wie verrückt um einen deflationären Kollaps zu vermeiden, dann kommt der kurze Hoffnungsschimmer (Infektionszahlen gehen zurück), aber dann kommt die finale Riesenwelle, sei es in Form wieder ansteigender Infektionszahlen (und einem erneuten Shut-Down) oder sei es in Form einer nicht mehr kontrollierbaren Inflation.

            Bis nicht entweder wirksame Medikamente oder eine Impfung etabliert sind, wird die Corona-Pandemie wohl weiter ihr Unwesen treiben, denn von einer Herdenimmunität sind wir ja noch meilenweit entfernt. Vielleicht ist ja auch diese Handy-App der Retter in der Not. Wer’s glaubt wird selig. :-)

            Danke für den Outbreak-Filmtipp. Genug Zeit für Filme gucken hat man ja im Moment (wenn man nicht gerade Kassandra-Kommentare schreibt). ;-)

    2. @Lausi, im Prinzip ist das ganz einfach: Bis nicht etwa 60 bis 70% der Bevölkerung infiziert waren und wieder genesen sind, wird das Virus nicht aussterben und sich immer weiter verbreiten. Außer, man findet vorher einen Impfstoff.

      Die Kontaktsperren dienen nur dem einen Effekt, um den Gipfel dieser Gaußschen Kurve niedrig zu halten und Zeit zu gewinnen, damit die verfügbaren Intensivbetten im Idealfall jederzeit ausreichen. Würde man die Kontaktsperren schlagartig aufheben, würden die Infektionszahlen massiv nach oben schießen, und das in relativ kurzer Zeit, eine Tsunamiwelle also.

      Das ist der Tanz auf Messsers Schneide, den alle Politiker derzeit zu bewältigen haben. Um die Infektionskurve weiterhin flach zu halten, kann man eigentlich nur sehr langsam und Schritt für Schritt alles wieder hochfahren. Ziel dabei ist es, dass jederzeit mehr Infizierte genesen, als sich neu anstecken. Mit jeder Lockerung wird eine neue Welle angestoßen, deren Höhe hängt davon ab, wie groß die Lockerung seine wird und welche begleitenden Maßnahmen sonst noch getroffen werden (Maskenpflicht, trotzdem Abstand halten etc.).

      Oder man macht es wie die Asiaten: Die volle Überwachung per Mobiltelefon, eine App, die einen, der in Kontakt mit einem Infizierten war, gleich nach Hause beordert, ständig Mundschutz tragen, Risikogruppen isolieren, nur bereits Genesene mit Antikörpern dürfen raus. Letzteres hieße aber, dass man letztendlich Millionen von Antikörpertests verfügbar haben müsste. Mit diesen Maßnahmen plätschert die Infektionskurve dann für lange Zeit dahin wie sanfte Wellen am Strand:
      https://www.worldometers.info/coronavirus/country/south-korea/ (und dort „Daily New Cases in South Korea“)

  2. Die meisten Marktteilnehmer sind eben keine Wirtschaftswissenschaftler und sie glauben, man könne die Wirtschaft nach dem Ende der Coronakrise einfach wieder hochfahren und die Schäden mit den Billionensubventionen schnell wieder beheben. Donald Trump und viele seiner Amtskollegen glauben das wohl auch. Das ist aber ein Trugschluss. Insbesondere die noch eintretenden Folgewirkungen werden so massiv sein, dass sich viele noch die Augen reiben werden.

    1. „Wirtschaftswissenschaftler“ (was immer das auch heißt), sind die schlechtesten Prognostiker, ist ja hinreichend bekannt.
      Die besten Kontraindikatoren sind die sogenannten Wirtschaftswissenschaftler.

      1. Columbo, mein Stalker auf FMW, weiß zwar nicht, was ein Wirtschaftswissenschaftler ist, was er aber weiß ist, dass diese Berufsgruppe (die er nicht kennt), die schlechtesten Prognostiker und die besten Kontraindikatoren sind. 😂

  3. Die Überlegungen sind nur dann richtig, wenn man davon ausgeht, dass die Welt einfach da wieder weitermacht, wo sie aufgehört hat. Das wird aber nicht passieren. Denn erstens gehen schon jetzt die ersten Firmen pleite und viele verheizen jetzt ihre letzten Reserven.
    Investitionen und teure Einkäufe werden von vielen für längere Zeit zurückgehalten. Denn trotz enormer Geldschwemme verliert in diesem Jahr ein relevanter Teil des produktiven Teils der weltweiten Arbeitnehmerschaft erhebliches Einkommen.

    Hier kommt es zu strukturellen Brüchen. Und die werden uns lange begleiten.

  4. Wichtiger als die absolute oder relative Staatsschuldenhöhe ist die Belastung des Staatshaushaltes durch die zu zahlenden SchuldZinsen. Und die ist im Moment durch die stark gesunkenen Leitzinsen nicht sonderlich hoch. Der Dollar ist imho eher so stark, da wohl derzeit gilt: unter den Blinden ist der Einäugige König. Bisher hat es die EU leider viel schlimmer erwischt und ich vermute auch das die EU mit ihrer sowieso schon recht anämischen Wirtschaft an den Folgen der Krise noch länger zu knabbern hat.

  5. Die ganze Entwicklung ist vermutlich viel einfacher zu erklären. Einerseits hat der Markt gelernt, dass die Notenbanker alles tun werden, um den Markt nicht weiter sinken zu lassen und sie vertrauen darauf. Echte ökonomische Regeln spielen schon lange keine wirkliche Rolle mehr. Zudem kaufen die Notenbanker nicht zuletzt alles auf, damit die Unternehmen nicht den ausländischen Konkurrenten zum Frass vorgeworfen werden und zum Nulltarif das westliche Rückgrad verscherbelt wird. Echte ökonomische Grundlagen spielen schon lange nur noch in Hörsälen und in professoralen Interviews noch eine Rolle. Zudem steht auch noch eine mögliche EU-Krise vor uns, was wiederum die Notenbanker zu neuen Höchstleistungen im Gelddrucken und Aufkaufprogrammen anteiben wird. Da können Spekulanten risikolos mitzugreifen.

  6. Vorsicht! Jetzt wurde auch ein Tiger vom Corona-Virus infiziert!

    https://t.co/dTjZjVSlib

  7. Corona hat einfach das seit 2018 tatsächlich begonnene globale Wirtschaftsproblem beschleunigt. Die amerikanische Wirtschaftspolitik Inden letzten paar Jahren, die Trump verfolgte, indem er vielen Ländern, vor allem China, Steuerstrafen auferlegte, ist ein Beweis dafür, dass die globale Wirtschaftskrise schon davor begonnen hat, und Amerika ist die erste, die davon betroffen war, und die Corona-Krise beschleunigte diese Auswirkungen, die zu einem Wirtschaftskrieg zwichen diejenigen führen , die die Welt danach führen werden .

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