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Coronavirus: Die Heinsberg-Studie – Erkenntnisse und weitere Fragen

Über Dunkelziffern und Immunität

Die Studie von Professor Hendrik Streeck von der Uni Bonn an 919 Personen der Stadt Gangelt im Kreis Heinsberg, also der Region, in der es zu einem großen Ausbruch des Coronavirus gekommen war, wird in den nächsten Tagen und Wochen von vielen Wissenschaftlern sicher einer engeren Prüfung unterzogen. Bringt sie doch einige Ergebnisse, die nicht mit den offiziellen Daten des Robert-Koch-Instituts korrelieren, so Schätzungen der so wichtigen Dunkelziffer. Aber die Studie gibt auch wichtige Hinweise auf den bisherigen Verlauf des Coronavirus, seiner Eindämmung und möglicher Langfristkonsequenzen.

Coronavirus: Fakten und Hypothesen

Die Ergebnisse haben schon in allen Medien die Runde gemacht. Aus den Antikörpertests der Studie ermittelte die Arbeitsgruppe eine Sterblichkeitsrate von 0,37 Prozent und zugleich eine Infektionsrate von 15 Prozent der Bevölkerung von Gangelt.

Aber aus der Zahl der Todesfälle folgerte man eine Infektionszahl für ganz Deutschland – die so genannte Dunkelziffer – von 1,8 Millionen Menschen, die sich hierzulande schon mit Covid-19 infiziert haben. Was natürlich auch bedeutet, dass die Masse der Erkrankten schon wieder genesen sein müssen. Damit hätte man natürlich schon eine gewisse Heldenimmunisierung erreicht, die leider mit 2,2 Prozent noch keine sehr relevante Größenordnung aufweisen würde. Sprechen die Virologen doch von 60-70 %, die man erreichen müsste, um eine Eindämmung erreicht zu haben.

Ein interessanter Aspekt war auch die Feststellung, dass 22 Prozent der Betroffenen, überhaupt keine Symptome aufgewiesen haben, also gar nicht bemerkt hatten, dass sie am Coronavirus erkrankt waren. Ein Hinweis zur Heimtücke aber auch der partiellen Ungefährlichkeit der Erkrankung, denn jeder der schon einmal eine handfeste Grippe mit 39 oder 40 Grad Fieber hatte weiß, da war nichts mehr mit Rausgehen!

Überträgt man diese Erkenntnisse auf andere Länder, die ähnliche Lebensverhältnisse aufweisen haben, wie Italien, Spanien oder Großbritannien, so könnten sich daraus ein paar interessante Schlüsse ergeben.

Denn andere Studien, wie zum Beispiel eine des Imperial College in London vom Monat März, hatten damals in den Raum gestellt, dass es in Deutschland schon über eine Million Infizierte geben könnte, in Italien und Spanien aber schon über fünf Millionen. Auf derartige Größenordnungen hatte auch schon der italienische Epidemiologe Carlo de la Vecchia hingewiesen.

Dies könnte sich aus der Zahl der Todesfälle infolge des Coronavirus ergeben, die in beiden Südländern vier Mal so hoch liegt, wie in Deutschland.

Die unheilvolle Wirkung von Massenveranstaltungen

Daran dürfte kein mehr Zweifel mehr bestehen: Massenveranstaltungen mit Infizierten Teilnehmern führen bei bestimmten Rahmenbedingungen zu einer unglaublich raschen Ausbreitung des Coronavirus.

