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Coronakrise: Wie viel Reserven hat der deutsche Staat noch?

Während viele Unternehmen in der Coronakrise um ihr Überleben kämpfen, meldet die Bundesbank gewaltige Finanzmittel des Staates

Während viele Unternehmen aus bestimmten Branchen in der Coronakrise um ihr Überleben kämpfen, die Pflicht zur Insolvenzanmeldung wie ein Damoklesschwert über den Märkten hängt, meldet die Bundesbank gewaltige Finanzmittel des Staates, die auf ihren Konten als Reserve bereitliegen. Was für ein seltsames Problem.

Coronakrise und die große Coronareserve

148 Milliarden Euro ist die Summe, die das Finanzministerium beziffert, die auf einem Konto der Bundesbank liegt, wesentlich mehr als normal (24 Milliarden Euro) – und es scheint sich derzeit kaum jemand um das Geld zu bemühen. Es stellt sich die Frage nach der Höhe der Einlage, die vom Hause Olaf Scholz so begründet wird, „dass man zum Beginn der Krise große Unsicherheit über Zeitpunkt und Höhe des Finanzbedarfs gehabt hätte“. Die Handlungsfähigkeit des Bundes bei Umsetzung der Hilfspakete angesichts der Coronakrise sollte jederzeit sichergestellt sein.

Man argumentiert auch damit, dass man durch dieses Finanzpolster nicht in Schwierigkeiten geraten würde, falls sich die Marktlage für eine Kreditaufnahme verschlechtert hätten. Also der Glaube an die Möglichkeit stark steigender Kapitalmarktzinsen. Außerdem wüsste man heute noch nicht, wieviel man zur Bewältigung der Coronakrise bis zum Jahresende tatsächlich benötigen würde.

Von den 25 Milliarden Euro, die als Überbrückungshilfe für kleine und mittlere Unternehmen wurden bisher nur drei Prozent bewilligt – 772 Millionen Euro.

Die Merkwürdigkeit von Strafzinsen für den Bund

Wenn Unternehmen Geld bei einer Bank parken, sind Strafzinsen von minus 0,5 Prozent fällig. Dasselbe gilt für die 148 Milliarden Euro, die das Bundesfinanzministerium bei der Bundesbank hortet. Dafür wurden bereits 375 Millionen Euro an Zinsen für die vergangenen sechs Monate fällig, wie Kritiker monieren. Zunächst hatte der Staat noch richtig Geld mit den Staatsanleihen verdient, die in der letzten Zeit alle zu Minuszinskonditionen an den Mann/die Frau gebracht werden konnten. Aber das eigentlich Skurrile an dieser Bundesbankabgabe ist, dass die Gewinne der deutschen Zentralbank in den nächsten Jahren wieder an den Bund ausgeschüttet werden.

Dem Bund geht es momentan wie vielen Eigentümern von Barvermögen: wo gibt es eine risikolose Rendite?

Fazit

Trotz einer Verschuldungswelle ohnegleichen sollte man immer wieder auf die unterschiedliche Ausgangssituation der Staaten bei der Bewältigung der Coronakrise hinweisen. Deutschlands Verschuldung wird von etwa 60 Prozent des Bruttoilnandsprodukt auf gewaltige 80 Prozent steigen. Aber wie sieht es im Ausland aus? Die USA sind auf dem Weg zu über 140 Prozent zum BIP, Italien in Richtung 155 Prozent, Japan gar auf 250 Prozent, die großen Industrieländer im Schnitt auf über 100 Prozent. Auch wenn unser Land in seiner alten industriellen Ausrichtung – in Verbindung mit dem demographischen Faktor – in den nächsten Jahren vor eine echte Prüfung gestellt wird, hat man hierzulande ein gewisses Zeitfenster gewonnen, das aber genutzt werden muss. Darauf deutet auch der Bericht der Bundesbank zur finanzielle Reserve des Bundes hin. Wenn das mal nicht in Brüssel gelesen wird!

Deutschland und seine Rücklagen in der Coronakrise



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5 Kommentare

  1. Der Bund hat Schulden aber kein Geld. Wenn er Geld hat sind das zuviel erpresste Steuergelder.
    Rechnen wird der Bund für nächstes Jahr mit noch höhere Steuern die er abpressen wird.

