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Coronavirus: Haben wir in Deutschland bereits die zweite Welle?

Erleben wir gerade die zweite Welle des Coronavirus? Es ist Urlaubszeit, Reise- und Ferienzeit, zumindest noch in vielen Bundesländern. Gleichzeitig gibt es den Kampf gegen die Pandemie mit der Eindämmung in seinen Auswirkungen auf Mensch und Wirtschaft. Permanent ist die Rede von einer zweiten oder gar dritten Welle, die die Gesundheitsbehörden in große Aufmerksamkeit versetzen. Doch ab wann spricht man eigentlich von einer solchen Welle?

Die aktuelle Lage um das Coronavirus

Testungen für Reiserückkehrer aus Urlaubsgebieten – verpflichtend oder freiwillig, je nach Urlaubsregion – Maskenpflicht in manchen Schulen, die Gesundheitsbehörden sind alarmiert, aufgrund der gestiegenen Infektionen in den letzten Wochen. Während der Ärzteverband und manch ein Politiker aus dem Süden schon von einer realen zweiten Welle des Coronavirus spricht, ist das Robert-Koch-Institut noch vorsichtig und formuliert im Konjunktiv: Das Institut spricht gegenwärtig von vielen kleineren Ausbruchsgeschehen in verschiedenen Landkreisen. Die Zahl der Bezirke aus denen in der letzten Woche keine Fälle an das RKI gemeldet wurden, sei von 125 von Mitte Juli auf aktuell 70 gesunken.

Auslöser der Infektionsherde waren des Öfteren Feiern im Familien- und Freundeskreis, die bekannten Ausbrüche in den vergangenen Wochen in Schlachthöfen und bei Gottesdiensten und zuletzt ausgehend von Reiserückkehrern.

In den letzten Julitagen war ein Anstieg der Neuinfektionen bis zum fünften August bis auf 1024 pro Tag festzustellen, die aktiven Erkrankungen waren von ihrem Tief von Mitte Juli von etwa 5900 Fällen auf fast 10.000 gestiegen. Das Hoch vom 6. April lag bei 72.685 Menschen.

Der momentane 7-Tagesdurchschnitt an Neuinfektionen liegt bei 756 Fällen, das Hoch war bei durchschnittlich 5755.

Die Sorge der Gesundheitspolitiker

Auf der einen Seite gibt es die großen Warner, wie den Gesundheitspolitiker Professor Lauterbach und die Beschwichtiger wie Professor Schmidt-Chanasit, der die ständigen Warnungen vor einer zweiten Welle für falsch hält. Dies sei wenig konkret und für die Bevölkerung Angst einflößend.

Der Gesundheitsexperte der SPD Lauterbach hatte zu Beginn der Pandemie mit seiner Methode und seiner Doppelfunktion – Politiker und studierter Virologe – große Erfolge mit der Methode der „kontrollierten Panik“ und war seither Stammgast in vielen Talkshows. Momentan erntet er aber zunehmend Kritik, weil er praktisch vor allem warnt: Vor Fußballspielen, vor dem Sommertourismus, vor Superspreadern, vor Leichtsinnigen, vor schwerwiegenden Gesundheitsfolgen, vor unzureichenden Testungen und natürlich vor der zweiten Welle des Coronavirus. Das Problem dabei ist, dass sich die Methode mit der Zeit abnutzt – ein Abstumpfungseffekt tritt ein und mancher Reaktanz-Effekt auf. Ein solches Umfeld ist nicht über Monate aufrechtzuerhalten.

Das Problem

Auch wenn die Infektionszahlen wieder steigen und die so genannte Reproduktionszahl (R) immer wieder warnend genannt wird, ab 1,01 beginnt die Zunahme, ist es doch ein Unterschied, ob dies von 700 Neuinfizierten aus geschieht oder von 70.000, wie in den USA, trotz vierfacher Bevölkerungszahl.

Es ist wirklich nicht einfach, einen gesunden Mittelweg zu finden, zwischen fast schon paranoiden Menschen, die einsame Spaziergänge machen mit Atemmasken – und vielen Gruppen junger Menschen, die Spezialpartys feiern. Wir haben derzeit keine wissenschaftliche oder auch politische Definition, wie eine zweiten Welle des Coronavirus aussieht.

Das bedeutet auch eine permanente Bedrohung für manche Menschen, die mit der Interpretation von Zahlen überfordert sind. Gesundheitspolitiker Lauterbach wurde zuletzt konkret und sprach davon, dass für ihn die Zahl von täglich 1000 Neuinfektionen der Beginn der zweiten Welle sei. Diese Marke wurde am Mittwoch laut der Übersicht der John-Hopkins-Universität überschritten.

Es bleibt bei der Ambivalenz des Coronavirus: Harmlos für viele und extrem gefährlich für die Risikogruppen in seinen medizinischen Folgen, aber auch im Umgang mit seiner Bewältigung.

Erlebt Deutschland gerade die zweite Welle des Coronavirus



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3 Kommentare

  1. Wir haben eine Dauerwelle.

  2. Wo war denn die erste Welle? In den Krankenhäusern Kurzarbeit…

  3. @Übelkeit, bitte erläutern Sie den Zusammenhang zwischen den aktuell abgesagten und verschobenen Operationen und der ersten Welle im März/April.

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