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Coronavirus: Neuseeland mit Erfolgsmeldung – Vorbild für andere Länder?

Fast könnte man den Eindruck gewinnen, als dass sich der fünfte Kontinent zu einer Art Rückzugsgebiet für Geschädigte des Coronavirus entwickelt hat

Fast könnte man den Eindruck gewinnen, als dass sich der fünfte Kontinent zu einer Art Rückzugsgebiet für Geschädigte des Coronavirus entwickelt hat. Neben der Eindämmung in Australien (wir berichteten gestern bei FMW), kann auch der unmittelbare Nachbar Neuseeland auf eine gute Bilanz bei seiner Eindämmung des Coronavirus verweisen. Vorausgegangen waren Maßnahmen mit einer Konsequenz, wie sie nicht in vielen Ländern möglich wäre.

Der Stolz der Regierung

Der Inselstaat in Ozeanien ist nicht nur eine Traumkulisse für allerlei Filmepos (Herr der Ringe, der Hobbit), sondern jüngst auch ein Anschauensbeispiel für viele der bereits 183 von Covid-19 betroffenen Staaten. Neuseelands Regierungschefin, Jacinda Ardern, erklärte ihr Land für nahezu coronafrei: „Diese Schlacht haben wir gewonnen!“ Im ganzen Land gebe es keine unentdeckte Infektionwege in irgendeinem Winkel mehr.

Der Verlauf und die Maßnahmen gegen das Coronavirus

Wie konnte man die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus so niedrig und die Ausbreitung so effizient gestalten? In Zahlen:

Neuseeland verzeichnete bisher 1476 Fälle insgesamt, derzeit zählt man noch 216 aktive Fälle, insgesamt sind 19 Personen an der Lungenseuche verstorben Im ganzen Land liegen gerade noch sieben Personen wegen des Coronavirus im Krankenhaus, ein Mensch auf der Intensivstation. Gestern kamen nur noch zwei neue Infektionsfälle hinzu.

Regierungschefin Ardern hatte sich nach den ersten Covid-19-Fällen mit Wissenschaftlern sofort zu Maßnahmen beraten und ab Mitte März einen sehr harten Lockdown angeordnet: Stopp der Einreise nach Neuseeland, Schließung von Schulen, Geschäften, Büros und Restaurants, auch Spaziergänge an Stränden waren verboten, selbst Lieferdienste wurden eingeschränkt.

Natürlich traf es das Land wirtschaftlich sehr hart, schließlich ist allein im Tourismus jeder achte Neuseeländer beschäftigt. Bei über 4 Millionen Touristen pro Jahr, die Milliarden Euro ins Land bringen.

Premierministerin Jacinda Ardern kommunizierte dies knallhart der Bevölkerung: „Wir haben nur 102 Fälle, aber die hatte Italien auch einmal. Über einen Monat haben wir auf eine Art und Weise zusammengelebt, wie es vor zwei Monaten noch unmöglich erschienen ist und wir haben es geschafft und zwar gemeinsam!“

Mit einer Art Doppelstrategie ist es gelungen, das Coronavirus nahezu vollständig zu eliminieren: Mit der bekannten Nachverfolgung aller Infektionsketten und einer Testserie pro Kopf, wie sie es nur in wenigen Ländern der Welt gibt.

Dabei gab es auch Proteste im Land über das Ausmaß der Beschränkungen, wie auch derzeit in Deutschland und vielen anderen Staaten.

„Aber niemand werde je wissen, was passiert wäre, wenn Neuseeland nicht so strenge Bestimmungen eingeführt hätte, sagte die Regierungschefin in dieser Woche, „aber wenn wir ins Ausland schauen?“

Die Lockerungen des Lockdowns

In dieser Woche wurde in Neuseeland die Warnstufe von vier auf drei reduziert. Fast eine halbe Million Menschen dürfen wieder zur Arbeit, der Zugang zur Natur wird unter bestimmten Auflagen wieder erlaubt. Klingt irgendwie vertraut, wenn Neuseelands resolute Regierungschefin bei der teilweisen Aufhebung der Beschränkungen warnt:

„Der Tag, zum Leben vor Covid-19 zurückzukehren, wird kommen. Aber er ist noch nicht da.“ Man dürfe in dem Land mit fünf Millionen Bürgern null Toleranz für Infektionsfälle haben.

„Wir schaffen das nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“ Wir schaffen das……, klingt irgendwie bekannt, diese Formulierung.

Fazit: Neuseeland als Vorbild bei der Bekämpfung des Coronavirus?

Neuseeland, ein Inselstaat mit einer kleinen und in sich verschworenen Bevölkerung, kann nicht unbedingt als Vorbild für andere Länder gelten, die vielleicht auch von vielen Außengrenzen umgeben und dicher bevölkert sind. Aber eines hat sich gezeigt: Je schneller und konsequenter man auf einen Ausbruch einer Epidemie wie das Coronavirus reagiert, desto schneller bekommt man diese auch unter Kontrolle. Und diese Erkenntnis sollte auch für eine wieder auftretende mögliche zweiten Welle gelten – so ökonomisch schmerzhaft ein erneuter Lockdown auch werden könnte. Wenn man die Exponentialfunktion einer Virusausbreitung auch nur ein paar Wochen walten lässt, so hat dies sehr unangenehme Auswirkungen – siehe die Infizierten mit dem Coronavirus in Italien, Spanien und die USA.

Außer man versucht es mit Herdenimmunisierung, aber das ist wiederum ein anderes Thema. „Über Risiken und Nebenwirkungen informieren sie Arzt oder Apotheker“ oder die Schweden.

In Neuseeland scheint die Ausbreitung des Coronavirus gestoppt zu sein



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1 Kommentar

  1. Wenn man sich die Zahlen in Schweden ansieht (z.B. die Todesrate mit Corona nach Sterbedatum) sieht man das das Ding dort durch ist.
    Bei korrekter statistischer Analyse der Zahlen kann man in Deutschland kaum von einer ersten „Welle“ sprechen. Es verdichten sich die Anzeichen, dass die getroffenen Maßnahmen völlig wirkungslos waren.

    Und was gerne übersehen wird: Die getroffenen Maßnahmen zerstören nicht nur die Wirtschaft, sondern töten auch ganz unmittelbar. Einige Blitzlichter:
    – In Nigeria wurden zur Erzwingung der Quarantäne mehr Menschen erschossen als an Corona verstorben sind.
    – In Deutschland sind die Notrufe wegen Herzinfarktverdacht um 40% zurückgegangen (Angst vor dem Krankenhaus). Das dürfte eine ganze Menge Leben gekostet haben.
    – Die Hunger- und sonstigen Toten in indischen Slums will ich mir da gar nicht vorstellen.

    Jede Handlung (und Nichthandlung) zieht halt immer Konsequenzen nach sich. Die wir übrigens in ihrer langfristigen Perspektive überhaupt nicht überblicken.

    Deshalb schließe ich mich auch ausdrücklich nicht der Kritik an, das Einschätzungen und Entscheidungen gestern andere waren als heute.
    Denn heute ist die Welt anders als gestern und heute sollte mein Wissen größer sein als gestern.
    Aber erstens, nicht dafür zu sorgen möglichst schnell die Informationslage zu verbessern (wurde von den Regierungen aktiv verhindert) und dann wegen der Angst davor, Fehler einzugestehen und deshalb den Schaden zu maximieren ist schon kriminell.

    Oder vielleicht einfach menschlich. Und wieder mal der Beweis dafür das die Idee wir könnten irgendwas wirklich kontrollieren und steuern schlicht eine Fiktion ist.

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