  2. Wenn man die Verschuldungszahlen des Auslandes sieht können wir unsere
    zukünftigen Exporterwartungen „in die Tonne treten“.
    Dann wird (fast) nur noch Export „gegen Anschreiben“ möglich sein.
    Ist anscheinend ja eh erwünscht,dass unsere „alte“ Wirtschaftsstruktur verschwindet.
    Hauptsache wohl erst einmal,dass sie verschwindet.Die „neue Wirtschaft“ wird uns dann wohl alle gut ernähren und viele viele neue Arbeitsplätze schaffen,natürlich nur im „Hochlohnsektor“.
    Kommt mir so ähnlich vor,wie das Wahlprogramm der Dems in den USA,das definiert sich dann nur auf „Trump muß weg“.

    1. Wir exportieren doch seit 15 Jahren „gegen Anschreiben“. Und das endet wie im Tante Emma Laden. Die „Vermögen“ werden dann irgendwann wertlos ausgebucht.

      Übrigens, exportiert wird demnächst sowieso nichts mehr. Das produzierende Gewerbe zieht gerade die verbleibenden Produktionsstandorte ab. Was will Deutschland dann noch exportieren?

      Schweinefleisch ist immer noch ein Exportschlager. Wurde aber gerade von den Chinesen wegen der Schweinepest gestoppt. Und Russland baut gerade mit Hilfe ausgewanderter deutscher Landwirte eine eigene leistungsfähige Schweineindustrie auf. Die wollen von EU-Importen unabhängig werden.

      Zum Glück ist unser Unternehmen in Russland seit langem erfolgreich und gut vernetzt. Wenn dann der Euro nichts mehr Wert ist, lassen wir uns dann direkt in Form von Schweinefleisch bezahlen. Macht einen selber satt und ist dann auf jeden Fall ein wertvolles Tauschgut.

  3. Moin, moin,

    80% Staatsquote oder doch mehr? Wer kennt die Schulden dieser BRD? Niemand!

    Schauen sie sich einmal die Gemeinden an. Dieses ist noch am einfachsten zu verstehen. Sie müssen dabei nur wissen was ein „Produktkonto“ ist und wie die Abläufe funktionieren. Bitte unterscheiden sie immer hier bei Planansätze und tatsächliche Zahlen. Ferner muss man die Neuschuldenaufnahme ansehen und den Stellenplan. Jeder Haushalt muss nach der GemHVO einen Stellenplan beinhalten.

    Warnung: Stellen sie sich zur Vorsicht bitte ein Aspirin bereit!

    Was muss dieser Staat alles bezahlen. Von unseren Hartz IV Empfängern bis zu den Mittelmeerländern. Unsere Infrastruktur (Bahn, Brücken, Straßen, Bundeswehr etc.) ist marode, aber dafür ist kein Geld vorhanden.

    M.E. wird uns ein riesen Lügenmärchen von der Politik präsentiert. Mit Corona kam rein zufällig ein Schuldiger ums Eck. Wetten es wird am Ende an Corona gelegen haben, wenn das Finanzsystem kracht? Aber kracht das Finanzsystem, kracht Berlin und Brüssel.

    Nun noch die gute Nachricht. M.E. wird bis zur Bundestagswahl im September 2021 nichts passieren, solange wird alles und jeder finanziert. Geld spielt hierbei keine Rolle.

    Und hier die schlechte Nachricht. Die Frage wieviel Geld der Staat noch hat. Was meinen Sie? Es ist genau das Geld und Vermögen, dass noch im Besitz des Bürgers ist. Vermögenssteuer, Gewerbekapitalsteuer und Sonderabgaben lassen schon einmal grüßen.

  4. Erstens wird es nicht bei den 80% für Deutschland bleiben. Zweitens muss man die Verschuldung der anderen Sektoren dazu addieren. Dann steht z.B. Italien auf Grund der geringen privaten Verschuldung gar nicht so schlecht da. Also im Verhältnis zu den anderen. Zurückzahlbar sind die Schulden trotzdem nicht.

    Dazu wird die Situation immer noch viel zu positiv gesehen. Auf Tichys Einblick ist aktuell ein guter Artikel über die verherrende wirtschaftliche Situation in Südostasien zu finden.

    Die sich anbahnende wirtschaftliche Katastrophe hat noch nicht mal ihre ersten lauen Lüftchen vorausgeschickt.

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