  • In Daegu in Südkorea war es zu Beginn des Jahres eine 61-jährige Frau aus einer Sekte, die als Infizierte in zwei Gottesdiensten mit großer körperliche Nähe (sich an den Händen halten) als Superspreader für über 1000 Fälle verantwortlich war.
  • In Italien war es ein Fußballspiel zwischen Atalanta Bergamo und dem FC Valencia vor über 40.000 Zuschauern in Mailand, welches im Verdacht steht die Infektionswelle richtig angefacht zu haben.
  • Im französischen Mulhouse Gottesdienste mit über 2000 Gläubigen über mehrere Tage, der das Coroanvirus in Frankreich und teilweise auch in Europa verteilt hat
  • In Deutschland der Karneval in Heinsberg
  • Im österreichischen Ischgl die Après Ski-Partys auf engstem Raum, die nicht nur sehr viele Oberbayern betroffen haben, sondern auch hunderte andere Skitouristen, die man bis nach Skandinavien nachverfolgen konnte.                                                                                                    Dies wäre auch eine Erklärung für die starken Ausbrüche in den Großstädten New York und London, in denen es sehr stark frequentierte U-Bahnlinien gibt, mit engstem Kontakt von hunderttausenden Menschen, über den Tag verteilt. In beiden Metropolen wurde erst spät mit den Lockdown-Maßnahmen begonnen. Ein US-Wissenschaftler vom MIT in Cambridge hatte diesen Zusammenhang in einer Verkehrsstudie dargestellt. Besonders tragisch sei es gewesen, dass insbesondere das Pflegepersonal der Krankenhäuser und Pflegeheime auf die U-Bahn angewiesen war.

Coronavirus: Schlussfolgerungen

Für die Südländer könnten diese Erkenntnisse, falls dies mit Antikörpertests demnächst bestätigt werden kann, künftig sogar von großem Vorteil sein. Denn bei Millionen von mit dem Coronavirus infizierter Menschen, bereits seit Wochen, hätte man beim Auftreten eine neuen Welle im nächsten Winter den Vorteil, dass diese immunisierten Bürger nicht als Infektionsspender- oder empfänger auftreten könnten, aber andererseits für die Wirtschaft und die Gesellschaft zur Verfügung stünden und keinem erneuten Lockdown unterlägen. Dieser fiele dann nicht mehr so dramatisch aus, wie der gerade überstandene.

Wir werden bald etwas mehr Auskünfte über diese ominöse Dunkelziffer bekommen, denn allein das Robert-Koch-Institut hat drei Studien mit Tausenden Probanden gestartet, um mit Antikörpertests festzustellen, wieviel Deutsche sich bereits mit dem Coranavirus infiziert haben könnten.

Der Stand der Forschung zum Coronavirus



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2 Kommentare

  1. “ Ein Hinweis zur Heimtücke…“ Ein Virus der mir nichts tut, ist also heimtückisch. Na, da muss man erst mal drauf kommen.

    Ich kann´s echt nicht mehr hören. Hier mal ein die Zahlen eines anderen Virus: HIV aus 2018

    – Ansteckungsfälle: 1,7 Mio.
    – Todesfälle: 770.000
    – Todesrate ohne Behandlung (die es nur in reichen Staaten gibt): 100%
    – Infizierte und Tote: vorwiegend junge Menschen
    – Impfstoff: keiner, und auf Grund der Viruseigenschaften wird es auch keinen geben
    – Verbreitung: weltweit

    Ich habe übrigens auch noch wissenschaftliche Berichte hier rumliegen, die damals die weitgehende Ausrottung Afrikas vorhergesagt haben.

    Wir leben schon immer mit Viren, wir werden auch weiterhin mit Viren leben müssen. Und ja, einige Viren werden auch immer mal die finale Todesursache für den ein oder anderen sein. Stellen wir jetzt dauerhaft das Leben ein, weil uns das aktuell mal wieder ins Bewusstsein gerutscht ist?

    Tatsächlich haben wir es hier mit einer globalen Panikattacke aus relativ nichtigem Anlass zu tun. Aber Panikattacken kriegt man halt rational nicht in den Griff (sonst wäre es ja keine Panik). Man muss warten bis sie entweder abklingt oder der befallene Organismus daran stirbt. Wobei auch die zweite Variante durchaus noch im Bereich des Möglichen liegt.

    1. AIDS:
      – Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand ansteckt, ohne ein Vollidiot zu sein: 0%
      – Wahrscheinlichkeit, dass ich mich bei einem Museumsbesuch mit meiner Familie anstecke: 0%
      – Wahrscheinlichkeit, dass sich mein Kind im Kindergarten ansteckt und dann müssen Oma und Opa ins Krankenhaus und anschließend in den Himmel: 0%

      Wahrscheinlichkeit, dass der Vergleich von Covid19 mit AIDS auf eine schwere Wahrnehmungsstörung und üblen Zynismus zurückzuführen ist: 100%

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